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eLearning-basierte Studierendeneinbindung im ersten Semester

Projektleitung: Prof. Dr. Charlotte Kreuter-Kirchhof

Das Projekt zielte darauf ab, die Einbindung der Studierenden des ersten Semesters in die Vorlesung Grundrechte zu verbessern. Dies sollte durch die Kombination zweier freiwillig nutzbarer Angebote gelingen: Durch eLearning-Einheiten im ILIAS-Portal und durch zentral verwaltete, kleine Lerngruppen.

Studierende des ersten Semesters sind angesichts des neuen Stoffes und der unbekannten Lehr- und Lernmethoden zu Beginn des Studiums oft sehr herausgefordert. Dies kann die Motivation zu eigenständigem Lernen beeinträchtigen. Das vorliegende Projekt entwickelt eine Methode, die Themen der Vorlesung angeleitet zu wiederholen und zu vertiefen, um so die Studierenden in ihrem Lernerfolg zu unterstützen.

Umsetzung

Jede Woche nach einer Vorlesungsstunde wurde in ILIAS mittels der Test-Funktion eine eLearning-Einheit zur Wiederholung des Unterrichtsstoffs der jeweiligen Woche hochgeladen. Anders als im Fall des klassischen Wiederholens (z.B. mit Hilfe von Lehrbüchern) wurde der Stoff mit verschiedenen Frageformaten aufgearbeitet und in neue Kontexte gesetzt. Es wurden Single- und Multiple-Choice-Fragen sowie Zuordnungsfragen für die Wissensreproduktion genutzt und Anordnungsfragen für die Wiederholung von juristischen Prüfungsmethoden. Theoretisch erworbenes Wissen konnte in kleinen Anwendungsfällen vertieft werden, zu denen Fragen gestellt wurden. Mit Freitextfragen konnten die Studierenden das Formulieren im Gutachtenstil und damit grundlegende juristische Methoden erlernen. Zu jeder Frage wurde in einer Anmerkung die richtige Antwort gegeben und auf weiterführende Literatur zur Vertiefung hingewiesen. Interessierte Studierende erhielten auf diesem Weg zudem weiterführende Hinweise auf z.B. Urteile oder Aufsätze.

Für die Einteilung der Lerngruppen wurde zunächst Mentimeter genutzt. In der ersten Vorlesungsstunde konnten die Studierenden in einer Umfrage ihren Wohnort angeben, um so einen Überblick über die geographische Verteilung zu erhalten, die grundsätzlich die Grundlage für die Einteilung der Lerngruppen werden sollte. Auf dieser Basis wurden nach Wohnorten sortierte Gruppen in ILIAS erstellt. Die Studierenden wurden diesen zugeordnet, sodass sie an einer Lerngruppe von 3-5 Personen teilnehmen konnten, die etwa am gleichen Ort wohnten und sich deswegen leichter zusammenfinden konnten. Regelmäßig wurden in ILIAS Materialien hochgeladen, die in den Lerngruppen bearbeitet werden sollten. Hierbei handelte es sich um Zeitungsartikel, Fälle aus juristischen Ausbildungszeitschriften oder auch um eine Karikatur. Diese Materialien stellten die Themen der Vorlesung in einen aktuellen Bezug. Die Studierenden konnten anhand dieser Fälle und Themen den Inhalt der Vorlesung wiederholen und vertiefen.

Herausforderungen

Erfahrungen mit eLearning-Einheiten in den Vorlesungen „Recht des Europäischen Binnenmarktes“ und „Europarecht“ haben gezeigt, dass die Studierenden diese Art des angeleiteten Wiederholens als abwechslungsreich und interessant empfinden. Diesen Eindruck hatten wir grundsätzlich auch bei diesem ersten Semester. So wurden die ersten eLearning-Einheiten bei 424 eingeschriebenen Studierenden von zwischen 280 und 309 Studierenden bearbeitet, teilweise auch mehrfach. Im Verlauf des Semesters sanken die Teilnehmerzahlen jedoch kontinuierlich, so dass zuletzt nur noch rund 90-100 Studierende an den Einheiten teilnahmen. Die Studierenden erklärten dies damit, dass sie trotz der Aufbereitung des Stoffes durch die eLearning-Tests immer weniger Zeit für die Nachbereitung der Vorlesung zur Verfügung hatten, insbesondere in der Klausurenphase am Ende des Semesters. Nicht wenige sagten auch, sie hätten sich die Einheiten für die Zeit vor der Klausur aufgespart, um sich dann gezielt auf die Klausur vorzubereiten. Im Anschluss an die Rückmeldung der Studierenden könnten die Tests künftig einheitlicher gestaltet werden. Insbesondere sollten sie stets in etwa die gleiche Länge und eine grundsätzlich ähnliche Struktur haben. Hilfreich könnte zudem sein, die Einheiten etwas kürzer zu gestalten. Auch hat sich gezeigt, dass die Studierenden Single- und Multiple-Choice-Fragen, Zu- und Anordnungsfragen sowie Lückentexte gerne bearbeiten, Freitextfragen (vor allem, wenn mehrere aufeinander folgen) jedoch eher nicht. Da diese jedoch ein wichtiger Bestandteil des didaktischen Konzeptes der Einheiten sind, soll künftig ein Ausgleich gefunden werden, der beiden Seiten gerecht wird. So könnte die Anzahl der Freitextfragen auf ein stets gleiches Maß begrenzt werden und die Fragen, die als Freitext beantwortet werden sollen, könnten noch spezifischer formuliert werden, sodass die Bearbeitung leichter fällt. Gleichzeitig soll den Studierenden aber weiterhin vermittelt werden, dass das Üben des juristischen Schreibens ausgesprochen wichtig für den Lernerfolg ist, weshalb nicht vollständig auf den Einsatz von Freitextfragen verzichten werden soll.

Hinsichtlich der Lerngruppen hat sich deren Einteilung als deutlich (zeit-)aufwendiger gestaltet, als wir antizipiert hatten. Für kommende Lerngruppenangebote soll daher ein effizienteres Einteilungssystem erarbeitet werden. Dieses System soll zudem flexibler sein: so wollten einige Studierende im Verlauf des Semesters die Lerngruppe wechseln. Dies soll ermöglicht werden. Weiterhin haben die Studierenden zurückgemeldet, dass sie sich für die Lerngruppenaufgaben weniger freie Diskussion und mehr konkrete Fallbearbeitung als Vorbereitung auf die Klausur wünschen.

Auswirkungen auf die Lehre

Von den geschilderten Herausforderungen abgesehen, wurden die eLearning-Einheiten und die Lerngruppen ausgesprochen gut angenommen. Viele Studierende haben uns zurückgemeldet, dass sie sich wünschen, dass diese auch weiterhin in den Vorlesungen des Lehrstuhls angeboten werden. Sie haben hierbei vor allem hervorgehoben, dass das Wiederholen mit den eLearning-Einheiten gegenüber dem Lernen mit Lehrbüchern und Texten deutlich mehr Spaß mache. Sie empfanden zudem eine höhere Sicherheit hinsichtlich der Vollständigkeit ihrer eigenständigen Wiederholung, da sie darauf vertrauen konnten, dass alle wichtigen Vorlesungsinhalte in den eLearning-Einheiten abgebildet wurden. Auch aus Sicht der Dozentin hat sich das eLearning positiv auf die Lehrqualität ausgewirkt. So wusste sie basierend auf der wöchentlichen Auswertung der eLearning-Einheiten mittels der Statistik-Funktion in ILIAS stets, welche Inhalte die Studierenden bereist gut beherrschten und an welchen Stellen noch Verständnislücken bestanden. So konnte sie diese Punkte noch einmal erläutern und wiederholen. Einige Studierende fanden, dass sie durch das eLearning, aber auch durch das gemeinsame Lernen in den Lerngruppen, besser vorbereitet waren und dem Gang der Vorlesung besser folgen bzw. genauere Fragen stellen konnten. Vor allem durch das Gespräch in den Lerngruppen und durch die Möglichkeit, in einem überschaubaren, geschützten Raum offene Fragen zu klären, konnten viele Unklarheiten beseitigt werden.  

Ausblick

Beide Bestandteile des digitalen Lernkonzepts zur Stärkung der Studierendeneinbindung, die wir mit diesem Projekt verwirklicht haben, wurden von den Studierenden positiv aufgenommen. Mit sehr großer Mehrheit wünschen sich die Studierenden, dass beide fortgesetzt werden. Aus diesem Grund sollen die eLearning-Einheiten und die Lerngruppen basierend auf unseren Erfahrungen mit der Umsetzung sowie dem Feedback der Studierenden weiterentwickelt werden.

Die eLearning-Einheiten sollen vor allem vereinheitlicht und ggf. etwas kürzer gehalten werden. Auch die Auswahl der Frageformate soll überdacht und basierend auf den Erkenntnissen aus diesem Projekt überarbeitet werden.

Um den positiven Effekt der Lerngruppen auf den Lernerfolg der Studierenden noch zu verstärken, sollen die Lerngruppen künftig noch stärker an die Vorlesung angelehnt werden. Die Ergebnisse der Gruppenarbeit sollen zudem für die Studierenden anhand von Lösungsskizzen überprüfbar werden. Dabei sollen die Lerngruppen ein Raum offener Diskussionen bleiben. Zugleich sollen aber die juristische Falllösung und das juristische Argumentieren eingeübt werden.

Verantwortlichkeit: