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Erstsemester-Studierende digital für Statistik begeistern

Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Ute J. Bayen und Dr. Marie Luisa Schaper

 

Ausgangssituation und Gründe für den Einsatz von eLearning

Quantitative Methoden I und II sind Pflichtmodule im ersten Studienjahr des BSc-Studiengangs Psychologie. Es werden Grundlagen der Statistik vermittelt, die unerlässlich für das wissenschaftliche Studium der Psychologie sind. Das relevante Vorwissen der Studierenden variiert erheblich. Bei vielen Studierenden ist das Fach Statistik angstbesetzt und nicht von Anfang an beliebt. Besonders wichtig sind daher die Möglichkeit eines individuellen Lerntempos und die Förderung von positiver Motivation für die Inhalte.

Durch digitale Lehre wird zeitliche und örtliche Flexibilität für die Studierenden möglich. Durch die vielfältig und interaktiv gestalteten Lernangebote soll zudem die Motivation der Studierenden gefördert werden. Andererseits wird so Rücksicht auf Studierende genommen, die nicht in Präsenz erscheinen können (z.B. Studierende mit Familienpflichten, Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung). Diese Faktoren sollten zu einer erhöhten Retention der Studierenden führen.

Ziele und Zielgruppen

Das Lernangebot richtet sich an jährlich 160 bis 200 Psychologie-Studierende des 1. Studienjahres und einige Nebenfachstudierende. Ziel ist es, die Grundlagen der deskriptiven Statistik und der Inferenzstatistik zu vermitteln und dabei zu verdeutlichen, dass die Statistik ein wichtiges Werkzeug für die empirische Wissenschaft darstellt. Zudem sollen die Studierenden lernen, das Gelernte auf neue Problemstellungen anzuwenden. Insbesondere soll die Motivation für die Anwendung statistischer Methoden im weiteren Studium gefördert werden. Dabei war es uns wichtig, Studierende mit benachteiligenden Ausgangsbedingungen wie beispielsweise Nichtmuttersprachler*innen, Studierende mit Behinderung, chronischer Erkrankung oder Familienpflichten zu inkludieren. Auch Studierende mit wenig Vorwissen hinsichtlich Mathematik sollten gefördert werden. 

Umsetzung

Die Veranstaltung folgt einem inverted-classroom-Konzept mit asynchronen und synchronen Elementen:

1. Mathematik-Vorkurs in Form von Screencast-Aufnahmen und Übungsaufgaben mit Musterlösungen. Die Inhalte orientieren sich an Wissen und Kompetenzen, die in der Schule zur Vorbereitung auf den Statistikunterricht vermittelt werden. Der Vorkurs dient dazu, diejenigen Studierende abzuholen, für die der schulische Mathematikunterricht Jahre zurückliegt.

2. Vorlesung in Form von Screencast-Aufnahmen zum örtlich und zeitlich flexiblen Erwerb und wahlweiser Wiederholung von Fachwissen und -kompetenzen. Die Screencasts wurden von Prof. Dr. Ute Bayen und Dr. Marie Luisa Schaper mit Hilfe von Powerpoint Voiceover erstellt und von Hilfskräften mit Camtasia editiert, sodann den Studierenden in der Mediathek mit Verlinkung auf die ILIAS-Seite der Veranstaltung zur Verfügung gestellt. Die Konzepte werden erklärt und mit Hilfe von Grafiken, Animationen und Pointer visualisiert, um Inhalte verständlich zu vermitteln.

3. Sammlung weiterer Materialien zum Selbststudium auf ILIAS: zu jeder Vorlesung ein interaktives digitales Quizz zur Selbstüberprüfung und reichlich Möglichkeiten zu Wiederholung und Transfer durch zahlreiche Übungsaufgaben mit Musterlösungen, außerdem eine „Statistics-Playlist“ mit Videos zur weiteren Veranschaulichung des Stoffes.

4. Wöchentliche synchrone Online-Tutorien für die Besprechung von Problemen, Anwendung von Konzepten, interaktive Bearbeitung von Übungsaufgaben, weiterführende Diskussionen und Förderung von Zusammenarbeit unter Studierenden. Pandemiebedingt wurden im akademischen Jahr 2020/21 alle Tutorien als Videokonferenzen per Zoom durchgeführt. Dabei kamen projektgeförderte Tablets zum Einsatz auf denen Formeln und Hintergründe notiert und erklärt wurden. Es wurde die Umfragefunktion genutzt und Kleingruppendiskussionen in Break-Out Räumen ermöglicht. Auch Simulationen kamen zum Einsatz.

5. Angebote zum Onboarding der Erstsemesterstudierenden (unter Pandemiebedingungen): Zu Semesterbeginn begrüßte Frau Prof. Dr. Bayen die Studierenden in einem Video über Loom und sprach dabei explizit die Vielfalt der Studierenden an. Um unterstützende Peer-Beziehungen zu befördern, lud Frau Prof. Dr. Bayen wöchentlich verschiedene Studierendengruppen zum informellen „Lunch with your Professor“ (per Videokonferenz) ein.

Ergebnisse und Ausblick

Das Projekt wurde im Wintersemester 2020/21 (QMI) und im Sommersemester 2021 (QMI & QMII) von den Studierenden evaluiert. Insgesamt waren die meisten Studierenden sehr zufrieden. Zitat: „Gut strukturiert, mit vielen Erklärungen, Beispielen und Übungsaufgaben, Thema wird möglichst interessant vermittelt.“ Das Evaluationsitem „Mit der Veranstaltung bin ich insgesamt [1=sehr zufrieden bis 5=nicht zufrieden] wurde für QMI im Mittelwert mit 1,4 (sd=0,6) beantwortet (zum Vergleich Präsenzvorlesung im WiSe 2017/18: M=2,2; sd=0,9).

Unsere Ziele, zeitlich und örtlich flexible Lernmöglichkeit zu geben und der Vielfalt der Studierenden gerecht zu werden, wurden ebenfalls erreicht. Zitate: „[hilfreich] Das man die Vorlesungen für die vielen Beispielaufgaben stoppen kann, um sie selbst zu bearbeiten“ „Aufgezeichnete Vorlesungen bieten eine hohe Zeitersparnis, da leistungsstarke Studierende selektiv die Teile der Vorlesung abrufen können, die für sie relevant sind.“ „Aufzeichnungen von Vorlesungen, da man so z.B. aufgrund von Krankheit besser etwas nachholen kann.“ „Die Screencasts sind besonders bei Statistik unglaublich hilfreich, wenn man sich ein Thema noch einmal anschauen will.“ „Die aufgezeichneten Vorlesungen sind auch eine Erleichterung, da ich sie anschauen kann, wenn meine Konzentration es zulässt. So verstehe ich alles gefühlt deutlich schneller.“ „Lehrvideos haben sich als äußerst nützlich erwiesen, um Dinge zu verstehen, wenn man beim ersten Mal hören sie nicht sofort verstanden hat.“ „Unbedingt die ausgezeichneten Vorlesungen beibehalten. Vor allem wenn Deutsch nicht die eigene Muttersprache ist, ist es von großem Vorteil sich die Inhalte mehrmals anhören zu können.“ „Ich hatte wirklich Bedenken, als mir klar wurde, das ich nicht um die Statistik herumkommen werde. Inzwischen freue ich mich regelrecht auf den Tag in der Woche, an dem ich mich hinsetzte und die Vorlesung, Selbsttest und Aufgaben durchgehe. Ich hätte nie gedacht, dass diese Form der anwendungsorientierten Statistik so interessant sein würde.“ „Sehr strukturiert und auf das ,Mitnehmen‘ aller Studenten fokussiert, egal ob schwanger oder mit Immigrationshintergrund. Ihre Folien sind für die Ewigkeit.“

Besonders die Vorlesungs-Screencasts und die Übungsaufgaben mit Musterlösungen, wurden von den Studierenden positiv bewertet. Die Online-Tutorien und Quizze wurden von mehr als 50% der Studierenden als eine gute Unterstützung angesehen.

Zusammengefasst wurde das eLearning-Konzept sehr gut angenommen. In der (postpandemischen) Zukunft möchten wir Präsenz- und Online-Lehre im Sinne eines Blended-Learning Konzeptes verbinden und weiterentwickeln.

Verantwortlichkeit: