Interaktive Lehr-Lern-Module zu qualitativen Erhebungsmethoden
Projektleitung: Dr. Bettina Ülpenich
Die digitale Lehre und die qualitative Forschung in den Sozialwissenschaften sind unzureichend verzahnt, sie werden mitunter als inkompatibel beschrieben. Während zahlreiche digitale Tools quantitativer Methodenvermittlung – auch am Institut für Sozialwissenschaften der HHU – existieren, ist die qualitative Methodenlehre im Rahmen von Online-Formaten unterrepräsentiert. Hier wird das beantragte Projekt ansetzen und interaktive Lehr-Lern-Module zu qualitativen Erhebungsmethoden entwickeln. Inhaltlich beziehen sich die Module auf die für die qualitative Sozialforschung zentralen Erhebungsmethoden qualitatives Interview, qualitative Beobachtung, Dokumentensammlung und Gruppendiskussion.
Als typisch für die qualitative Methodenlehre gilt eine „Einsozialisierung“ von „Methoden-Lehrlingen“ in gemeinsamen Projekten, die praktische Methodenkompetenzen vermitteln. Lehrveranstaltungen zeichnen sich durch eine Anwendungscharakteristik aus, in deren Rahmen die Beteiligten den qualitativen Forschungsprozess praktisch in einem Learning by Doing umsetzen. Die Übersetzung entsprechender Lehr-Lern-Prozesse in digitale Lernumgebungen ist bisher kaum erforscht bzw. umgesetzt. Wie die zahlreichen Einführungsbände zur qualitativen Sozialforschung, basieren qualitative digitale Lehr-Lern-Tools auf einer Vermittlung von Wissen über qualitative Methoden (z.B. Online Fallarchiv Uni Kassel; Methodenzentrum Ruhr-Universität Bochum; Quasus Pädagogische Hochschule Freiburg) und können die Vermittlung von Methodenkompetenz nur in seltenen Fällen leisten.
Didaktisch stellt das hier beantragte Projekt eine Herausforderung hinsichtlich der Hinwendung zur empirischen Forschungspraxis der qualitativen Erhebungsmethoden dar. Das Tool wird nicht allein Lehrbuchinhalte online reproduzieren und Wissen über qualitative Erhebungsmethoden vermitteln. Vielmehr gilt es, durch die praktische Anwendung des Tools Methodenkompetenzen genauso wie digitale Kompetenzen zu entwickeln. Den Studierenden wird daher über Lehrvideos (Screencasts von PowerPoint-Präsentationen) Grundlagenwissen über die jeweilige Erhebungsmethode vermittelt. Im Anschluss zeigen weitere Lehrvideos das praktische Forschungshandeln an einem Beispiel. In interaktiven Übungen (H5P) können die Studierenden das zuvor Gelernte selber zur Anwendung bringen und auf neue Kontexte bzw. Fragestellungen übertragen. Ziel ist es, Lehrvideos zu gestalten, die ein Lernen am praktischen Beispiel ermöglichen und Übungen zu entwickeln, die forschendes Lernen zur Grundlage der Aneignung von Methodenkompetenz machen.
Durch das inhaltliche Spektrum der ausgewählten Erhebungsmethoden soll den Studierenden darüber hinaus der Vergleich von Methoden ermöglicht werden, die eine sinnvolle und begründete Methodenwahl durch die Studierenden unterstützt. Die Studierenden erlangen durch den praktischen Vollzug unterschiedlicher Erhebungsmethoden in variierenden Kontexten Entscheidungskompetenz.