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eLearning-basierte Studierendeneinbindung

Ausgangssituation

Insbesondere in großen Präsenzvorlesungen mit mehreren hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist es schwierig, alle Studierenden aktiv zu beteiligen. Gleiches gilt besonders auch für die Online-Vorlesungen, die als Reaktion auf die Corona-Krise ab April 2020 eingeführt wurden. Durch Wortbeiträge können nur wenige Studierende eingebunden werden. Auch ist die Hemmschwelle, sich zu Wort zu melden, gerade in den unteren Semestern oft hoch. Die individuelle Lernstandskontrolle für den Einzelnen wird auf diese Art
und Weise erschwert. Der Einsatz interaktiver Abstimmelemente bietet gerade in großen Vorlesungen mit weit über 200 Teilnehmenden jedem einzelnen Studierenden die Möglichkeit, auch abseits von Wortmeldungen aktiv an der Lehrveranstaltung teilzunehmen. Vorlesungsbegleitende eLearning-Einheiten im Rahmen einer eLearning-Arbeitsgemeinschaft erweitern diese Einbindung dahingehend, dass die Studierenden ein individuelles Feedback über ihren Lernstand erhalten können. Beide Systeme setzen die Hemmschwelle zur Beteiligung niedrig an und stellen die didaktische und inhaltliche Einbindung sicher. Darüber hinaus regen Wertungsfragen zudem den Austausch mit den Studierenden an. Im Rahmen von „Wiederholungsfragen“ erhält die Dozentin unmittelbar eine Rückmeldung zum Lernerfolg.

Umsetzung

Die Wahl fiel für vorherige Veranstaltungen schnell auf das EdiVote-Abstimmungssystem. Beim Einsatz dieses Systems, der seit 2016 erfolgt, erhielt jeder Studierende zu Beginn der Vorlesung eine kleine Fernbedienung. Aufgrund der Corona-Krise erfolgen seit April 2020 keine Präsenzvorlesunge, sondern Vorlesungen werden ausschließlich online durchgeführt. Bei dieser Art der Lehrveranstaltung erfolgt die Abstimmung ausschließlich über das das Abstimmungssystem „Mentimeter.“ Hierbei ersetzt das eigene Smartphone der Studierenden die unter EdiVote benötigte Fernbedienung. Jede Vorlesungseinheit beginnt mit Wiederholungsfragen zum Stoff der vorherigen Einheit. Auf diese Art und Weise wird bisheriges Wissen wiederholt und gefestigt und sichergestellt, dass in den weitergehenden Erörterungen auf
diesem Wissen aufgebaut werden kann. Innerhalb der Vorlesung werden in einer Präsentation der Dozierenden Fragen verschiedenster Art gestellt. Die Antwortmöglichkeiten zu diesen Fragen
erscheinen gleichzeitig. Nach „Freigabe“ der Abstimmung durch die Dozierende können die Studierenden mit ihrem Handy anonym die Antwortmöglichkeiten auswählen. Das Ergebnis erscheint unmittelbar im Anschluss auf der PowerPoint-Folie (EdiVote) bzw. Mentimeter-Folie und wird dann mit der Dozierenden
evaluiert und besprochen. Die gestellten Fragen sind vielfältig: Gegenstand der Fragen können beispielsweise Wiederholungs- und/oder Wertungsfragen, aber auch Ausblicke auf mögliche Entwicklungen sein. Weiterhin enthalten die Fragen Impulse zur selbstständigen Gesetzesauslegung und bieten den Studierenden Gelegenheit, bereits Gelerntes in Kurzfällen anzuwenden.
Im Nachgang zu den Vorlesungen steht den Studierenden jeweils eine eLearningÜbungseinheit im Rahmen der digitalen Arbeitsgemeinschaft zur Verfügung. Diese Einheit vernetzt das Wissen aus der Vorlesung und den Abstimmungen noch weiter und gibt eine individuelle Lernstandskontrolle. Auf diese Art und Weise erhalten die Studierenden die Möglichkeit, erneut ihren Lernstand zu überprüfen und das Wissen im Nachgang zur Vorlesung zu festigen.

Erfahrungen mit dem Einsatz

Beim Einsatz der Abstimmungssysteme ist bemerkenswert, welche Aufmerksamkeit diese Systeme gerade in den ersten Vorlesungen erlangen. Im Verlauf der Vorlesungsreihe sorgen EdiVote bzw. Mentimeter für einen bisher nicht erreichten Grad an Aktivität und Partizipation der Studierenden. Dies ist besonders in Zeiten in denen ausschließlich Online-Vorlesungen angeboten werden, ein wichtiges Instrument, um die Studierenden aktiv in das Vorlesungsgeschehen einzubinden und den Grad der Verbindlichkeit der Online-
Veranstaltungen zu erhöhen. Die Möglichkeit der Differenzierung der Fragen ermöglicht eine effizientere
Anpassung der Vorlesungsinhalte auf das Auditorium: In den Abstimmungsergebnissen zu Wiederholungsfragen werden möglicherweise noch bestehende Verständnisschwierigkeiten klar, die unmittelbar im Anschluss geklärt werden können.
Hier erweist sich die Anonymität der Abstimmung als unschätzbarer Vorteil. Nachfragen, die eindeutig einer Person zugeordnet werden können, würden wohl kaum in dieser Tiefe gestellt werden. Weiterhin fällt gerade bei politischen Fragestellungen und Meinungsbildern im (virtuellen) Hörsaal eine erhöhte Aufmerksamkeit und Präsenz der Studierenden auf, was sich in einer besonders regen Partizipation widerspiegelt. Auch außerhalb des reinen Abstimmungsprozesses sind die Effekte von EdiVote bzw. Mentimeter überaus positiv. Die Studierenden betonten, dass das Klima der Vorlesung im Vergleich zu anderen, in gleicher Zusammensetzung stattfindenden Veranstaltungen, ein sehr viel offeneres sei und zudem durch einen aktiveren Austausch zwischen Studierenden und Dozierenden geprägt werde. Dies erweist sich besonders in Zeiten von Corona als ein wertvolles Instrument zur Überbrückung des Distanzunterrichtes. Einzelne Abstimmungsergebnisse konnten auch als Anstoß zum persönlichen Austausch im Anschluss an die Veranstaltung oder via Zoom-Meeting dienen.

Hohe Akzeptanz durch die Studierenden als positives Fazit

Im Rahmen von Zwischenevaluationen sprachen sich 95 % der Studierenden in der Vorlesung „Recht des Europäischen Binnenmarktes“ für den weiteren Einsatz des Systems aus. In den ausführlichen Modulevaluationen lobten die Studierenden vor allem die Möglichkeit, sich aktiv, aber dennoch anonym beteiligen zu können und unmittelbar nach der Abstimmung ein Feedback zu erhalten. Die eLearning-AG wurde insbesondere für die Möglichkeit, selbstständig, flexibel und vertiefend den Stoff erarbeiten zu können, gelobt. In den ausführlichen Modulevaluationen lobten die Studierenden darüber hinaus – genau wie in der Evaluation zur Vorlesung – die Möglichkeit, sich aktiver, aber dennoch anonym einbringen zu könne. Daneben wurde die Möglichkeit des unmittelbaren, detaillierten und schriftlichen Feedbacks zum aktuellen Leistungsstand positiv evaluiert. Die Studierenden berichteten ferner von einer wacheren, aktiveren Lernatmosphäre. Es zeigt sich, dass neben der Beteiligung durch Abstimmungen auch die Hemmschwelle der Studierenden, Nachfragen zu stellen und zu argumentieren, gesenkt wurde.
Vor diesem Hintergrund sind die Hoffnungen, die an das Projekt gestellt wurden, vollends erfüllt worden: Die Studierenden konnten aktiv eingebunden werden und ihnen kann eine individuelle Möglichkeit zur aktiven Partizipation auch in großen Vorlesungen – insbesondere auch in Online-Formaten – gegeben werden.

Verantwortlichkeit: