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Demarginalsing orature: Translating minor forms into the digital age

Projektleitung: Dr. Eva Ulrike Pirker

Im Rahmen des Projekts wird gemeinsam mit Studierenden eine Auswahl an mündlich überlieferten Folktales der in Nordghana und im Grenzbereich von Ghana und Togo lebenden Konkomba wissenschaftlich aufbereitet und über die Encodierungsinitiative TEI digital zugänglich gemacht. Im anglophon und urban geprägten Ghana stellen die Konkomba eine heute vergleichsweise ‚kleine‘ Kultur dar. Das Projekt möchte somit einen explorativ-exemplarischen Beitrag zur Dekolonisierung von Wissenskulturen leisten, indem es Erzählungen und Erzählformen einer marginalisierten Gruppe sichtbar macht. Darüber hinaus leistet das Projekt einen wichtigen exemplarischen Beitrag zur Bereitstellung und Erforschung mündlicher Erzählformen.

Dem Projekt liegt die Auseinandersetzung mit den Grenzen des Transfers von Oralität in die Schriftlichkeit zugrunde, die insbesondere im kolonialen Kontext problematisch sein kann. Mit den Prozessen der Verschriftlichung und Übersetzung werden unweigerlich Setzungen vorgenommen, die zu verengenden Fixierungen führen, die der Offenheit und Ambiguität der (oft dialogisch angelegten) Erzählsituation nicht gerecht werden.  

Die Studierenden lernen, die bereits transkribierten und ins Englische erstübersetzten Texte mit Blick auf westafrikanische Kulturspezifika und das Urheberrecht kritisch und zugleich behutsam zu encodieren. Zusätzlich zum Gewinn tiefer Einblicke in einen westafrikanischen Kontext erlernen sie Fähigkeiten im zunehmend wichtiger werdenden Feld des Coding sowie Methoden und Strategien des digitalen Publizierens.

Die Konkomba Folktales wurden von Projektmitarbeiter Tasun Tidorchibe im Rahmen seiner Doktorarbeit zusammengetragen und ins Englische übersetzt. Sie werden von ihm mithilfe eines formalistisch-literaturwissenschaftlichen Zugangs untersucht. Die als forschendes Lernen bzw. lernendes Forschen konzipierte Beteiligung der Studierenden trägt somit unmittelbar zu einem laufenden Forschungsprojekt bei und wird in einem projektbegleitenden Blog festgehalten. Insgesamt werden die Studierenden am Beispiel des konkreten Projekts für einen nachhaltigen und ethischen Umgang mit Daten marginalisierter Gruppen sensibilisiert. Im weiteren Sinne leisten die Studierenden einen Beitrag zur Erarbeitung eines differenzierten Bildes afrikanischer Literaturen und somit zur Dekolonisierung weltliterarischer Diskurse und Wissenswelten.

Verantwortlichkeit: