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E-Learning-Portal der HHU

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Neuigkeiten

Webgeext und zoomgedreht: Erfahrungen aus der Online-Lehre (2)

Zoom

Für die Aufzeichnung seiner Vorlesungen hat Michael Schmitt technisch stark aufgerüstet.

In unserer Reihe „Webgeext und zoomgedreht“ berichten Lehrende der HHU von ihren Erfahrungen in der digitalen Lehre. Für den zweiten Teil haben wir mit uns mit Prof. Dr. Michael Schmitt vom Institut für Physikalische Chemie unterhalten, der auf Twitter unter @lasermichel Einblicke in seine Forschung und Lehre gibt. Vor der Pandemie war digitale Lehre für Schmitt kein großes Thema. 2020 hat er dann innerhalb kürzester Zeit technisch enorm aufgerüstet, ad hoc seine Ringvorlesung „Klimakrise und wir“ auf Youtube veröffentlicht und sich außerdem Unterstützung aus der Popkultur geholt. In den Online-Semestern hat Schmitt so die Reichweite für seine Themen erhöht und Ideen für eine in Zukunft flexiblere und möglichst barrierefreie Lehre entwickelt.

Michael Schmitt ist online auf folgenden Kanälen zu finden: Webseite   Youtube  Twitter  Facebook  Instagram
 

Auf Twitter hat man Sie in letzter Zeit häufiger zusammen mit Filmfiguren wie Marty und Doc Brown oder Mr. Spock gesehen. Was steckt dahinter?

Michael Schmitt: Ursprünglich habe ich Hintergründe in Zoom und Webex nur verwendet, wenn ich von zu Hause arbeitete und meinen privaten Raum nicht immer zeigen wollte. Ich könnte auch sagen, dass nicht jede(n) mein Chaos etwas angeht :-). Mit der Zeit haben sich dann die neutralen Hintergründe (Fotos unseres Labors, die Beschleunigerröhre des CERN etc.) etwas verselbstständigt, und ich habe mir Personen aus Star Trek, Zurück in die Zukunft etc. als Unterstützung in die Lehre geholt. Mr. Spock fand unsere Studierenden jedenfalls faszinierend, Marty McFly war wieder verschwunden, bevor er sich dazu äußern konnte.

Wie haben Sie sich technisch für die Online-Lehre ausgerüstet?

Michael Schmitt: Da habe ich ziemlich aufgerüstet. Eine gute Filmkamera, ausreichende Filmleuchten mit einstellbarer Farbtemperatur und Helligkeit und eine drahtlose Tonanlage sind selbstverständlich. Zusätzlich habe ich einen Videomischer angeschafft, der verschiedene Signale (Kameras, Beamer, Tonspuren) mischt und während der Aufnahme direkt rendert. Das spart extrem viel Nachbearbeitungszeit, erfordert aber einiges an Aufmerksamkeit, da man ja nicht nur die Vorlesung hält, sondern auch seine eigene Regisseur:in ist. Von anfänglichen Regiefehlern (ich schreibe an der Tafel, aber das Signal des Beamers wird aufgezeichnet) können meine Studierenden ein Lied singen...

Haben Sie in Ihrer Lehre schon vor der Pandemie gerne mit Technik bzw. digitalen Medien experimentiert?

Michael Schmitt: Nein, die Auseinandersetzung mit digitalen Formaten in der Lehre hat erst mit der Pandemie begonnen. Natürlich habe ich vorher auch schon die Möglichkeiten von ILIAS und ähnlichen Plattformen genutzt, aber nicht so ausschließlich und so konsequent wie jetzt. Die durch Corona erzwungene Aufzeichnung der Ringvorlesung zur Klimakrise und das Einstellen auf meinem YouTube-Kanal hatte hierfür den Startschuss gegeben.

Wie empfinden Sie den Kontakt mit den Studierenden in den Online-Semestern?

Michael Schmitt: Das stellt für mich die größte Einschränkung dar. Meine Vorlesung leben vom Dialog mit den Studierenden, was sich im Moment nur schwer abbilden lässt. Meistens kann ich den Gesichtern gut entnehmen, wo ich das Tempo meiner Vorlesung anpassen muss (in beide Richtungen!). Das entfällt natürlich beim Aufzeichnen der Vorlesung. Die Webex-Meetings im Anschluss kommen da zu spät.

Ihre Vorlesungen stellen Sie auf Youtube online, sie sind damit öffentlich und frei verfügbar. Ist das für Sie auch Einstellungssache?

Michael Schmitt: Natürlich. Ich habe Rückmeldungen von Studierenden anderer Universitäten bekommen, die sich für das Programm bedanken, weil an ihren Einrichtungen die Lehrveranstaltungen zum Teil ersatzlos ausgefallen sind. Die Videos sind unter Einsatz öffentlicher Mittel entstanden, also hat die Öffentlichkeit auch ein Recht darauf, sie potentiell zu benutzen. Bei der Ringvorlesung war das selbstverständlich, weil die auch im Rahmen der Bürgeruni stattfand und somit natürlich ein Zugang auch außerhalb des Universitätsnetzwerks über ILIAS oder die HHU Mediathek möglich sein musste.

Sie haben die Klausur zur Einführung in die Physikalische Chemie gerade erstmals auch online angeboten. Was war dabei die besondere Herausforderung und wie ist Ihr Fazit zu dieser Prüfungsform?

Michael Schmitt: Die größte Herausforderung war, dass die Klausur gleichzeitig Online und in Präsenz angeboten wurde und natürlich eine völlige Chancengleichheit bei beiden Angeboten bestehen muss. Ich denke dass uns das ganz gut gelungen ist, und wir konnten auch Studierenden die einer Risikogruppe angehören in der Pandemie eine sichere Klausur anbieten. Ein weiterer Vorteil, gerade vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeitsinitiative der HHU, ist die enorme Einsparung von Papier. Alleine für die in Präsenz nicht erschienenen Studierenden haben wir 300 Seiten Klausur umsonst gedruckt. Der für mich persönlich nicht von der Hand zu weisende Vorteil ist die Möglichkeit, Aufgaben in ILIAS teilweise automatisiert zu korrigieren, was mir insgesamt einige Stunden Arbeit erspart hat.

Was war Ihr bisheriges Highlight in den beiden digitalen Semestern?

Michael Schmitt: Ganz sicher die Ringvorlesung Klimakrise, bei denen die Videos bereits einige Tausendmal aufgerufen wurden.

Den ersten Teil der Vorlesung halten Sie selbst – zuhause im Wohnzimmer vor einer Leinwand, und sogar eine Katze ist dabei. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Vorlesung so umzusetzen statt einfach eine Aufzeichnung z.B. mit Camtasia zu machen?

Michael Schmitt: Es ist das umfunktionierte Bücherzimmer, nicht unser Wohnzimmer... Die Idee stammte aus der Zeit des ersten Lockdown, als der Zugang zur Universität und den Hörsälen nicht möglich war. Die Ringvorlesung „Klimakrise und Wir“ musste schnell von Präsenz auf Online umgestellt werden, da natürlich schnell klar war, dass eine Veranstaltung mit 1.000 Teilnehmenden in der Pandemie nicht im gewohnten Format umgesetzt werden konnte. Die Zeit, die uns zur Planung blieb, war extrem kurz, und ich bin allen Beteiligten sehr dankbar, dass sie sich, obwohl sie Präsenzvorträge zugesagt hatten, sofort auf die Herausforderung von Onlinevorträgen einließen. Da ich die ersten zwei Vorträge in der Ringvorlesung immer selbst halte, war die Vorlaufzeit einfach zu kurz, um mit anderem als der Aufzeichnung zu Hause zu arbeiten. Leider war es so kurzfristig nur möglich, die Kamera zu besorgen. Ausreichende Beleuchtung und ein vernünftiges Tonsystem kamen erst später hinzu, so dass wir am Anfang recht dunkel unterwegs waren. Sylvester kam eher zufällig ins Spiel, als er während einer der ersten Aufzeichnung zur Vorlesung, die ich auch ins Netz gestellt hatte, zwei Minuten konzentriert auf seiner Couch zuhörte, um sich dann demonstrativ gelangweilt zu trollen. Die direkte Reaktion der Zuschauer:innen auf diese Szene ließ meine Lebensgefährtin, die ebenfalls an der HHU arbeitet, schnell klar werden, dass Sylvester eine Dauergastrolle in der Ringvorlesung erhalten würde.

Werden Sie auch weiter auf digitale Lehre setzen, wenn sie nicht mehr unbedingt notwendig sein wird?

Michael Schmitt: Das Filmen der Vorlesung, auch wenn sie wieder in Präsenz stattfindet, werde ich sicher beibehalten. So können die Studierenden auch asynchron auf die Videos der Veranstaltungen zugreifen und Inhalte die beim ersten Mal nicht verstanden wurden, nochmal angesehen werden. Außerdem haben mir einige Studierende mitgeteilt, dass sie durch dieses Format Zeit sparen, da sie die Aufzeichnung mit doppelter Geschwindigkeit abspulen. Diese Option wird häufig gerade von Studierenden mit Seheinschränkungen benutzt. Studierende mit Höreinschränkung können die automatische Untertitelung der YouTube-Videos nutzen, so dass insgesamt eine größere Barrierefreiheit der Veranstaltung erreicht wird.

Die Lehrvideos, die wir für die Praktikumsversuche gedreht haben, werden auch im Präsenzbetrieb für die Vorbereitung auf die Versuche zur Verfügung gestellt werden. So können sich die Studierenden bereits vor dem Versuchstag mit den Aufbauten vertraut machen.


Die Fragen stellte Elisabeth Scherer, Michael Schmitt anwortete per E-Mail

 

Kategorie/n: E-Learning, E-Meldungen, E-eLearning-Startseite
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