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Online-Training für Schmerzdiagnostik und Therapiemanagement in der Zahnerhaltung - Folgeprojekt

Projektleitung: Prof. Dr. Michelle A. Ommerborn

Ausgangssituation:

Studierende der Zahnmedizin behandeln im klinischen Studienabschnitt ab dem 7. Semester selbständig Patient*innen. Bis zum 6. Fachsemester wird das grundlegende theoretische Wissen vermittelt und die praktischen Fertigkeiten werden an Phantompatienten erworben. Der Transfer des Erlernten vom Phantompatienten auf reale Patient*innen mit medizinischen Anamnesen, komplexen Befunden und der Arzt-Patienten- Interaktion ist für die meisten Studierenden eine große Herausforderung. Häufig sind Studierende mit klinischen Situationen konfrontiert, die sie an Patient*innen bisher nicht geübt haben. Dadurch treten Unsicherheiten im Verlauf der Behandlung auf. Die Studierenden berichten häufig, dass sie in diesen Situationen starken Stress empfinden.

Im Jahr 2021 wurden Lernmodule für die Studierenden der klinischen Kurse erstellt. Diese Module beinhalten Lernvideos zu klinischen Themen im Bereich der Diagnostik und Therapie und abschließenden Fragen zur Wissensfestigung. Im Rahmen einer Evaluation dieser Lernmodule wurden Verbesserungsvorschläge von Seiten der Studierenden gemacht und Wünsche bezüglich weiterer Lernmodule geäußert.

Ziele & Zielgruppen:

Durch die Erweiterung des E-Learning Trainingsprogramms sollen die Studierenden ein besseres Verständnis der klinischen Behandlungsabläufe erlangen. Die Vorbereitung auf die jeweilige Behandlungssituation soll verbessert werden, so dass die Behandlungssitzungen von den Studierenden effektiver genutzt werden können. Zudem soll durch die bessere Vorbereitung auf die klinischen Situationen eine Reduktion der Behandlungsängste seitens der Studierenden erreicht werden. Auch ein sichereres Auftreten der Studierenden bei der Behandlung von Patient*innen wird durch eine Verbesserung der diagnostischen Fähigkeiten angestrebt.

Durch die Lernmodule soll den Studierenden eine selbstständige Kontrolle ihres Wissenstandes geboten werden. Die bisherige Zielgruppe umfasste das 6., 7. und 9. Fachsemester. Zusätzlich sollen, im Hinblick auf das neue Curriculum in der Zahnmedizin, einzelne Lernmodule zum Thema Prophylaxe erstellt und im Kurs des 2. Semesters als Inverted Classroom integriert werden.

Als weitere Ziele sind zu nennen:

  • Vertiefung klinischer Behandlungsabläufe durch Wiederholbarkeit der Lernmodule
  • Verbesserung der diagnostischen Fähigkeiten bei akuten Schmerzbehandlungen
  • Reduzierung von Behandlungsängsten auf Seiten der Studierenden durch bessere Vorbereitung auf die Behandlungsabläufe
  • Wissensanwendung ort- und zeitunabhängig
  • erhöhte Motivation der Studierenden durch direktes Feedback
  • bessere Nachbearbeitung der im Präsenzunterricht vermittelten Lerninhalte
  • Vermittlung klinischer Behandlungsschritte und Systematiken durch Visualisierung theoretischer Inhalte
  • insgesamt ein erleichterter Einstieg in klinische Behandlungssituationen
Umsetzung:

Das Projekt wurde in Form von Lernmodulen auf der ILIAS-Plattform angelegt. Wie schon in der vorherigen Förderung, wurden zunächst mit Unterstützung des Multimediateams, verschiedene klinische Situationen und Behandlungsabläufe mithilfe von Schauspielpatient*innen und Modellen professionell aufgenommen. Die daraus entstandenen Videos wurden durch studentische Hilfskräfte mithilfe von Camtasia und Gimp bearbeitet. Bei der Anwendung der Lernmodule sollen von den Studierenden zunächst Videos angeschaut werden. Größtenteils sind Lernmodulseiten mit zusätzlichen Informationen und Erklärungen sowohl in Text- als auch in Bildform konzipiert worden und im Anschluss an die Videos in die Lernmodule integriert worden. Durch die Umsetzung auf ILIAS stehen den Studierenden verschiedene abwechslungsreiche Aufgabentypen zur Verfügung, um im Nachgang das erlangte Wissen zu überprüfen und zu vertiefen. Für ein mit der Übung verknüpftes Erfolgserlebnis bekommen die Studierenden unter anderem nach den Multiple-Choice-Fragen, Single-Choice-Fragen, und Hotspot/Imagemap Aufgaben eine direkte Rückmeldung zu der von ihnen erteilten Antwort.

Die bereits existierenden Videos aus der ersten Förderrunde 2020-II wurden nachträglich unter anderem mit Tonspuraufnahmen kombiniert, da in der damaligen Evaluation durch die Studierenden kritisiert wurde, dass die Videos keine gesprochene Kommentierung enthielten. Auch die bereits vorhandenen Lernmodule wurden im Rahmen des Folgeprojekts anhand der Evaluationsergebnisse überarbeitet und den Bedürfnissen der Studierenden angepasst. Zudem wurden Sachmittel, in Form von Phantomzähnen und Modellen eigens für die Erstellung des E-Learning Angebots angeschafft und verwendet.

Für den erstmalig zum Sommersemester 2022 stattgefundenen Kurs der „Präklinischen Propädeutik 2, Schwerpunkt Präventive Zahnheilkunde“ im 2. Fachsemester wurden mehrere Lernmodule zum Thema Prophylaxe erstellt und als fester Bestandteil des Leistungskatalogs in Form von Inverted Classroom in den Kurs integriert. Die Bearbeitung dieser Lernmodule wurde als Pflichtleistung in den Leistungskatalog aufgenommen.

Die überarbeiteten Lernmodule aus der ersten Förderlinie wurden von den Studierenden des 6. Fachsemesters evaluiert.

Ergebnisse & Ausblick:

Um die Lernmodule aus der ersten Förderlinie erneut zu begutachten, haben insgesamt 9 Teilnehmer des 6. Fachsemesters freiwillig die überarbeiteten Module bewertet. Für die Durchführung der Evaluation wurde ein Online-Evaluationsbogen erstellt. Die Teilnehmer erhielten eine E-Mail mit dem Link zur Online-Evaluation und den Zugangsdaten für die Lernmodule. Die zu bewertenden Lernmodule wurden zeitgleich zur Bearbeitung freigeschaltet.

Dabei lag die durchschnittliche Bearbeitungsdauer für alle 3 Testmodule bei 54 Minuten. Im Rahmen der Evaluation konnte auf eine zufriedenstellende Akzeptanz des zusätzlichen Lernangebots geschlossen werden. 67% der Teilnehmer gaben an, durch die Nutzung der Lernmodule Kompetenzen erworben zu haben, die sie für die spätere Berufspraxis als hilfreich erachten (Abb. 8). Für 78% war das E-Learning-Angebot einfach zu nutzen (Abb. 9) und für 67% boten die Module eine Unterstützung im selbstorganisiertem Lernen (Abb. 10). 100 % der Studierenden gaben an, dass erfolgreich beantworteten Fragen sie motivierten und 33,3 % führten zusätzlich an, dadurch selbstbewusster zu werden (Abb. 11).

Im Freitext der Evaluation wurde die Möglichkeit der Wiederholbarkeit mehrfach positiv hervorgehoben und eine Erweiterung des E-Learning Angebotes gewünscht. Für 56% der Studierenden lief die technische Umsetzung einwandfrei ab (Abb. 11). Im Freitext wurde hauptsächlich die problematische Beantwortung einiger Fragetypen auf ILIAS mithilfe von Tablets kritisiert.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich das neue Lehrangebot positiv auf die Lernmotivation der Studierenden auswirkt und vorbereitend auf die praktischen Kurse, aber auch während dieser, Unterstützung bietet. Insgesamt 67 % der Teilnehmer würden die Lernmodule anderen Studierenden empfehlen (Abb. 13).

Einige Lernmodule sind bereits als fester Bestandteil der klinischen Kurse eingeführt und in die Lehre integriert. Zusätzlich sollen im Folgeprojekt weitere Lernmodule erstellt werden, um das Angebot zu erweitern und den Studierenden der Zahnmedizin eine abwechslungsreichere Lehre anbieten zu können. Im Rahmen der Umstrukturierung des Zahnmedizinstudiums wurden bereits ILIAS Lernmodule in das 2. vorklinischen Semester als Pflichtbestandteil integriert. Durch das anschließende Folgeprojekt sind hierfür weitere Lernbestandteile vorgesehen und die Verbesserung anhand der Rückmeldung der Studierenden fest eingeplant.

Verantwortlichkeit: