Zum Inhalt springenZur Suche springen

Interaktive Falllösungen im Examensrepetitorium Sachrecht: (E-Lösungen)

Projektleitung: Jun.-Prof. Dr. Jannik Otto

Ausgangssituation
Das Sachenrecht stellt eine umfangreiche und anspruchsvolle Materie im juristischen Studium dar. Regelmäßig werden die Inhalte im Staatsexamen abgefragt, weshalb eine intensive Auseinandersetzung eine unabdingbare Voraussetzung für das erfolgreiche Bestehen des Ersten Staatsprüfung ist.

Im Rahmen des universitären Examinatoriums sollen die Studierenden mithilfe von Fällen bestmöglich auf die Examensprüfungen vorbereitet werden. Die Veranstaltung dient der umfangreichen Wiederholung und Festigung des im Studiums erlangten Wissens sowie der notwendigen Falllösungskompetenzen.

Dazu wird die Veranstaltung im Sachenrecht seit dem Sommersemester 2022 erstmalig von eLearning-Einheiten begleitet. Dabei konnte auf ein mittlerweile bewährtes Konzept zurückgegriffen werden, welches im Wintersemester 2021/2022 für die Examinatoriums-Veranstaltungen für den Allgemeinen Teil des Bürgerlichen Rechts und den Allgemeinen Teil des Schuldrechts entwickelt und erprobt wurde. Die in den Veranstaltungen bearbeiteten Fälle wurden dafür so aufbereitet, dass die eLearning-Einheiten die Möglichkeit einer umfassenden und interaktiven Nacharbeit bieten. Im Fokus steht dabei nicht nur die Wiederholung, sondern vielmehr die Anregung eines problemorientierten Vorgehens am Fall. Insbesondere das Erstellen einer Fallskizze hat im Sachenrecht das bewährte Konzept im Sommersemester 2022 erweitert. Damit konnte auf die Besonderheiten und Schwierigkeiten des Teilrechtsgebietes eingegangen werden.


Ziele und Zielgruppen
Das Bereitstellen von eLearning-Einheiten verfolgt das Ziel, über das in den Veranstaltungen wiederholte Wissen hinaus Kenntnisse zu festigen, indem umfangreiches Material zur praktischen Fallbearbeitung zur Verfügung gestellt wird. Die interaktiven Module, die im Rahmen der Veranstaltungen des universitären Repetitoriums angeboten werden, sind eine zusätzliche Unterstützung in der intensivsten Phase nach dem Studium, der Examensvorbereitung. Die eLearning-Einheiten zielen zudem darauf ab, zunächst eine Selbsteinschätzung zum eigenen Kenntnisstand zu ermöglichen sowie über die Fälle hinweg Lernfortschritte zu erkennen. Dazu ermöglichen die verwendeten Ilias-Elemente eine fast schon spielerische Herangehensweise an die Probleme des jeweiligen Falles.

In erster Linie profitieren von den eLearning-Angeboten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung des universitären Repetitoriums Sachenrecht. Im laufenden Semester (SoSe 2022) belief sich die Zahl eingeschriebener Studierender auf knapp 270 Personen. Diese können während ihrer individuellen Examensvorbereitung, die sich über mehrere Semester erstreckt, jederzeit auf die Materialien und eLearning Einheiten zugreifen und von diesen profitieren. Diese Möglichkeit besteht auch, wenn der Besuch der Veranstaltung schon länger in der Vergangenheit liegt, und auch für Personen, die nicht an der Veranstaltung teilgenommen haben. Die eLearning-Einheiten bieten nicht nur die Chance, dass das universitäre Repetitorium einen innovativen und digitalen Weg einschlägt, sondern auch einen nachhaltigen Nutzen für die derzeitigen und kommenden Examenskandidaten.


Umsetzung
Die Umsetzung der eLearning-Einheiten erfolgte über die Ilias-Plattform in Form von Lernmodulen. Begleitend zu den bearbeiteten Fällen in der Vorlesung wurden dieselben Fälle zur intensiveren Nacharbeit und Wiederholung aufgearbeitet. Die Idee dahinter ist, die Studierenden, entgegen der altbewährten Praxis nur die ausformulierte Falllösung zur Verfügung zu stellen, durch Portionierung der Fälle und Abschichtung der Sachfragen zur interaktiven Mitarbeit und zum Mitdenken anzuregen. Eine Neuerung in diesem Semester stellt auch die inhaltliche Verschlagwortung sowie die Einschätzung des Schwierigkeitsgrads des Falls dar. Dafür wird ein Level zwischen 1 und 5 angegeben. Dies ermöglicht auch eine Einschätzung, wie zeitintensiv die Bearbeitung bzw. Nacharbeit sein wird.

Zunächst werden die Studierenden dazu aufgefordert, eine Lösungsskizze sowie ein Schaubild zum Fall zu erstellen. Das Erstellen eines Schaubildes stellt eine Neuerung des Konzepts dar, wodurch auf die besondere Komplexität der Fälle im Sachenrecht eingegangen wird. Sie sind häufig mehraktig und spielen sich in einem Mehrpersonenverhältnis ab. Zur Übersichtlichkeit ist das Erstellen eines Schaubildes unerlässlich. Studierende werden aufgefordert, selbst eine Darstellung zu entwickeln, die sie bei der Klausuranfertigung anwenden. Sodann können sie ihre Skizze mit dem in Ilias angebotenen Schaubild abgleichen.

Es wurde stets darauf geachtet, dass eine sinnvolle Variation an Abfrage-Typen gewählt wurde. Die Fragen sind in das Thema einleitend, analysierend oder problembezogen und sind inhaltlich an eine typische, den Studierenden wohl bekannte Arbeitsgemeinschaft angelehnt. Hierbei weist die interaktive Lösung ebenso wie ein präsenter AG-Leiter auf Urteile, alternative Lösungswege oder Hinweise zur Fallbearbeitung hin.

Zudem sollte den Studierenden die Bearbeitung der interaktiven Falllösung so übersichtlich wie möglich gemacht werden. Ein besonderes Augenmerk wurde darauf gelegt, dass das Wechseln zwischen dem Sachverhalt des Falles und der Falllösung sowie den einzelnen Bausteinen der Falllösung jederzeit möglich ist. Die Übersichtlichkeit der Falllösung wird dadurch gewährleistet. Weitere Verbesserungen gegenüber einer Falllösung im (ausgedruckten) pdf-Format wie die Verlinkung relevanter Normen und der Definitionen im Glossar ermöglichen und erleichtern eine jederzeitige Bearbeitung. Didaktisch wurde darauf geachtet, dass im Gegensatz zur bloß ausformulierten Lösung, die interaktive Lösungsskizze nur bereits bearbeitetes offenlegt. Damit wird versehentliches Vorgreifen in der Falllösung bei einem hilfsweisen Blick in die e-Learning Angebote vermieden. Bereits für die Veranstaltungen des letzten Semesters wurde fall- und rechtsgebietsübergreifend ein Glossar erstellt, auf das per Link an relevanter Stelle direkt aus dem Fall heraus zugegriffen werden kann. Dieses wurde für die Veranstaltung Sachenrecht aktualisiert und erweitert. An einschlägigen Stellen wurden die Falllösungen zudem durch Ausschnitte aus aussagekräftigen Urteilen, Kommentaren oder Lehrbüchern ergänzt, sodass die Studierenden diese direkt verfügbar haben.


Ergebnisse und Ausblick
Nach einer umfangreichen Einarbeitung in das Ilias-System und der Erfahrungen aus dem Wintersemester 2021/2022 brachte die Umsetzung der eLearning-Einheiten keine Schwierigkeiten mit sich. Weiterhin wünschenswert wäre künftig eine effektivere Nutzung von Freitextabfragen. Diese könnte die Qualität der Lernsequenzen, und damit auch der Nacharbeit, erheblich steigern, da hierbei eine besondere Eigenleistung gefordert wird. Solche Freitextabfragen könnte die bestehenden Abfrage-Elemente sinnvoll ergänzen.

Seit einem kürzlichen Ilias-Update können die Antwortmöglichkeiten nun mit Begründungen ausgestattet werden. Damit können die Studierenden leichter den Hintergrund der Frage erfassen und ggfs. Missverständnissen abhelfen, die beim Lesen der Frage aufgekommen sind. So können die Studierenden erkennen, dass sie zwar die konkrete Frage falsch beantwortet haben, aber in der Sache dennoch richtig lagen. Dies vermindert die Unsicherheit im Umgang mit den Fragen. Dieses Update konnte aus Zeitgründen nicht mehr genutzt werden, verspricht aber zukünftig eine Verbesserung der eLearning-Einheiten.

Schließlich ist es in Ilias nicht möglich, aus dem Glossar eine Karteikarten-Abfrage zu erstellen. Zwar besteht die Möglichkeit einer Druck-Version. Allerdings wäre eine Abfrage über virtuelle Karteikarten wünschenswert, um den Vorteil des Glossars weiter auszuschöpfen.

An der abschließenden Evaluation beteiligten sich leider nicht ausreichend Personen. Dies ist vermutlich dem Umstand geschuldet, dass die Examenskandidatinnen und -kandidaten zunehmend unter Examensstress stehen und das Sachenrecht in viele weitere Repetitoriumsveranstaltungen eingebettet ist. Die Evaluation vorzuziehen war aus unserer Sicht keine bessere Option, weil die eLösungen gerade erst mit zeitlichem Abstand zur Veranstaltung Nutzen stiften. Aus der Evaluation der Veranstaltung Sachenrecht geht aber hervor, dass die eLösungen auch im Sachenrecht gut angenommen wurden.

Perspektivisch gibt das Vorhaben noch viel Raum, da das universitäre Repetitorium noch viele weitere Rechtsgebiete umfasst. Besonders dem umfangreichen Rechtsgebiet des Zivilrechts würde es zugutekommen, wenn eine einheitliche Nacharbeit mit den zusätzlichen e-Learning-Angeboten ermöglicht werden würde und so etwa ein einheitliches Glossar entsteht. Es kann konstatiert werden, dass das Projekt und dieses Anschlussprojekt eine erprobte und geschätzte Grundlage bildet, dessen Konzept auf weitere Veranstaltungen erstreckt werden kann.

Verantwortlichkeit: