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Das BGB-Fälle-Wiki

Projektvorstellung

Mit dem Projekt „Das BGB-Fälle-Wiki“sollte von Studierenden eine DatenbankexamenstypischerFallkonstellationen im Zivilrecht erarbeitet werden. Das Wiki war als interaktive Lernmethode gedacht und sollte für Studierende aller Semester nutzbar sein. In dem Projekt sollten typische Konstellationen in zivilrechtlichen Streitigkeiten identifiziert und als Lern-Muster von den Studierenden aktiv in einem Wiki aufbereitet werden. Als Ergebnis sollte eine wiederverwendbare Datenbank entstehen, in der praxisrelevante, examenstypische, aktuelle juristische Fälle gesammelt und aufbereitet wurden. Die Erstellung des Fälle-Wikis wurde in zwei Vorlesungen eingebunden.

Ziele & Zielgruppen

Das Hauptziel des Projekts war es, dass die Studierenden während des Jura-Studiums eigenes Lernmaterial durch elektronisches Teamwork erarbeiten. Ein weiteres Ziel des Projekts war es, Jura-Studierende mit einigen elektronischen Tools vertraut zu machen, die für "Legal Tech" wichtig sind. (Legal Tech ist die Integration elektronischer Hilfsmittel in die Rechtswissenschaften.) Dies beinhaltete folgende Teilziele:

-Eine verbesserte Vor- und Nachbereitung der Fälle, die in der Vorlesung besprochen wurden

-Die Studierenden sollten zu eigeninitiiertem kollaborativem Arbeiten animiert werden: Motivation durch (im Jura-Studium völlig unübliche) Gruppenarbeit und e-Arbeit

-Durch gegenseitige Kontrolle und Diskussion im Wiki sollte ein Lerneffekt eintreten

-Das Fall-Lernen sollte flexibler gestaltet werden

-Eine Innovation der Hochschullehre, die nicht hinreichend examensgerecht gestaltet ist

-Eine Wiederholung und Auffrischung für Klausuren, angepasst an das individuelle Lerntempo

Die Zielgruppen waren somit alle Studierenden der Rechtswissenschaften, von dem Semester, in dem das Wiki aktiv in die Vorlesung eingebunden wurde, bis hin zu den Examenskandidaten, die von den Erarbeitungen profitieren und diese weiter verbessern sollten.

Umsetzung im Förderzeitraum 

Das Wiki wurde als eine interaktive Datenbank in dem Portal Ilias umgesetzt. Die Datenbank konnte für die jeweiligen Semester freigeschaltet werden, sodass jeder der Studierenden aktiv die Einträge bearbeiten konnte. Das Lehrstuhlteam und die wissenschaftliche Hilfskraft hatten Administratorrechte und haben die Beiträge moderiert/korrigiert und Wiki-typische Verknüpfungen von Themen und Normen hinzugefügt. Dies führte dazu, dass die Navigation in dem Wiki effizient und einfach nutzbar war. Die Bearbeitungen konntendurch Ilias chronologisch nachvollzogen werden. Das Wiki wurde auf mehreren Ebenen in die Lehre integriert:

Inhaltliche Ebene(eLearning):

-Es wurde eine eigene Datenbank mit Wiki-Charakterangelegt.

-Dies diente auch der Vorbereitung der späteren Arbeit im Berufsalltag (der stärker als die universitäre Ausbildung bereits von Legal Tech geprägt ist).

Individuelle Ebene(soft skills):

-Wichtige Lernkonstellationen wurden von den Studierenden kollektiv erarbeitet.

-Die erarbeiteten Konstellationen wurden aktiv in die Vorlesung eingebunden.

-Die Studierenden haben ihre Arbeiten in der Vorlesung präsentiert.

Inhaltliche Ebene(Zivilrecht):

-Das Wiki stärkte das Verständnisder Studierenden für Gerichtsentscheidungen.

-Es handelte sich dabei um zivilrechtliche Muster-Konstellationen mit hoher Klausurrelevanz.

-Zudem wurde ein Transfer von alten Leitentscheidungen/Lehrbuchfällen zu neuen Konstellationengeleistet: Auf diese Weise erfolgteeine Verbesserung der Lehre, die - trotz der hohen Examensrelevanz - Lücken in Hinblick auf die Aktualität der Fallbeispiele aufwies.

Bewertung

Das Projekt ist nur teilweise geglückt. Unterschätzt wurden zunächst der technische Aufwand der Einrichtung und die Zugangs-Hürden bei der Bearbeitung. Teilweise haben wir diesem Problem abgeholfen, indem studentische Hilfskräfte die Ergebnisse der Studierenden eingepflegt haben. Sehr hoch war der Aufwand, die Arbeiten der Studierenden fachlich zu kontrollieren und ggf. zu korrigieren. Hier hatten wir – ehrlich gesprochen – bessere Ergebnisse von den Studierenden erwartet. Diese Aufgabe lastete die WHK, die für das Projekt tätig war, vollständig aus. Erhebliche Schwierigkeiten bereitete trotz massiver Anstrengungen unsererseits die Motivationder Studierenden, an dem Projekt überhaupt teilzunehmen. Für Jura-Studentinnen und -Studenten, so scheint es, sind derartige Lehrinnovationen offenbar sehr gewöhnungsbedürftig. Der unmittelbare Nutzen für die Klausuren durch die entstehende Mehrarbeit wurde nicht erkannt oder führte jedenfalls nicht dazu, dass die Studierenden mitmachten. Das wiederum führte dazu, dass die Wiki-Datenbank sich nur zögerlich etwas füllte. Dadurch blieb der Datenpool begrenzt. Die Spirale des Mitmachens wurde somit nicht wirklich in Gang gesetzt. Gerade für fortgeschrittene Jura-Studierende blieb das Wiki damit unattraktiv. Zudem bot die Qualität der Beiträge noch nicht den gewünschten Mehrwert für Leser/innen. In einem gewissen Kontrast zu diesen eher ernüchternden Ergebnissen stehen die Ergebnisse der Evaluation, die allerdings nur ein kleines Sample repräsentiert. Im zweiten Durchlauf haben 32 Personen am Wiki aktiv teilgenommen. Bei der Präsentation der Ergebnisse in der Vorlesung waren jeweils ca. 100 Studierende anwesend. Die Gesamtevaluation der Vorlesung, in die das Wiki-Projekt eingebunden war, fiel sehr positiv aus. An der Evaluation des Wiki-Projekts haben (nur) 8 Studierende teilgenommen. Diese haben das Projekt ausgesprochen positiv bewertet:

-86 % der Studierenden hat es sehr viel gebracht ein Arbeitspapier für das Wiki selbst zu erarbeiten.

-50 % der Studierenden haben sich mindestens einmal getroffen.

-75 % der Studierenden haben vor allem elektronisch zusammengearbeitet.

-75 % fanden die Aufgabenstellung und die Vorgehensweise klar und verständlich.

-Zufriedenheit mit den erstellten Materialien der anderen Gruppen: 100 %

-Erhebliche Verbesserung des Verständnisses aktueller Rechtsprobleme:  100 %

-Intensivere Einarbeitung in Probleme als in herkömmlichen Vorlesungen: 100 %

-100 % dieser Studierenden würden ihren Freundinnen und Freunden die Teilnahme an einem weiteren Wiki-Projekt empfehlen.

Ausblick

Mit dem Wegfall der Förderung hat der zuständige Mitarbeiter, Daniel Jakob, den Lehrstuhl verlassen. Das Wiki-Projekt wurde nach Ablauf des Semesters eingestellt. Eine Neuauflage scheint wünschenswert. Sie könnte auf den gemachten Erfahrungen aufbauen. Es müsste aber in Form eines Workshops oder Seminars ein Grundstein für eine Vielzahl erfasster Fälle gelegt werden, damit das Wiki als Datenbank relevant wird.

Verantwortlichkeit: