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Studie zur Stimmwirkung

Ein Beispiel für die Vernetzung von Forschung und Lehre auf einer Lernplattform

Die einführende Pflichtveranstaltung "Theorie und Praxis der mündlichen Kommunikation" wird bereits seit einigen Semestern als Blended Learning-Kurs mit Materialien, Foren etc. auf der Lernplattform Moodle durchgeführt. Durch die Integration einer Stimmwirkungsstudie in die Lernmaterialien  erhalten die Studierenden bereits zu Beginn des Studiums einen Einblick in den aktuellen Stand der Forschung und sie erleben exemplarisch, wie einzelne Forschungsfragen mit Hilfe von Tools auf Lernplattformen bearbeitet werden können. Die Studierenden hören sich im Laufe der Veranstaltung verschiedene Hörbeispiele an, beschreiben ihre Wirkungseindrücke und schätzen sie hinsichtlich verschiedener Parameter (Alter, Geschlecht, Beruf, Aussehen usw.) ein. Die so in der Lehre erhobenen quantitativen Daten zur Stimmwirkung werden automatisch mit dem Abstimmungstool  zusammengerechnet, wissenschaftlich weiter ausgewertet und mit ähnlichen Studien verglichen. Diese Verbindung von grundständiger Lehre mit quantitativer Forschung ist in den Geisteswissenschaften innovativ und ohne Blended Learning-Konzepte und die Tools, die auf Lernplattformen bereit gestellt werden, in großen Veranstaltungen mit 300 bis 500 Teilnehmern nicht realisierbar. Die Beteiligung der Studierenden an solchen Wirkungsstudien ist ein erster elementarer Schritt auf dem Weg zum forschenden Lernen. 

Die Stimme eines jeden Menschen ist Ausdruck seiner Persönlichkeit. Diese starke Aussage ist nicht für jeden selbstverständlich. In vielen Köpfen nimmt die Stimme eher eine Nebenrolle ein, dabei gehört der Sprechausdruck zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren bei der Interaktion. Die Stimme verrät viel über einen Menschen. Persönlichkeitsmerkmale und Charaktereigenschaften werden vom Gesprächspartner über die Stimme wahrgenommen.

Das Bewusstsein dafür zu wecken hat sich diese Studie zur Aufgabe gemacht. Zur Verfügung standen 31 Stimmbeispiele von Männern und Frauen unterschiedlichsten Alters.

Die Stimmbeispiele wurden auf dem E-Learning-Portal moodle eingestellt und von insgesamt 570 Studenten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf bewertet. Alter, Größe, Beruf, Aussehen und der Lesefluss waren die zu bewertenden Kriterien, zu denen die Teilnehmer ihre Einschätzungen abgeben sollten.

Die Personen hinter den Stimmbeispielen sollten mit einer Differenz von zehn Jahren auf ihr Alter geschätzt werden. Aus den Ergebnissen ergab sich -  vor allem bei den Frauenstimmen - eine klare Tendenz. Beim Vergleich der Abstimmungen gab es nur wenige abweichende Bewertungen. Eine kleine Ausnahme waren die männlichen Stimmbeispiele, bei diesen gab es unterschiedlichere Einschätzungen im direkten Vergleich. In Bezug auf die Größe der Personen haben sich die Studienteilnehmer weniger auf ihr Gehör verlassen, sondern vielmehr aus ihrer Lebenserfahrung geschöpft. Frauen wurden tendenziell auf die Größe 1,60 – 1,70 cm geschätzt und Männer auf die Größe 1,80 – 1,90 cm. Ganz besonders markant waren allerdings die Ergebnisse zur Einschätzung des Berufs der Personen. Vor allem bei den Frauen waren diese sehr eindeutig. Die Stimmen, bei denen der Lesefluss als melodisch, lebendig und betont beschrieben wurde, bekamen sehr häufig einen Beruf im pädagogischen oder sozialen Bereich zugewiesen.

Bei holperndem, monotonem Lesefluss und hörbarer Unsicherheit wurden den weiblichen Stimmbeispielen tendenziell Büro- und Verwaltungsarbeit zugeschrieben. Diese Einschätzung zeigt, dass die Stimme eine entscheidende Wirkung auf jeden Menschen hat. Selbst wenn diese vielleicht gar nicht der Realität entspricht, hat sie dennoch einen erheblichen Einfluss auf unsere Bewertung. Daraus ergeben sich verschiedene Wege auf denen wir einem Menschen begegnen können. Bei den männlichen Stimmbeispielen war die Einschätzung hingegen nicht sehr eindeutig. Doch spielen wiederum auch hier die Lebenserfahrungen eine erhebliche Rolle. Den Männern wurden vor allem „typisch männliche“ Berufe zugewiesen wie zum Beispiel Techniker oder Handwerker.

Wer klingt wie?

Beim Aussehen waren die Studienteilnehmer hingegen sehr unterschiedlicher Meinung. Die zugeordneten Bilder von Personen differierten stark. Ausschließlich das zuvor geschätzte Alter gab einen Hinweis auf das mögliche Äußere der Person. Die Stimme wird somit zum entscheidenden Faktor der Persönlichkeit und beeinflusst unsere Entscheidungen zu jeder Zeit.

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