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Mittelhochdeutsche Sprache und Literatur online


Ausgangssituation

Dank der Unterstützung und Finanzierung durch den eLearning-Förderfonds konnten in den letzten Semestern in mehreren Projektschritten interaktive Kurse auf der Plattform ILIAS zur Begleitung des gesamten Basismoduls der Germanistischen Mediävistik entwickelt und fest in die jeweiligen Lehrveranstaltungen integriert werden: „Mittelhochdeutsch online entschlüsseln“ unterstützt die Sprachvermittlung im Einführungsseminar, „Mittelalterliche Literaturgeschichte online erkunden“ ist begleitend zur Einführungsvorlesung konzipiert und „Wissenschaftliches Arbeiten an mittelhochdeutschen Texten online trainieren“ hilft beim Schreiben der Hausarbeit zum Abschluss des Moduls im Grundseminar. Der Lernerfolg wird jeweils durch online-Lernstandserhebungen überprüft, die frühere schriftliche Abschlusstests durch semesterbegleitende Kontrollen ersetzen.

Die Aneignung der historischen Sprachstufe des Mittelhochdeutschen, die Auseinandersetzung mit der alteritären Kultur und Literatur des Mittelalters und schließlich das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit über einen mittelalterlichen Text stellen hohe Anforderungen an die Studierenden. Die eLearning-Kurse eröffnen ihnen die Möglichkeit, ihre Sprachkompetenz und ihr literarhistorisches Wissen selbstständig zu vertiefen, zu trainieren und ihr Verständnis zu überprüfen. Der Begleitkurs zum Grundseminar hilft beim schrittweisen Erwerb der Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens im Semester und besonders bei deren eigenständiger Anwendung in den Semesterferien, von der Planung und Literaturrecherche bis hin zu den Fußnoten und zur Abgabe der fertigen Hausarbeit.

Ziele und Zielgruppen

Unser übergreifendes Ziel ist es, eLearning zum integralen Bestandteil des gesamten altgermanistischen Studiums zu machen, das die Studierenden von der ersten Einführung bis zur Abschlussarbeit begleitet und ihnen eine zuverlässige Anlaufstelle bietet, um Informationen, Materialien und Übungsangebote zur besseren Organisation ihres Selbststudiums zu erhalten. Durch das auf ein Jahr angelegte neue Projekt sollten die bereits vorhandenen Angebote daher in einen gemeinsamen Lernraum transferiert und besser koordiniert, die Nutzbarkeit für Studierende und Dozierende optimiert und insbesondere das Selbststudium durch Erweiterung und Ergänzung der Inhalte noch besser angeleitet werden. Der Kreis der Nutzerinnen und Nutzer sollte über sämtliche Studierende der Germanistik im Basismodul hinaus auf Studierende höherer Fachsemester ausgedehnt werden, um sie auch im weiteren Studium sowie bei Hausarbeiten im Fachmodul und bei Abschlussarbeiten zu fördern.

Umsetzung

Am Anfang der Projektarbeit stand die Einrichtung eines übergreifenden Lernraums zur Integration und besseren Vernetzung der vorhandenen Kurse. Hier sollen alle zentralen altgermanistischen Angebote gebündelt und jederzeit für die Studierenden abrufbar sein. Bei der Einrichtung der Seite wären allerdings mehr Gestaltungsmöglichkeiten für einen ansprechenden Einstieg wünschenswert, um die Nutzung für die Studierenden attraktiver zu machen.

Im nächsten Schritt erfolgte die Strukturierung und Überarbeitung des umfangreichen Fragenpools, der sämtliche in den zurückliegenden Projekten erstellten Übungsaufgaben der drei Kurse enthält. Dieser Schritt war erforderlich, um den Dozierenden die Zusammenstellung von Übungseinheiten und Tests, die auf ihre Kurse zugeschnitten sind, zu erleichtern. Durch ein einheitliches Bezeichnungssystem ist es nun möglich, passende Fragen schon am Titel zu erkennen und gezielt nach bestimmten Themenkomplexen zu suchen. Überdies wurden Korrekturen vorgenommen und divergierende Fachtermini angeglichen, um den Studierenden die Orientierung zu erleichtern.

Ein zentraler Teil des Projekts bestand darin, den Kurs „Mittelhochdeutsch online entschlüsseln“ durch die Konzeption und Ausarbeitung eines interaktiven Begleitkurses zu erweitern, der die selbstständige Vor- und Nachbereitung der im Seminar vermittelten Themen (v.a. Aussprache, Phonologie, Morphologie und Syntax des Mittelhochdeutschen) ermöglicht. Die richtige Aussprache wird beispielsweise durch ein Wissensmodul vermittelt, das einen Beispieltext zunächst zusammen mit der entsprechenden Hörprobe vorstellt. Auf den folgenden Seiten werden dann Schritt für Schritt die Ausspracheregeln anhand von Beispielen aus dem Text erläutert.

Anschließend kann der Nutzer/die Nutzerin den Text noch einmal anhören und dabei die Anwendung der Regeln und die korrekte Aussprache nachvollziehen. Mit dieser ist eine erste Grundlage zum Verständnis des Mittelhochdeutschen gewonnen. Von Vorteil wären hier allerdings weitere interaktive Anwendungsmöglichkeiten, um den Vorteil gegenüber den Printmedien auszubauen, wie z.B. Overlay-Funktionen, durch die die eingestellten mittelhochdeutschen Texte mit Erläuterungen und Übersetzungen versehen werden könnten, die durch Bewegung des Cursor aufgerufen werden.

Am Ende folgen hier, wie auch in allen weiteren Wissensmodulen, Übungsfragen zur Festigung und Überprüfung der vermittelten Inhalte. Diese bereiten daneben auch auf die insgesamt drei Lernstandserhebungen des Seminars vor.

Ebenfalls revidiert und ergänzt wurde der Kurs zum wissenschaftlichen Arbeiten. Hier ging es in erster Linie darum, neben dem ersten Teil zur Vermittlung von Grundkenntnissen zum Thema Hausarbeit und dem zweiten Teil, einem Leitfaden mit Beispielen für den Schreibprozess, einen neuen dritten Teil zu konzipieren, der die weiterreichenden Anforderungen an die BA- und MA-Arbeit erläutert, angefangen von den Anmeldemodalitäten über die formale Gestaltung und die Konzeption von Einleitung und Fazit bis hin zum Layout. Dieser dritte Teil dient der Begleitung des Kolloquiums, das auf die BA- und MA-Arbeiten vorbereitet.

Die Erfahrungen aus dem Kolloquium zeigen, dass sich die Studierenden besonders in dieser Phase neben einer engen persönlichen Betreuung Anleitungen und valide Informationen wünschen, um auch alle formalen Anforderungen zu erfüllen und ihr Studium erfolgreich abzuschließen.

Ergebnis und Ausblick

Da die Projektarbeit parallel zu den laufenden Seminaren erfolgte, steht das vollständige Angebot den Studierenden erst ab dem Sommersemester 2018 zur Verfügung. Die Evaluationen im SoSe 2017 zum wissenschaftlichen Arbeiten und im WiSe 2017/18 zur  Einführung ins Mittelhochdeutsche belegen bereits eine hohe Akzeptanz des eLearning.

Das zeigt auch das sehr positive Feedback zu den Freitext-Fragen. Insbesondere die Möglichkeiten des Sprachtrainings und die durch Links, Videotutorials und Screenshots anschaulichen Anleitungen zum wissenschaftlichen Arbeiten werden sehr geschätzt, den Wunsch nach weiteren Erläuterungen und Übungsmöglichkeiten haben wir mit dem neu angelegten Begleitkurs zum Mittelhochdeutschen erfüllt. Weitere Forderungen nach Verbesserung und Erweiterung beziehen sich insbesondere auf die Ergänzung von Übersetzungsübungen, die online schwieriger umzusetzen sind. Hier liegt eine Aufgabe für die Zukunft. „Wunschlos glücklich“, wie jemand schrieb, sind wir jedenfalls noch nicht. Insbesondere die technische und gestalterische Realisation des gemeinsamen Lernraums möchten wir noch weiter optimieren. Dazu gehört die Verwaltung des jedes Semester größer werdenden Kreises von Mitgliedern der Kurse und die gesonderte Kommunikation mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der laufenden Seminare, die etwa per Mail über die Lernstandserhebungen informiert werden sollen. Die unsichere Internetverbindung in vielen Seminarräumen verhindert eine bessere Integration des eLearning in die Präsenzlehre, um den Studierenden das erweiterte Angebot vorzuführen und sie zu konstanterer und intensiverer Nutzung zu motivieren. Die Evaluationen zeigen, dass trotz der Einsicht in den Nutzen des eLearning hier noch weitere Überzeugungsarbeit erforderlich ist.

Ausbau und Koordination der online-Angebote in der Germanistik insgesamt sind derzeit in Planung, um die Digitalisierung der Lehre in unserem gesamten Faches weiter voranzubringen.


PD Dr. Silvia Reuvekamp, Dr. Tanja Mattern

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