Historia-App by HHU. Smartphone gestützte Stadtführungen für Lehre und Lernen (Fortsetzung)
Ausgangslage: Ein neues eLearning-Instrument
Die Vermittlung von historischen Begebenheiten, Strukturen, Ereignissen und Prozessen findet auf vielen verschiedenen Wegen statt, z.B. an Universitäten, in Museen und Dokumentationsstätten, in Publikationen und bei historischen Stadtrundgängen. All diese klassischen Vermittlungswege müssen ihren Weg in unsere immer zunehmend digitalisierte Welt finden. Die Dynamik des Digitalen ermöglichte es, dass aus dem Projekt „Smart History“ (ELFF-Förderperiode 2016-II) mit der HistoriaApp by HHU ein vielseitiges e-Learning Instrument sowohl für die Studierenden und zugleich die interessierte Öffentlichkeit entwickelt wurde. In mittlerweile mehreren Projektseminaren und Teamprojekten erlernten die Studierenden als Autoren von Touren für die App wesentliche Kompetenzen der Geschichtsvermittlung, erfuhren Wertschätzung und Anerkennung auch außerhalb der Universität und wurden auf den Berufsalltag außerhalb der akademisch-universitären Berufe vorbereitet. Die Studierenden der gesamten Universität können die erarbeiten Inhalte zur Geschichte der Stadt Düsseldorf ebenfalls nutzen. Als wichtige und unersetzbare Stützen des Projektes erwiesen sich die Kooperationen mit externen Institutionen wie der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, dem Institut für Digital Humanities der Universität zu Köln und dem Kunstpalast, und inzwischen auch dem Institut für Kunstgeschichte an der HHU.
Das Projekt startete im Oktober 2016 und war zunächst auf zwei Semester angelegt. Im Rahmen eines Projektseminars nahmen 20 Studierende aus den Geschichtswissenschaften teil und entwickelten in einem ersten Schritt Ideen für die Funktionen der App, beschäftigten sich mit vergleichbaren Apps vor allem aus dem touristischem Sektor, übten die neue, ungewohnte Textform ein und lernten die Arbeit der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf sowie des Stadtarchivs kennen. Die Ideen für die App wurden anschließend von David Neugebauer, dessen Arbeit mit Hilfe des ELFF finanziert werden konnte, in ein Konzept übertragen und dann in Absprache mit den Studierenden umgesetzt. Die Studierenden kümmerten sich anschließend um die Themenfindung zur Geschichte des Nationalsozialismus in Düsseldorf, recherchierten Hintergründe und Quellen, erarbeiten die Texte für die Touren, evaluierten sich und ihre Rundgänge gegenseitig.
Parallel zur studentischen Forschung und Entwicklung von Touren erstellte David Neugebauer zunächst einen funktionierenden Entwurf der Android-App und programmierte anschließend die Schnittstelle, d.h. das Interface zur Erstellung und Anreicherung von Touren und Tourstopps. Diese wurde auf Basis von WordPress als Plug-In realisiert. WordPress wurde gewählt, weil es eine ausgereifte Lösung für das Online-Publishing ist und benötigte Funktionalitäten z.B. zur Nutzer- und Dateiverwaltung im System bereits zur Verfügung stehen. Eine Tour besteht aus Orten, die mit Beiträgen zu Tour-Stops angereichert werden. Hinzu kommt noch eine graphische Kennzeichnung des Weges zwischen den Stops. Orte und Touren werden von den Studierenden selbst über ein graphisches Karten-Interface per Point and Click definiert, während die historischen Informationen in Form von Wordpress-Beiträgen angelegt werden. Touren können durch den Administrator veröffentlicht, depubliziert und jederzeit aktualisiert werden. Zum Schluss wurde die iOS-Version, allerdings mit geringerem Funktionsumfang, im Oktober 2017 veröffentlicht.
Zusätzlich wurde eine Webseite gestaltet, die alle wesentlichen Informationen zur App liefert. Die Apps und das Plug-In stehen als Open-Source-Software für die Nutzung und Weiterentwicklung zur Verfügung. Inzwischen gibt es weitere Institutionen, die die App auch außerhalb Düsseldorfs nutzen.
Ziele & Zielgruppen
Die HistoriaApp by HHU wird für die Betriebssysteme Android (seit Juli 2017) und iOS (seit Oktober 2017) angeboten und ermöglicht den Nutzerinnen und Nutzern die selbstständige Erkundung der Geschichte von historischen Orten und Museen. Die Nutzerinnen und Nutzer können sich entweder frei mithilfe der Karte zu vordefinierten Orten navigieren oder mit mehreren thematisch geschlossenen Touren die Stadt und ihre Geschichte erkunden. Vor Ort werden historische Informationen mit Hilfe von Texten und Bildern mit dem Smartphone der Nutzerinnen und Nutzer vermittelt. Das Smartphone wird so zum eLearning-Werkzeug, nicht nur für die Studierenden der Geschichtswissenschaft, die im Rahmen von Projektseminaren Inhalte erstellen oder die Inhalte für das Selbststudium nutzen, sondern für jeden.
Bisher haben ca. 50 Studierende an der Inhaltserstellung teilgenommen. Ca. 1.500 Studierende sind in den Geschichtswissenschaften eingeschrieben. Seit der Veröffentlichung der Android Version wurde die HistoriaApp by HHU auf über 2.000 Geräten installiert.
Umsetzung
Das Folgeprojekt, über das hier berichterstattet wird, diente vor allem dazu, basierend auf den Erfahrungen des Prototypen die App und die Schnittstelle technisch zu verbessern. Parallel zu diesem Vorhaben entstand eine neues, von Frau Prof. von Hülsen-Esch und ihren Studierenden geförderte Feature der Museums-Tour (Katalog-Tour), deren Entwicklung im Rahmen dieses Folgeprojektes inhaltlich und technisch unterstützt wurde, sodass nicht alle ursprünglich geplanten Verbesserungen geleistet werden konnten, da der Entwicklung der Katalog-Tour Priorität eingeräumt wurde. Im Rahmen dieses Folgeantrags konnte die App um folgende Features verbessert werden:
- iOS-App: GPS-Darstellung und Etablierung der Bibliothek
- Externe Links werden im Browser des Geräts geöffnet
- Nach dem Swipen eines Beitrags startet die Ansicht am Textanfang
- Überarbeitung des Menüs
- Überarbeitung der Download-Ansicht: Gebietsauswahl, Touren löschen, Touren updaten, Anzeige geladener und nicht geladener Touren.
- Verbesserung des Energiemanagements
Ergebnisse & Ausblick
Mit der Entwicklung der HistoriaApp und besonders der intuitiv zu bedienenden Schnittstelle ist eine in der Presse mehrfach gelobte Smartphone-Anwendung entstanden, die zwar noch nicht höchsten Designansprüchen genügen mag, aber in den Punkten Bedienbarkeit, Stabilität und Funktionsumfang bemerkenswert ist. Weiterhin sind Benutzerfreundlichkeit und diverse kleine Verbesserungen offen. Langfristig soll sich die HistoriaApp by HHU zu einer überregionalen Plattform für digitale Historische Stadtrundgänge entwickeln.
Besuchen Sie auch die Homepage der HistoriaApp.