Zum Inhalt springenZur Suche springen

Alle E-Learning-News im Überblick

Webgeext und zoomgedreht: Erfahrungen aus der Online-Lehre (5)

Zoom

Anna Gründler in ihrem Video zur „Pomodoro-Technik“

In unserer Reihe Webgeext und zoomgedreht berichten Lehrende der HHU von ihren Erfahrungen mit der Online-Lehre. Anna Gründler vom Lehrstuhl für BWL, insb. Management, war gut vorbereitet, als sie Pandemie-bedingt auf virtuelle Lehrformate umstellen musste. Schon 2019 hat sie zusammen mit Prof. Dr. Andreas Engelen den Schritt gewagt, die eigenen Lehr- und Forschungsinhalte kurz und auf den Punkt in Youtube-Videos zu präsentieren. Im Interview berichtet sie von den Herausforderungen einer Neu-Youtuberin und ihren Ideen für mehr Interaktion in großen Online-Veranstaltungen. 

Youtube-Kanal des Lehrstuhls für Management


Zusammen mit Andreas Engelen hast Du schon vor der Corona-Pandemie damit angefangen, Videos zu Eurem Fachbereich auf Youtube hochzuladen. Was war Eure Motivation dafür?

Anna Gründler: Wir finden das Format Video sehr spannend, da es Student*innen erlaubt, jederzeit auf das Wissen zugreifen zu können. Durch unsere Strategie, die Videos auf ca. 5 bis 10 Minuten zu beschränken, sind die Inhalte auf die wichtigsten Informationen kondensiert und vermitteln komplexe Inhalte in kurzer Zeit mit Hilfe von zahlreichen aktuellen Beispielen. Ursprünglich haben wir im Spätsommer 2019 mit Videos zu unserer Forschung  begonnen, das kam super an. Ausgehend davon haben wir dann überlegt, dass wir auch unsere Vorlesungsinhalte anschaulich verfilmen möchten und weitere Formate umgesetzt, einerseits Inhalte klassischer Lehrveranstaltungen, z.B. unsere Master-Veranstaltung Opportunity Recognition, zusätzlich aber auch Praxisinterviews und Soft-Skills-Tools in der Reihe +beyond.

Eure Videos wirken nicht wie typische Vorlesungsaufzeichnungen - der Stil erinnert eher an Youtuber. Was ist das Konzept dahinter und wie habt Ihr die Videos realisiert?

Anna Gründler: Für uns sind die Videos ein ergänzendes Element zu unseren Veranstaltungen. Wir haben uns dabei bewusst an Youtubern orientiert und uns inspirieren lassen. Für die Serie +beyond war das zum Beispiel Mai Lab. Das Ziel ist es, Wissen möglichst leicht zugänglich zu machen und auf unterhaltsame Art und Weise zu vermitteln. In unseren Veranstaltungen nutzen wir die Videos dann beispielsweise für die „Flipped Classroom“-Methode. Studierende bekommen das Video und eine Aufgabe dazu, die sie selbständig bearbeiten und die wir im nächsten Termin dann gemeinsam besprechen.

Was habt Ihr als Neu-Youtuber als besondere Herausforderung empfunden?

Anna Gründler: Besonders schwierig ist es, die umfangreichen und spannenden Inhalte auf die wichtigsten Informationen zu beschränken, damit wir in der Zeit von 5 bis 10 Minuten je Video bleiben. Auch ist es bei Videos sehr wichtig, eine klare „Storyline“ zu haben, also einen Spannungsbogen, an dem wir uns orientieren. Denn: Wenn nicht jeder Satz klar auf den nächsten aufbaut und einem roten Faden folgt, ist die Versuchung groß, das Video auszuschalten. Bei der Umsetzung sowohl technisch als auch inhaltlich hat uns hier das Medienlabor der HHU geholfen.

In Deiner eigenen Lehrveranstaltung, einer Übung zur Vorlesung „Opportunity Recognition“, hattest Du im Wintersemester 200 Teilnehmende. Wie hast Du es da geschafft, Interaktion zu ermöglichen?

Anna Gründler: Für mich ist Interaktion sehr wichtig, denn ich habe die Überzeugung, dass Mitdenken und Mitmachen die besten Formen sind, um neue Inhalte zu verstehen, einzuordnen und zu hinterfragen. Grundsätzlich war der Webex-Chat für mich ein wichtiger Kommunikationskanal: Hier haben die Studierenden die Aufgaben diskutiert und daraus habe ich live Lösungen erarbeitet und für alle sichtbar aufgeschrieben. In der Veranstaltung Opportunity Recognition habe ich zusätzlich sehr auf Abstimmungstools wie z.B. Mentimeter gesetzt. Diese Tools ermöglichen die Interaktion und stellen Abstimmungsergebnisse vieler Teilnehmender übersichtlich dar, z.B. in Form von Wordclouds. Bei Mentimeter ist es auch möglich, kleine Quizze durchzuführen. Ich habe die Erfahrung gemacht, das Quizze oder kleine Wettbewerbe die Stimmung auflockern und Student*innen zum Mitmachen motivieren.

Gab es für die Studierenden auch die Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu kommen?

Anna Gründler: Es war mir ein großes Anliegen, dass Studierende im Online-Semester trotzdem miteinander in den Austausch treten, daher habe ich alle „take home Tasks“ bewusst als Teamaufgaben gestellt. Studierende konnten in Kleingruppen von bis zu drei Personen Lösungen zu Fallstudien erarbeiten und als Team einreichen. Das hat mehrere Gründe: Einerseits glaube ich, dass Teams bessere Lösungen erzeugen, andererseits werden in der Diskussion mit Kommiliton*innen Inhalte einfacher aufgenommen. Zusätzlich fand ich es wichtig eine „institutionalisierte“ Interaktionsmöglichkeit für die Studierenden im sonst etwas „einsamen“ online-Alltag zu schaffen.

Eine weitere Interaktion war die freiwillige Option, „Peer Feedback“ auf die Abgaben via ILIAS zu geben. Studierende konnten den Lösungsansatz anderer Gruppen begutachten und ihre Gedanken dazu teilen. Damit habe ich positive Erfahrungen gemacht: Die Studierenden, die das Angebot genutzt haben, waren sehr wertschätzend in ihrem Feedback.

Für Abwechslung haben auch Deine „Live Cases“ gesorgt. Kannst Du kurz erklären, was dahinter steckt?

Anna Gründler: „Live Cases“ sind interaktive Gastvorträge aus der Praxis. Ich habe etwa alle drei Wochen Gastvortragende aus der Praxis in die Veranstaltung eingeladen. Diese hatten einen unterschiedlichen Hintergrund, z.B. Mitarbeiter*innen von Startups, Unternehmensberatungen oder klassischen Unternehmen. Die Idee war, dass die Gastvortragenden einen klaren Bezug zu den Veranstaltungsinhalten herstellen. Die Studierenden haben vorab Fragen zur Fallstudie erhalten, die durch die Präsentation und in der Interaktion mit den Vortragenden beantwortet wurden. So konnten die Student*innen verstehen, wie bestimmte Inhalte in der Praxis angewendet werden, aber auch einiges über Herausforderungen in der Umsetzung erfahren.

Wie haben die Studierenden die Angebote angenommen? Welche Rückmeldungen hast Du erhalten?

Anna Gründler: Den Studierenden hat die Veranstaltung sehr gut gefallen. Besonders gut fanden sie die Vielfalt an Methoden, seien es gemeinsame Diskussionen, aber auch das selbständige Anwenden des Gelernten und die Live Cases. Ich habe mich sehr über die positive Evaluation der Student*innen gefreut und wir werden unsere weiteren Veranstaltungen am Lehrstuhl in Zukunft ähnlich gestalten.

Was nimmst Du aus den Corona-Semestern mit? Wird sich Deine Lehre dadurch nachhaltig verändern?

Anna Gründler: Insbesondere die Interaktion über Tools wie Mentimenter ermöglicht auf einfache Art und Weise, die Meinung vieler Teilnehmer*innen einzuholen. Gerade für introvertierte Studierende ist es so einfacher sich einzubringen. Das werde ich auf jeden Fall beibehalten. Auch die Live Cases möchte ich weiterführen. Dabei habe ich gelernt, dass es wichtig ist, genau zu überlegen, warum der jeweilige Gastvortrag relevant für die Inhalte ist und diese sinnvoll ergänzt.

Die Fragen stellte Elisabeth Scherer, Anna Gründler anwortete per E-Mail

 


Haben auch Sie besondere Erfahrungen mit der Online-Lehre gemacht? Wir freuen uns, hier Ihre Lehr-Ideen, Geschichten und Tipps zu veröffentlichen. Melden Sie sich einfach unter peter.bernardi_at_hhu.de oder scherer_at_hhu.de!

 

 

Kategorie/n: E-Meldungen, E-eLearning-Startseite
Zoom

Andreas Engelen hat eine ganze Reihe von Youtube-Videos zu seinen Vorlesungen erstellt

Zoom

Anna Gründler bei einem „Live Case“ mit Tiffany Wendler von McKinsey

Zoom

Die Forschungsvideos des Lehrstuhls für Management auf Youtube

Zoom

In der Youtube-Serie +beyond stellen Anna Gründler und Andreas Engelen Werkzeuge vor, die Studierenden im Studien- und Berufsalltag helfen können.

Zoom

Im Tool Mentimeter aktivierte Anna Gründler auch ein „Ranking“, das die erfolgreichsten Quiz-Teilnehmer*innen anzeigte.

Zoom

Eine Quizfrage in Mentimenter

Zoom

Eine Wordcloud in Mentimeter

Verantwortlichkeit: