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Förderung eines neuen Digi-Fellow-Projekts

Qualitative Forschung in den Sozialwissenschaften: vielfältiges Material und ganz unterschiedliche Analysemethoden. Welche davon die passende ist, wird oft im persönlichen Austausch von Lehrenden und Studierenden ermittelt. In der Onlinelehre ist es deshalb ungleich schwieriger, Methodenkompetenzen zu erwerben. Ein neues Vorhaben will dies ändern – und überzeugte in der Förderlinie Digital Fellows.

Qualitative Sozialforschung in der Krise? Ein Online-Tool für die Lehre qualitativer Auswertungsmethoden, so der Projekttitel. Warum braucht es ein solches Instrument? „Digitale Lehre und die qualitative Forschung sind in den Sozialwissenschaften unzureichend verzahnt“, weiß Bettina Ülpenich, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Soziologie I, die das Vorhaben leitet und an der HHU promoviert hat. „Während es zahlreiche digitale Tools quantitativer Methodenvermittlung gibt, ist die qualitative Seite in Onlineformaten unterrepräsentiert. Das möchte ich ändern.“ Mit dieser Lehrinnovation soll eine bessere digitale qualitative Methodenlehre entstehen.

Methodenkompetenz ist unverzichtbar, schon während des Studiums. Bei ihrer Abschlussarbeit befassen sich viele Studierende dann mit qualitativen Methoden und sollten diese sicher anwenden können. Ein etabliertes E-Learning-Angebot zur quantitativen Sozialforschung gibt es bereits; dies wird nun um ein Onlinetool zu qualitativen Auswertungsmethoden ergänzt. Es soll als dauerhafte Lernhilfe bestehen, mit der man selbstständig Inhalte erarbeiten kann. 

Neuland in der digitalen Lehre
Klingt wie etwas, das so schwer nicht sein kann. Doch schaut man genauer hin, tauchen blinde Flecken auf, die Ülpenich sehr anschaulich darstellt: „Wer Daten qualitativ auswertet, lernt das anhand von Beispielen und durch das spätere Tun. Lehrende stellen oft als erfahrene Vorbilder ihr eigenes Forschungshandeln dar, was dann kritisch diskutiert wird. Doch was passiert, wenn man damit alleine ist – im stillen Kämmerlein – und sich zunächst nicht austauschen kann?“ Schnell würden sich Fragen stellen, etwa zum gezielten Vorgehen und zur Perspektivenvielfalt der Interpretation von Interviewmaterial oder Beobachtungen.

Solche Lehr-Lern-Prozesse überträgt die Sozialwissenschaftlerin jetzt in die digitale Lernumgebung – und betritt damit Neuland. Im aktuellen Sommersemester wird für das Selbststudium zu qualitativen Methoden ein Ilias-Lernraum entwickelt, inklusive praktischer Übungen zur empirischen Forschung. Zentrale Auswertungsmethoden wie die Grounded Theory, die objektive Hermeneutik oder die dokumentarische Methode werden vorgestellt, an Beispielen expliziert und an qualitativem Material selbst zur Anwendung gebracht.

In der laufenden Konzeptionsphase werden u.a. Best-Practice-Beispiele recherchiert. Auch ein Methodenworkshop in Magdeburg und das Berliner Methodentreffen Qualitative Forschung zeigen, wie andere Hochschulen diese Lehrprozesse gestalten. Bis September soll das Tool stehen, das dann in einer evaluierenden Lehrveranstaltung im Wintersemester getestet wird. 

Test im Wintersemester
Passen der Schwierigkeitsgrad und der Zeitaufwand? Welche Lücken und Verständnisprobleme gibt es und wie gut sind die Lernerfahrungen? Diese Fragen will die Soziologin Ülpenich, die selbst seit fünf Jahren an der HHU lehrt, beantworten. Die Studierenden sind unmittelbar beteiligt und vergleichen ihre Erfahrungen im Seminarverlauf: Was sehe ich anfangs, im Vergleich und später?

Läuft das Instrument erfolgreich, kann der neue Ilias-Lernraum flexibel in Vorlesungs- und Seminarkontexte integriert werden, auch in den Erziehungswissenschaften, der Pädagogik, Psychologie oder Germanistik. Alle Materialien werden als OER veröffentlicht.

Hintergrund Digi Fellows
Lehrende mit innovativen Ansätzen sollen in den digitalen Fellowships individuell gefördert werden, wenn sie Lehr- und Prüfungsformate wie etwa flipped/inverted classroom, Games, Simulationen, E-Prüfungen, oder interaktive Lernmodule anbieten. Auch sollen neugestaltete Module und Studienabschnitte konsequent digitale Technologien nutzen. Ein Projekt eines einzelnen oder mehrerer Lehrenden kann eine Fördersumme von 50.000 Euro für Personal- und Sachmittel erhalten. Die nächste Ausschreibung ist für Juni geplant.

Kontakt: Bettina Ülpenich, E-Mail:  

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Kategorie/n: E-Learning, E-Meldungen
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