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Webgeext und zoomgedreht: Erfahrungen aus der Online-Lehre (1)

Zoom

Aufnahme aus dem Online-Praktikum

In unserer Reihe "Webgeext und zoomgedreht" berichten Lehrende der HHU von ihren Erfahrungen mit der Online-Lehre. Im ersten Teil erfahren wir, wie Dr. Agatha Alexandra Walla vom Institut für Pflanzengenetik mit der Schwierigkeit umgegangen ist, Laborpraktika unter Pandemie-Bedingungen anbieten zu müssen.  Zusammen mit Prof. Maria von Korff-Schmising und Thea Rütjes hat sie für ein Vertiefungsmodul des Bachelorstudiengangs für Biologen das "Lockdown Remote Teaching Lab" auf die Beine gestellt. Mit einer Kombination aus analogen Materialien und digitalen Tools konnten die Studierenden auch zuhause etwas "Labor-Feeling" erleben.


Wie haben Sie den Wechsel zur Online-Lehre erlebt?

Agatha Walla: Zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 konnten wir bereits absehen, dass es Änderungen in der Präsenzlehre geben muss. Der Übergang zu Online-Vorlesungen verlief dabei eher reibungslos, da verschiedene Modelle der Vernetzung und das nötige Knowhow durch die HHU vorgestellt worden sind.

Jedoch nehmen neben den Vorlesungen Laborpraktika einen großen Teil der Präsenzlehre in den naturwissenschaftlichen Fakultäten ein. Die Möglichkeit für Studierende, Erfahrungen im Labor zu sammeln und wissenschaftliche Methoden zu erlernen, sind wichtige Grundsteine in den Bachelor- und Masterstudiengängen. Hier konnten wir jedoch nicht auf etablierte Methoden zurückgreifen, die uns eine ad-hoc Digitalisierung der Laborpraktika ermöglicht hätten. Wir mussten also damit beginnen, „Experimente“ – wie Wissenschaftler sagen würden - im Umgang mit Online-Laborpraktika durchzuführen.

Was sind für Sie die größten Herausforderungen der digitalen Lehre?

Agatha Walla: Die größte Herausforderung, die sich uns stellte, war die Anpassung der Lehrinhalte, vor allem der Laborpraktika, an die neuen Lehrformate. Wir haben uns, je nach den aktuellen politischen Geschehnissen, auf verschiedene Szenarien vorbereitet: Ein Präsenzpraktikum in einem besonders großen Labor mit wenig Teilnehmenden, eine Mischung aus Onlinepraktikum und Präsenzpraktikum, bei dem die Studierenden einzeln oder zu zweit einen Tag im Labor verbringen dürfen, und zuletzt ein ausschließlich online stattfindendes Laborpraktikum. Die Vorbereitung eines Laborpraktikums wurde damit viel zeitintensiver, gleichzeitig bot sich uns die Chance, unsere Praktika zu reevaluieren und neue Ideen und Konzepte zu entwickeln.

Neben der intensiven Planung gibt es auch kleine Herausforderungen während der Online-Lehre selbst. In Online-Veranstaltungen ist es schwieriger zu erkennen, ob die Studierenden das Lehrmaterial verstanden haben als in einer Präsenzveranstaltung, die sozialen Interaktionen mit und zwischen den Studierenden fehlen und zudem ist ein ganzer Tag Online-Lehre anstrengend für beide – Lehrende und Studierende.

Glücklicherweise mangelte es nicht an Laptops und Internetzugängen für Studierende und Lehrende, anders als in vielen Schulen.

Sie haben das "Remote Teaching Lab" entwickelt. Was ist das und welche Idee steckt dahinter?

Agatha Walla: Im Sommersemester 2019 haben wir unser erstes „Experiment“ eines Online-Laborpraktikums durchgeführt. Hierfür haben wir ein Lehrvideo gedreht, mit Animationen zum Hintergrund und der Methodik, und letztlich auch vertont. Die Studierenden hatten damit die Möglichkeit, den Ablauf eines Versuchs im Labor zu sehen und die Hintergründe auf unterhaltsame Weise vermittelt zu bekommen, wenn schon kein Präsenzpraktikum stattfinden konnte. Abgerundet wurde das Praktikum mit einem Multiple-Choice-Fragebogen, in dem die Studierenden ihr Wissen selbst überprüfen konnten. Das Feedback der Studierenden nach unserem ersten Online-Praktikum-Experiment zeigte uns, wie wichtig den Studierenden die eigenen Erfahrungen im Labor sind und dass sie die Interaktion mit den Forschenden selbst vermissen.

Darauf aufbauend haben wir unser Lehrkonzept für das Wintersemester 2020 überarbeitet. Für ein Vertiefungsmodul des Bachelorstudiengangs für Biologen, in einer kleinen Gruppe von sieben Studierenden, haben wir das „Remote Teaching Lab“ Konzept entwickelt. Die Studierenden haben Tüten von uns zusammengestellt bekommen, welche Gerstenpflanzen, Pipetten, Reaktionsgefäße und weitere ungefährliche Materialien enthielten, sowie kurze Protokolle für Experimente zu Hause. Diese Experimente passten in den Lehrinhalt und wurden von uns begleitet zu Hause durchgeführt. Zusätzlich haben die Studierenden eigens angefertigte Videos vorgeführt bekommen, in denen die Experimente in einem Labor-Umfeld durchgeführt wurden. Natürlich wurde das Praktikum abgerundet mit Daten, die durch die Experimente generiert wurden, und der selbstständigen Auswertung der Daten durch die Studierenden.

Wie kommt das Angebot bei den Studierenden an?

Agatha Walla: Das Konzept, auch wenn es noch in den Kinderschuhen steckt, kommt sehr gut bei den Studierenden an. Die praktischen Übungen sind nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern helfen auch dabei, Erfahrungen mit Laborequipment zu sammeln. Außerdem findet während der Laborübungen, wie auch während eines Präsenzpraktikums, reger Austausch zwischen den Studierenden statt und die soziale, lockere Interaktion führt zu einer Heiterkeit, welche in den letzten Wochen öfter mal fehlte. Und wenn man am Ende des Tages etwas selbst produziert hat, z.B. eine Verdünnungsreihe pipettiert oder ein Agarosegel angefertigt hat, dann kann man auch zufriedener den Tag beenden.

Haben Sie einen Tipp für andere Lehrende?

Agatha Walla: Ich denke, wir müssen uns weiter vernetzen, um uns über unsere Online-Lehrmethoden auszutauschen und gegenseitig voneinander lernen, was möglich ist und gut funktioniert. Ansonsten kann ich nur jeden ermutigen, etwas neues, vom alten Lehrplan abweichendes, auszuprobieren. Die zusätzliche Zeit, die man zur Vorbereitung investiert, ist es wert und die Studierenden werden es danken. Ein weiterer Tipp ist, mehrere Lehrende zu involvieren, damit die Studierenden durch eine neue Stimme und ein neues Gesicht etwas Abwechslung in dem sonst sehr monotonen Online-Lehr-Marathon ermöglicht bekommen. Letztlich müssen wir jedoch nachsichtig mit uns und den Studierenden sein, denn wie bei den meisten neuen Experimente muss erstmal einiges optimiert werden.

Gibt es besondere Anekdoten aus Ihrer bisherigen Online-Lehre?

Agatha Walla: Zu Beginn des Online-Praktikums haben die Studierenden eine Einleitung zu dem Grundaufbau einer Gerstenpflanze bekommen. Während ich meine Gerstenexemplare präsentieren wollte, hat meine Katze beschlossen, mit einem Heißhunger die Gräser vor laufender Kamera auffressen zu wollen. Allgemein war die Teilnahme anderer tierischer Zuhörer hoch, aber auch sehr erfreulich. Besonders schön fand ich auch, dass ein kleiner Bruder einer Studierenden Interesse an den praktischen Laboraufgaben gefunden hat – ein familienübergreifendes Erlebnis.

Die Fragen stellte Elisabeth Scherer, Agatha Walla anwortete per E-Mail

 

Haben auch Sie besondere Erfahrungen mit der Online-Lehre gemacht? Wir freuen uns, hier Ihre Lehr-Ideen, Geschichten und Tipps zu veröffentlichen. Melden Sie sich einfach unter scherer@hhu.de!

 

Kategorie/n: E-Learning, E-Meldungen, E-eLearning-Startseite
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Das Labormaterial für die Studierenden

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Die Studierenden hatten offensichtlich viel Spaß beim Experimentieren zuhause

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Das Labormaterial für die Studierenden

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Fertig gepackte Papiertüten für die Studierenden mit ungefährlichem Labormaterial

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