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eLearning in den Einführungsseminaren der germanistischen Mediävistik - "Mittelhochdeutsch online entschlüsseln 2"

Ausgangssituation

Das als Pflichtveranstaltung konzipierte Einführungsseminar dient der Vermittlung elementarer Fachkompetenzen: Die beständige Arbeit mit mittelhochdeutschen Textzeugnissen verfolgt nicht nur den Zweck, die mittelhochdeutsche Sprache und Grammatik zu erlernen, sondern überdies eine fundierte Übersetzungskompetenz auszubilden. Ebenso zentral und von hoher wissenschaftlicher Relevanz ist die damit einhergehende, Einführung in zeitgenössische literaturhistorische und kulturelle Zusammenhänge. Das bereits im Wintersemester 2013/2014 erfolgreich implementierte eLearning-Projekt „Mittelhochdeutsch online entschlüsseln“ hat gezeigt, dass mithilfe eines seminargebundenen eLearnings das für die Ausbildung genannter Grundkompetenzen erforderliche Selbststudium angeregt und fachlich begleitet werden kann. Die hier sowohl von Studierenden als auch von Lehrenden gewonnenen Erfahrungen machten deutlich, dass die Studienqualität, die aktive Auseinandersetzung mit den Lerninhalten und der Lernfortschritt durch eine konsequente Begleitung mit eLearning-basierten Übungseinheiten und modular aufgebauten semesterbegleitenden Testverfahren deutlich gesteigert werden konnte. Ein solches seminargebundenes und unterrichtsnahes eLearning-Angebot ermöglicht sowohl ein begleitetes Eigenstudium als auch eine Ausrichtung der Seminarinhalte an den Kompetenzen der Studierenden. Damit kann die Vermittlung von fachlichen Grundkompetenzen sowie die Befähigung ihrer eigenständigen Anwendung in einem die gewöhnliche Seminararbeit übersteigendem Maße gewährleistet werden.

Ziele & Zielgruppen

Grundsätzliches Ziel war es, das bereits bestehende eLearning-Angebot nach einer intensiven Aufbau- und Erprobungsphase auszubauen, systematisch zu erweitern und qualitativ zu verbessern. Das Angebot sollte nicht nur verstetigt, sondern vor allem noch konsequenter und in den Übungsformaten weiter ausdifferenziert genutzt werden. Hauptzielgruppe waren ca. 420 Studierende des 1. und 3. Fachsemesters im Studiengang Bachelor of Arts, die in insgesamt dreizehn parallel stattfindenden Einführungsseminaren bei acht verschiedenen Dozierenden durch die Kombination von Seminararbeit und begleitetem Selbststudium in der kontinuierlichen Beschäftigung mit dem auch für die Modulabschlussprüfung relevanten Stoff gefördert werden sollten. Neben der Möglichkeit, Schwächen frühzeitig zu erkennen und im Seminar thematisieren zu können, bot und bietet dieses eLearning-Projekt vor allem auch eine moderne, ansprechende Lernmethodik.

Umsetzung

Die auf der Lernplattform ILIAS medial aufbereiteten Lernmodule wurden optimiert und um verschiedene Inhalte ergänzt. Dringend erforderlich war zunächst ein quantitativer Ausbau der zur Verfügung stehenden fakultativen Übungsaufgaben (ILIAS-Testfunktion), auf die die Studierenden nach ihren je eigenen Bedürfnissen zugreifen können, sowie eine Erweiterung des Typenspektrums dieser Übungseinheiten. Der Schwerpunkt lag hier auf der Integration von Audio- und Videodateien, die in ganz besonderer Weise der Schulung der Lese- und Sprachkompetenz und somit der Vermittlung grundlegender Fähigkeiten im Umgang mit mittelhochdeutschen Textzeugnissen dienen. Nur mithilfe entsprechend aufbereiteter Audiodateien konnte das Modul zur Aussprache-, Lese- und Hörkompetenz die Studierenden zu einem sicheren Umgang mit der fremd anmutenden Sprachstufe befähigen und insgesamt die Lernautonomie verbessern. Der Bereich der Handschriftenkunde ließ sich erst mit entsprechendem Bild- und Videomaterial überhaupt in das eLearning integrieren. Mit dem Ausbau um weitere Audio- und Videodateien wurde außerdem eine weitergehende Beschäftigung der Studierenden mit fachlichen Inhalten angestrebt, die schon früh den Ausbau eigener Interessen und Fragestellungen fördert.

Die Studierenden finden auf ILIAS sowohl Lernmodule zu den in den Seminaren besprochenen Inhalten als auch darüber hinausgehende fakultative Übungstests. Zusätzlich dazu müssen von ihnen im Laufe des Semesters drei seminarbegleitende obligatorische Lernstandserhebungen (ILIAS-Testfunktion mit Zeitbegrenzung) absolviert werden. Diese dokumentieren den Studierenden einerseits ihren individuellen Leistungsstand und bieten den Lehrenden andererseits die Möglichkeit, sehr gezielt und schon frühzeitig den Unterricht an den erkennbar gewordenen Stärken und Schwächen der Studierenden auszurichten sowie Angebote zur individuellen Förderung zu machen. Dieses Verfahren hat sich bereits im letzten Projektdurchlauf bewährt und konnte auch in diesem Jahr zur Unterstützung der Studierenden eingesetzt werden.

Ergebnisse & Ausblick

Obwohl dank der Projektfortsetzung bei fast allen Dozierenden Grundkenntnisse im Umgang mit ILIAS vorausgesetzt werden konnten, war das gebündelte Wissen der Projekthilfskräfte dennoch an vielen Stellen notwendig. Hier ist insbesondere die Einschränkung der aktuellen ILIAS-Version im Hinblick auf die verschiedenen Fragentypen bei mobiler Nutzung (etwa über Handys oder Tablets) innerhalb der Lernstandserhebungen zu nennen. Die Analyse von Fehlerquellen und von diese potentiell begünstigenden Einstellungen gestaltete sich als besonders zeitintensiv. Dennoch ist festzuhalten, dass sich Missverständnisse und Probleme im Umgang mit ILIAS insgesamt verringert haben.

Die Evaluation zeigt, dass die Studierenden das eLearning-Angebot sehr gut angenommen haben. Vor allem Übungstests und zusätzliche Lernmaterialien bei freier Zeiteinteilung wurden sehr positiv bewertet. Im Durchschnitt arbeiteten die Studierenden dreimal im Monat jeweils eine halbe bis eine ganze Stunde online und bestätigen, dass sie sowohl leichter an notwendiges Material gelangen konnten, als auch intensiver gelernt haben. Fast die Hälfte der Studierenden, die an der Evaluation teilgenommen haben, gibt an, durch die Nutzung des eLearning-Angebots mehr gelernt zu haben. Spätestens die Bewertung der Studierenden, dass das Modul zu den Übersetzungen am wenigsten hilfreich gestaltet war, hat den Anstoß geliefert, das eLearning-Angebot „Mittelhochdeutsch online entschlüsseln“ weiter auszubauen und nicht bloß im derzeitigen Stadium zu nutzen. Dazu wird der Schwerpunkt zum einen auf den gewünschten Übersetzungsübungen, zum anderen weiterhin auf der medialen Aufbereitung (Bild-, Audio- und Videodateien) liegen. Beide Bereiche haben sich im Hinblick auf die Erstellung entsprechenden Arbeitsmaterials als sehr zeitaufwändig erwiesen, dienen den Studierenden jedoch nachweislich als besonders gutes Hilfsmittel.

Verantwortlichkeit: