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Einbindung von Wiki-Funktionalität zur Unterstützung von Seminarveranstaltungen

Hintergrund

In Seminarveranstaltungen spielen Referate der Studierenden und darauf aufbauende Diskussionen im Plenum oder in Arbeitsgruppen eine wichtige Rolle. Eine Herausforderung in der Seminargestaltung ist es dabei, bei einer im Vorfeld nicht immer absehbaren Substanz und inhaltlichen Ausrichtung der Präsentationen eine direkt anschließende, angemessene, das Thema adäquat vertiefende Diskussion zu ermöglichen. So sind nicht alle Studierenden in der Lage, sofort im Anschluss an die Einführung in eine unbekannte Thematik ihren Diskussions- und ggf. Ergänzungsbedarf zu formulieren. Und auch wenn die Leitung der Diskussion durch die Referatsgruppe einen positiven Lerneffekt für die Studierenden hätte, muss sie im Interesse der inhaltlichen Qualität der Diskussion häufig durch den Seminarleiter unterstützt oder übernommen werden. Die referierenden Studierenden sind im Allgemeinen nur zum Teil in der Lage, weiterführende Nachfragen sofort angemessen beantworten und kommentieren zu können. Daher wurde im Wintersemester 2010/2011 im Rahmen des Kernkurses »Agenda-Setting und Priming als kognitive Medienwirkung« ein Seminarkonzept eingeführt, in denen mit den Möglichkeiten des E-Learnings eine mögliche Lösung dieser Probleme getestet werden sollte.

Konzept

Dazu wurde der ›klassische‹ Seminarablauf von Referat, sich anschließenden Nachfragen, deren Beantwortung durch die Referentinnen und Referenten und einer darauf aufbauenden Diskussion modifiziert:
(1) Im Anschluss an einen Vortrag der Studierenden wurden lediglich grundlegende Verständnisprobleme besprochen und geklärt. Unmittelbar nach der Veranstaltung veröffentlichen die Referentinnen und Referenten einen (2) Wiki-Eintrag mit einer Zusammenfassung des referierten Themas. Die anderen Seminarteilnehmer waren anschließend aufgefordert, in einem (3) Diskussionsforum innerhalb von ILIAS Fragen, Einsprüche, Anmerkungen und Vertiefungswünsche zu formulieren. (4) Diese Anmerkungen und Fragen wurden dann von den Referentinnen und Referenten aufgegriffen und für die folgenden Seminarsitzung deren Beantwortung vorbereitet. Diese wurde dann in der ersten Hälfte der nächsten Seminarsitzung präsentiert und im Plenum diskutiert.
Die in diesem Kontext entstandenen Wiki-Einträge wurden darüber hinaus genutzt, um am Ende des Semesters darauf aufbauend (5) eine systematische Zusammenfassung und Rekapitulation des Seminarinhaltes zu erstellen. Auch dafür wurden wiederum die kollaborativen Möglichkeiten des Wikis genutzt, um in übergreifenden Artikeln – die Möglichkeiten der Vernetzung innerhalb des Wikis nutzend – die Zusammenhänge und Verbindungen zwischen den Themen der einzelnen Sitzungen und Referaten abzubilden.

Evaluation und Schlussfolgerungen

Sowohl seminarbegleitend als auch zu Semesterende erfolgte eine Evaluation des Kurses. Der Ablauf und die Organisation sowie die technische Aufbereitung dieses Konzept erwies sich dabei als grundlegend gangbar.
Der Einsatz des Wikis und die daraus resultierenden Arbeitsformen wurden als sehr hilfreich eingeschätzt. Dies betraf insbesondere die Gruppenarbeit mit relativ komplexen Arbeitsaufteilungen. Dies wurde als eine Einübung berufsrelevanter Fähigkeiten beurteilt. Die Einträge im Wiki wurden als hilfreiche Quelle für die Wiederholung und Aufbereitung des Seminarstoffs betrachtet und in dieser Form auch positiv bewertet. Nach Einschätzung der Studierenden erwies sich die gemeinsame Systematisierung am Ende des Semesters – basierend auf den einzelnen Wiki-Einträgen – für Verständnis und Lernerfolg als besonders hilfreich.
In anderen Aspekten zeigt sich aber, dass das Konzept optimiert werden kann. Insbesondere erwies sich die Komplexität und Geschwindigkeit des Seminarablaufs als zu hoch. Aufgrund der verschiedenen Arbeitsformen, welche in kurzer Abfolge zum Einsatz kamen und der daraus resultierenden Thematisierung von zwei verschiedenen Themen pro Seminarsitzung fühlten sich die Studierenden teilweise überfordert. Es fiel ihnen mitunter schwer, dem Seminargegenstand bis zum Schluss konzentriert zu folgen oder es fehlte mitunter sogar Zeit für die Diskussion. Eine zeitliche Entzerrung des Konzeptes wurde von den Studierenden als eine mögliche Lösung des Problems formuliert: Die einzelnen thematischen Blöcke sollten über zwei vollständige Seminarsitzungen verteilt werden, sodass pro Sitzung nur ein Gegenstand thematisiert wird.
Diese so umstrukturierte Form des Seminarkonzeptes soll daher in einem der nächsten Semester getestet werden. Daher kann heute die Frage noch nicht abschließend beantwortet werden, inwieweit das wichtigste Anliegen des Konzeptes – die qualitative Verbesserung und Vertiefung der Diskussion in referatsbasierten Seminaren – durch diese Seminarstruktur umgesetzt werden kann.

Verantwortlichkeit: