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E-Learning und Lerngruppen in großen Vorlesungen zur Verbesserung der Lehre

Projektleitung: Prof. Dr. Charlotte Kreuter-Kirchhof

Der Einstieg in das universitäre Lernen ist für die Studierenden des ersten Semesters häufig herausfordernd. Insbesondere gilt es, die neuen Themen und Methoden kennenzulernen, den Überblick zu behalten und das Erlernte eigenverantwortlich nachzuarbeiten und einzuüben. Dabei ist in großen Vorlesungen, an denen bis zu 300 Studierende teilnehmen, eine individuelle Rückmeldung zum Lernerfolg nicht immer möglich.

Gleichzeitig sind die Inhalte der Vorlesung Grundrechte ein essentieller Grundstein für die weitere juristische Ausbildung. Die die Vorlesung abschließende Klausur war zum Zeitpunkt des Projektes (d.h. vor der Anpassung der Studien- und Prüfungsordnung im Sommer 2023) Teil der für die Zulassung zur ersten juristischen Prüfung vorausgesetzten Zwischenprüfung.

Das Projekt sollte durch vorlesungsbegleitende eLearning-Einheiten und kleine Lerngruppen individuelles Lernen ermöglichen und begleiten. Geschaffen wurde ein Rahmen für die strukturierte Vor-  und Nacharbeit. Die Studierenden erhielten regelmäßige Rückmeldung zum Lernfortschritt und der Austausch unter den Studierenden wurde gefördert.

Umsetzung

Die eLearning-Einheiten und die Lerngruppen waren freiwillige Ergänzungen zu der Vorlesung und der begleitenden Arbeitsgemeinschaft. Die eLearning-Einheiten wurden wöchentlich zum Thema der Vorlesung für die Studierenden über ILIAS zur Verfügung gestellt. Dort blieben sie dauerhaft abrufbar.

Gegenstand der eLearning Einheiten waren vorwiegend die Inhalte der Vorlesung. Die Themen und Methoden wurden durch verschiedene Formate aufbereitet. Hierzu gehörten die Wissensreproduktion und -anwendung auf neue Sachverhalte (Single und Multiple Choice, Lückentextfragen), das Definieren von juristischen Begriffen (Zuordnungsfragen, freie Eingabe) sowie die Abfrage von Lösungsstrukturen (vertikale Anordnungsfragen). Hinweise auf weiterführende Lektüre und aktuelle Urteile boten den Studierenden die Möglichkeit, ihre Kenntnisse zu vertiefen und regten zum Selbststudium an. Die direkte Rückmeldung zu jeder Frage wurde ergänzt durch einen ausführlichen Feedbackbogen, der nach der Bearbeitung einer jeden eLearning-Einheit heruntergeladen werden konnte. Er enthielt nicht nur eine Übersicht über die Fragen der jeweiligen Einheit, sondern auch die gegebenen sowie richtigen Antworten und alle Bearbeitungs- und Lektürehinweise. Auf diese Weise erhielten die Studierenden umfassende Rückmeldungen über ihren aktuellen Lernstand.

Die Einheiten konnten beliebig oft wiederholt und so insbesondere auch zur Vorbereitung auf die Klausur am Ende des Semesters genutzt werden.

Die Studierenden, die an einer Lerngruppe teilnehmen wollten, wurden zu Beginn des Semesters in Kleingruppen eingeteilt. Die Kleingruppen erhielten im Laufe des Semesters Arbeitsaufträge zur gemeinsamen Bearbeitung. Diese verknüpften die Inhalte der Vorlesung mit aktuellen Texten, Urteilen oder Bildern, über die in den Lerngruppen vertieft diskutiert werden sollte. Zu jedem Arbeitsauftrag erhielt die Lerngruppe einen Lösungstext, anhand dessen die Studierenden ihre Lernstand einschätzen konnten. Zum Schluss konnten die Studierenden einen Gesamtlösungsvorschlag zu der Aufgabe herunterladen.

Erfahrungen mit dem Einsatz

Die eLearning-Einheiten ermöglichten den Studierenden die gezielte und schwerpunktorientierte Nacharbeit der Vorlesung. Dies erleichterte den Studierenden gerade im ersten Semester die Nacharbeit und vermittelte ihnen Sicherheit im stetigen Lernfortschritt. Sie konnten sich auf die vorbereiteten Übungseinheiten verlassen. Zudem erhielten sie individuelles Feedback zu ihrem Lernfortschritt und konnten ihr Lernen so individuell anpassen. Schließlich boten die im Rhythmus der Vorlesung freigeschalteten Einheiten einen Anreiz zum kontinuierlichen Lernen.

Mit den Lerngruppen wurde ein Lernraum außerhalb der Vorlesungen und universitären Arbeitsgemeinschaften geschaffen, in dem sich die Studierenden in einem konstanten Umfeld mit juristischen Fragestellungen auseinandersetzen konnten. Insbesondere Studierende, denen es schwerfällt, im großen Plenum das Wort zu ergreifen und Fragen zu stellen, konnten so wesentliche juristische Kompetenzen, Sicherheit im Diskurs und im Umgang mit dem Stoff der Vorlesung erarbeiten. Die Studierenden konnten miteinander Fragen klären, sich austauschen und sich gegenseitig helfen.

Auch aus Sicht der Dozentin hatte das vorlesungsbegleitende Konzept klare Vorteile. Die Anworten zu den eLearning Einheiten boten einen guten Einblick in den Lernstand der Studierenden. Der weitere Verlauf der Vorlesung konnte darauf ausgerichtet werden, welche Inhalte die Studierenden gut beherrschen und wo noch Lücken bestehen. Themen, deren Bearbeitung noch Schwierigkeiten bereitete, konnten noch einmal vertieft erläutert werden. Tempo und Schwerpunkt der Vorlesung wurden an den aktuellen Lernstand angepasst.

Evaluation und Ausblick

Die eLearning-Einheiten wurde insgesamt sehr positiv bewertet. In den ausführlichen Modulevaluationen lobten die Studierenden vor allem die abwechslungsreiche Gestaltung der Einheiten und die übersichtliche Darstellung der Lösungsvorschläge.

Daneben hoben sie die ständige Verfügbarkeit der Materialien im ILIAS-Portal positiv hervor, sowie die Möglichkeit, anhand dieser den eigenen Lernfortschritt zu verfolgen. Eine Person schrieb hierzu: „Ich konnte durch die Einheiten meinen eigenen Lernfortschritt gut wiederholen und mir noch unklare Themen selbst aufarbeiten.“ Eine andere Person gab an: „Man kann sich selber damit gut auf die Probe stellen, da man die e-learning Einheiten überall und immer wieder aufs Neue machen kann.“

Auch wurde gelobt, dass die Lerneinheiten an den Verlauf der Vorlesung angepasst waren. Gerade in der Phase der Klausurvorbereitung wurde zudem die Möglichkeit einer strukturierte Wiederholung der zentralen Inhalte der Vorlesung als sehr hilfreich empfunden.

Das Lerngruppenangebot wurde ebenfalls weit überwiegend positiv bewertet. An diesem gefiel den Studierenden vor allem der gemeinsame Austausch sowie die intensive Auseinandersetzung mit juristischen Themen im Gespräch auf Augenhöhe. Ebenso wurde in der Evaluation die Möglichkeit einer vertieften Übung der Fallanwendung als Vorteil betont.

Die Erwartungen, die an das Projekt gestellt wurden, wurden mithin in sehr großem Umfang erfüllt. Die Studierenden konnten die Inhalte der Vorlesung zu den Grundrechten flexibel erarbeiten, wiederholen und vertiefen. Eine kontinuierliche Lernstruktur und individuelles Feedback erleichterte es den Studierenden, den eigenen Lernfortschritt einzuschätzen. Das gemeinsame Arbeiten in den Lerngruppen ermöglichte, die Kenntnisse zu vertiefen. Dies bot einen sicheren Raum, um Stoff zu wiederholen und offene Fragen gemeinsam zu klären. Insgesamt wurde den Studierenden des ersten Semesters so der Einstieg in das universitäre Studium erleichtert.

Verantwortlichkeit: