Zum Inhalt springenZur Suche springen

Selbsttest zur Vorlesung "Medienpolitik"

Ziele

Das E-Learning-Projekt „Selbsttest zur Vorlesung Medienpolitik“ verfolgte vier Ziele:

  • Es sollte den Teilnehmern der Vorlesung die Möglichkeit gegeben werden, sich die Inhalte der Vorlesung vertieft anzueignen.
  • Es sollte den Teilnehmern eine gezieltere, vertiefte und strukturierte Klausurvorbereitung erlauben. Durch eine regelmäßige Bearbeitung der Testfragen,  die den eigentlichen Klausuraufgaben ähnelten, und durch den Abgleich mit Musterantworten sollte sich bei den Studierenden ein Lern- und Trainingseffekt einstellen, der sich positiv auf ihr Klausurergebnis auswirkt.
  • Den Studierenden sollte durch die positive Erfahrung mit nützlichem Wissen in multimedialer Präsentation ein Anreiz gegeben werden, sich mit der ILIAS-Plattform zu beschäftigen und sich eine regelmäßige Nutzung von derartigen Angeboten anzugewöhnen.
  • Nicht zuletzt sollte auch im Hinblick auf Dozenten ein Beispiel gegeben werden, wie durch E-Learning-Angebote Leistungen verbessert und langfristig auch der Aufwand minimiert werden kann.

Vorgehensweise

In dem ILIAS-Angebot wurden Testfragen zum Vorlesungsstoff gestellt, die nach einer Woche durch den Dozenten mit einer Musterantwort beantwortet wurden. Diese Testfragen waren sowohl Wissens- als auch Transferfragen. Mit den Wissensfragen sollten sich die Studierenden den in der Vorlesung gehörten Lernstoff noch einmal ins Gedächtnis rufen. Die Transferfragen dienten dazu, das mehr oder weniger abstrakte Vorwissen auf ein konkretes Fallbeispiel anzuwenden, um eigenständige Lösungswege zu finden. Die Woche zwischen Testfrage und Musterantwort konnten die Studierenden dafür nutzen, um eine eigene Antwort zu formulieren. Durch den Vergleich von eigenen Antworten und Musterantwort konnten die Studierenden ihren Wissensstand überprüfen.
 
Im Einzelnen bekamen die Studierenden in der ersten Woche eine Wissensfrage gestellt, für die sie eine Woche Zeit zur eigenen Beantwortung hatten. Eine solche Wissensfrage lautete z.B.:

  • In der Vorlesung wurden vier Aspekte genannt, unter denen politische Sachverhalte analysiert werden können. Welche Aspekte sind dies? Geben Sie zu jedem dieser Aspekte zwei Stichworte an, die unter diesem Aspekt von Belang sind!

Die Wissensfragen waren in der Regel so gestellt, dass eine richtige Beantwortung der Frage mit wenigen Stichpunkten möglich war. Die Antwort auf die genannte Beispielfrage lautete:

  • Gestaltungsaspekt: Sachpolitische Folgen, Politikinhalte
  • Auseinandersetzungsaspekt: Akteure, Konflikt
  • Entwicklungsaspekt: Politikprozess, Entscheidungsablauf
  • Ordnungsaspekt: Rahmen, Verfassung

Nach einer Woche folgte dann eine Musterantwort auf die Wissensfrage, und es wurde eine zum gleichen Thema gehörende Transferfrage gestellt. Diese wurde ebenfalls nach einer Woche beantwortet. Folgendes Beispiel verdeutlicht die Art der von uns gestellten Transferfragen:

  • Angenommen, ein Journalist hat sich unter falschem Namen Zugang zu einer Firma beschafft und berichtet auf Grundlage der dabei beschafften Informationen über Missstände in dieser Firma. Nennen Sie unter dem Aspekt der Pressefreiheit drei Stichworte, die bei der Beurteilung dieses Vorgehens eine Rolle spielen!

Die Antworten auf die Transferfrage beschränkten sich auf kurze, stichpunktartige Angaben, so wie es auch in der Klausur verlangt wurde. Bei dem Beispiel der Transferfrage lautete die Musterantwort:

  • Der Journalist hat gegen Gesetze verstoßen (vielleicht sogar Urkundenfälschung begangen)
  • Entscheidende Frage ist, ob diese Verstöße durch ein öffentliches Interesse an der Aufdeckung von Missständen gerechtfertigt werden können
  • Dafür müssen grundrechtlich geschützte Schutzgüter abgewogen werden (Pressefreiheit vs. Persönlichkeitsrechte)

Nach zwei Wochen folgte dann jeweils der nächste Themenkomplex. Insgesamt wurden sieben Themenkomplexe und damit die Hälfte aller Vorlesungsthemen durch Testfragen unterstützt.

Zusätzlich zu den sieben Frageblöcken wurden drei "Aktuelle Beispiele" medienpolitischer Entscheidungen vorgestellt. Die Studierenden bekamen die wichtigsten Informationen zu dem Beispiel sowie vorstrukturierte Leitfragen. Nun hatten sie wieder eine Woche Zeit, diese Fragen auf sich gestellt abzuarbeiten. Nach einer Woche folgte dann die Musterantwort des Dozenten. Das folgende Exempel zeigt ein gestelltes "aktuelles Beispiel":

Technische Umsetzung


Die Umsetzung erfolgte in drei Schritten.

  • Im ersten Schritt wurde den Studierenden die Frage in einer Powerpoint-Datei zur Verfügung gestellt, die auf ILIAS hochgeladen wurde.
  • In einem zweiten Schritt wurde die Antwort ebenfalls in Powerpoint festgehalten. Zusätzlich wurde eine ausführliche Fassung der Antwort von dem Dozenten in einer Audiodatei gegeben. Dazu wurden die Fragen und Antworten mit einem Voice-Recorder aufgenommen.
  • Im dritten Schritt wurden die Powerpoint-Folien und die Audiodateien mit Hilfe der Camtasia-Software zu einer MPEG-4-Datei zusammengefügt. Diese Datei wurde ebenfalls auf ILIAS hochgeladen. Mit der Datei hatten die Studierenden einerseits die Möglichkeit, sich die richtigen Antworten stichpunktartig auf dem Bildschirm anzusehen, sich andererseits aber auch die wesentlich detaillierte Antwort auf der Ton-Spur anhören.

Erfahrungen

Die multimediale Umsetzung verlief prinzipiell gut, erforderte aber einen relativ großen Zeitaufwand. Im Folgenden werden stichpunktartig die Erfahrungen wiedergegeben:

  • Audiofiles
    Das Aufnehmen der Audiodateien nahm weniger Zeit in Anspruch als das spätere Schneiden der Datei mit Camtasia. Aufgrund der kurzen Entleihmöglichkeiten des Audiovisuellen Zentrums (AVZ) wurde ein privates Aufnahmegerät genutzt, um die Audios zeitunabhängiger produzieren zu können
  • Camtasia
    Die Software Camtasia Studio ist eigentlich ein Programm zur Bildschirmaufnahme, wurde in dem Projekt aber nicht in dieser Form genutzt. Statt den Bildschirm aufzunehmen und parallel zu kommentieren, wurden Bild- und Tonspur getrennt erstellt und mit Camtasia zusammengefügt. Das hatte den Nachteil, dass jede PPP-Folie per Screenshot in ein JPG-Format umgewandelt werden musste, um es für Camtasia nutzbar zu machen. Wenn die wesentlichen Elemente der späteren Datei zusammengefügt sind, muss die MPEG-4-Datei noch produziert werden. Dieser Prozess kann je nach Dateigröße bis zu einer halben Stunde dauern.
  • Technischer Support
    Im Vorfeld des Projekts besuchte die Studentische Hilfskraft eine Camtasia-Schulung, die sich allerdings darauf beschränkte, die wesentlichen Funktionen zu erläutern. Da Camtasia aber weitgehend selbsterklärend ist, traten trotz der knappen Schulung keine großen Probleme bei der Nutzung der Software auf. Bei kleineren Problemen wurde Herr Luca Peters vom AVZ kontaktiert, der mit guten und fundierten Ratschlägen entscheidend weiterhelfen konnte.

Evaluationsergebnisse

Um die Auswirkungen des E-Learning-Projekts auf die Studierenden zu erfassen, wurde eine zweifache Evaluation durchgeführt:

  • Evaluation durch Fragebögen
    • Die Studierenden wurden abschließend mit einem Fragebogen zu ihrer Meinung über das E-Learning-Projekt befragt. Dabei beteiligten sich 29 von 56 Studierenden an der Umfrage. Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse wiedergegeben:
    • Nutzung des Angebots
      Über die Hälfte der Studierenden hat das Angebot wenigstens einmal pro Woche genutzt; nur zehn Prozent der Befragten gaben an, das E-Learning-Angebot nicht genutzt zu haben. Im Schnitt nutzten die Studierenden das Angebot 40 Minuten pro Woche, wobei niemand länger als zwei Stunden mit den Antworten auf die Fragen verbrachte.
    • Beurteilung des Angebots
      Die Studierenden äußerten sich überwiegend positiv zum Angebot: Sie sahen den Mehrwert des Projektes und gaben an, dass das Angebot weitergeholfen hätten. Auch der Aufbau und die Verständlichkeit des Projekts wurden überwiegend positiv bewertet. Lediglich die Bewertung der Multimedialität fiel etwas schlechter aus. Von den Studierenden wurden verschiedentlich die vielen Updates kritisiert, weil dadurch das Projekt etwas unstrukturiert erschien. Bedingt durch die schnelle Abfolge von Fragen und Antworten ergab sich im ILIAS-Portal eine Vielzahl von wöchentlichen Updates. Dies erforderte von den Studierenden eine kontinuierliche Mitarbeit, um im Lernstoff mitzukommen. Zudem wurden noch mehr Stichpunkte und teilweise auch eine Verschriftlichung der Antworten auf die Testfragen gefordert.
  • Evaluation der Klausur
    • Da in der abschließenden Klausur der Stoff aller Vorlesungsthemen behandelt wurde, war es möglich, den Effekt der partiellen Vertiefung bei den sieben Einheiten auf den Lernerfolg einzuschätzen.
    • Die Durchschnittsnote der Klausur betrug 2,1, während der Durchschnitt in den Vorjahren bei 2,6 (2008) und 2,8 (2007) lag. Auffällig ist, dass es in diesem Jahr mehr überdurchschnittliche Noten erzielt wurden. So gab es dreimal die Note 1,0, die in den Vorjahren nicht vergeben wurde.
    • Die Bearbeitung der Fragen zu medienpolitischen Entscheidungen fiel in der Tendenz besser aus als in den Vorjahren. Dies ist insofern auf das E-Learning-Projekt zurückzuführen, als dass mit den „Aktuellen Beispielen“ die Beantwortung solcher Fragen explizit geübt werden konnte.
    • Bei den anderen Fragen konnte keine signifikante Verbesserung der Teilnoten gemessen werden.

Schlussfolgerungen

Insgesamt gesehen hat sich das E-Learning-Projekt bewährt. Das Urteil der Studierenden war überwiegend positiv, und die Verantwortlichen hatten keine wesentlichen Probleme bei der Durchführung des Projektes. Unter dem Strich sind alle wesentlichen Ziele erreicht worden. Aus diesem Grund werden wir das Angebot verstetigen und im nächsten Turnus in veränderter Form erstellen. Trotz des grundsätzlich positiven Fazits müssen aber noch einige Korrekturen am Angebot durchgeführt werden:

  • Multimedialität
    Dies sollte überdacht werden. Ein relativ großer zeitlicher Aufwand bei der Produktion der Dateien stehen ein eher verhaltenes Urteil in der Evaluation und die Forderung nach verschriftlichten Antworten gegenüber. Aufwand und Ertrag scheinen derzeit in keinem Verhältnis zu stehen.
  • Frequenz
    Bei einer Fortführung des Projektes sollte man Fragen und Antworten etwas entzerren und z. B. nur eine Frage oder ein Beispiel pro Woche stellen, um das Projekt übersichtlicher zu gestalten.
  • Inhalt
    Der Evaluation folgend sollten die Wissensfragen verstärkt genutzt werden, da diese bei der Befragung am besten abgeschnitten haben.
  • Technik
    Es sollten nur noch Audiofiles zu verwenden, da diese wesentlich schneller zu erstellen sind, als die MPEG-4-Dateien
  • Unterrichtung anderer Dozenten
    Die anderen Dozenten wurden von den Möglichkeiten in Kenntnis gesetzt. Es wurden ihnen Erfahrungsberichte und Hilfe bei der Erstellung angeboten.
Verantwortlichkeit: