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Elektronische Klausuren im Blockpraktikum Rechtsmedizin

Obgleich von Studierenden nicht immer positiv wahrgenommen, sind Prüfungen essentiell für den Lernerfolg und unterstützen die Entwicklung der Studierenden, wenn ihr Format und ihre Inhalte auf die Lernziele und die didaktische Ausrichtung des Unterrichts abgestimmt sind.

Im Kontext von Gewalttaten kommt Ärzten, sei es nun bei der Leichenschau oder der Untersuchung lebender Opfer von Gewalt, eine wichtige Rolle zu. Neben dem Erkennen, der gerichtsfesten Dokumentation und der Interpretation von Folgen von Gewalt ist im Falle lebender Opfer auch eine optimale medizinische und psychosoziale Versorgung sicherzustellen. Am Leichenfundort ist darüber hinaus eine adäquate Kommunikation mit trauernden Angehörigen und im Zweifelsfall eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den ermittelnden Beamten von entscheidender Bedeutung. Um vor diesem Hintergrund die Lernstrategie von Studierenden im Fach Rechtsmedizin nicht nur auf den Erwerb reinen Faktenwissens, sondern auch auf die Entwicklung der Fähigkeit, dieses Wissen integrativ einzusetzen, auszurichten, besteht die Notwendigkeit einer komplexen, vielschichtigen Prüfungsform.

Eine elektronische Klausur auf der eLearning-Plattform ILIAS bietet diesbezüglich für das Fach Rechtsmedizin viele Chancen und Vorteile. Eine Vielzahl unterschiedlicher Fragetypen (multiple choice, multiple select, Lückentext, Fehlertext, Zu- und Anordnungsfragen, image map, Freitext) lässt nicht nur eine detaillierte Wissensabfrage zu, von besonderem Vorteil ist außerdem die unkomplizierte Einbindung von Bild und/oder Videomaterial. Insbesondere für ein morphologisches Fach wie die Rechtsmedizin ergeben sich dadurch gute Möglichkeiten, diagnostische Fähigkeiten unter pseudo-realen Bedingungen zu überprüfen. Neben diesen inhaltlichen Vorzügen bietet das System auch die Möglichkeit eines hohen Maßes an Standardisierung und einer, flexibel abzustufenden, automatischen Auswertung. Zahlreiche weitere Einstellungsmöglichkeiten erlauben außerdem, die Prüfungen „sicher“ zu machen und Täuschungsversuche zu verhindern. Dies beginnt z.B. bereits bei der automatisch für jeden Studenten/jede Studentin unterschiedlichen Reihenfolge der Fragen sowie der bei jedem Durchlauf unterschiedlich angeordneten Antwortmöglichkeiten.

Während der Projektphase wurden insgesamt 210 Fragen aus allen relevanten, rechtsmedizinischen Themengebieten erstellt und in sog. Fragenpools zusammengefügt. Dabei wurden sämtliche Fragetypen genutzt (ausgenommen Freitextfragen), wobei das Hauptaugenmerk auf der mögliche Einbindung von Bildmaterial lag. Handwerklich stellt die Erstellung von Fragen in ILIAS keine Herausforderung dar und ist nach einer kurzen Einarbeitung für jeden durchschnittlich Computererfahrenen ohne weiteres möglich. Weiterhin erlaubt ILIAS aus einmal erstellten Fragenpools jederzeit schnell, neue Klausuren zusammen zu stellen.

Zu Probezwecken wurde unter „real life“ Bedingungen eine Beispielklausur in den Räumlichkeiten des ZIM durchgeführt. Dabei ergaben sich nicht nur nützliche Informationen für die feinere Gestaltung der Klausur, es konnten auch weitere Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie die Systemumgebung auf den Arbeitsstationen gestaltet werden muss, damit neben klassischen Täuschungsversuchen auch auf elektronischem Weg kein Betrug bei der Durchführung der Klausur möglich ist. Die Resonanz der Teststudenten war dabei zudem durchweg positiv: die Handhabung der elektronischen Klausur wurde von allen als unkompliziert empfunden, die unterschiedlichen Fragetypen wurden schnell erfasst und bereiteten bei der Bearbeitung keine Probleme. Da bislang keine Klausuren im Rahmen des regulären Curriculums durchgeführt wurden, wurde hier für den Standort Düsseldorf Pionierarbeit geleistet und der Weg zu einer möglichen, breiteren Anwendung elektronischer Klausuren geebnet.

Die erste reguläre Klausur im Rahmen eines Blockpraktikums wird Ende des Wintersemesters 2011/2012 durchgeführt werden.

Verantwortlichkeit: