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SmartHistory-App. Smartphone gestützte Stadtführungen für Lehre und Lernen

Ausgangslage: Ein neues eLearning-Instrument

Die Vermittlung von historischen Begebenheiten, Strukturen, Ereignissen und Prozessen findet auf vielen verschiedenen Wegen statt, z.B. an Universitäten, in Museen und Dokumentationsstätten, in Publikationen und bei historischen Stadtrundgängen. All diese klassischen Vermittlungswege müssen ihren Weg in unsere immer zunehmend digitalisierte Welt finden. Die Dynamik des Digitalen ermöglichte es, dass aus diesem Projekt ein vielseitiges e-Learning Instrument sowohl für die Studierenden und zugleich die interessierte Öffentlichkeit entwickelt wurde. Dabei erlernen die Studierenden als Autoren von Touren für die App wesentliche Kompetenzen der Geschichtsvermittlung, erfahren Wertschätzung und Anerkennung auch außerhalb der Universität und werden auf den Berufsalltag außerhalb der akademisch-universitären Berufe vorbereitet. Die Studierenden der gesamten Universität können die erarbeiten Inhalte (zunächst zur Global- und Nationalsozialismusgeschichte der Stadt) ebenfalls nutzen. Als wichtige und unersetzbare Stützen des Projektes erwiesen sich die Kooperationen mit der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf und der Sprachlichen Informationsverarbeitung der Universität zu Köln.

Ziele & Zielgruppen

Die HistoriaApp by HHU wird für die Betriebssysteme Android (seit Juli 2017) und iOS (seit Oktober 2017) angeboten und ermöglicht den Nutzerinnen und Nutzern die selbstständige Erkundung der Geschichte von historischen Orten in Düsseldorf. Die Nutzerinnen und Nutzer können sich entweder frei mithilfe der Karte zu vordefinierten STOPs navigieren oder mit mehreren thematisch geschlossenen Touren die Stadt und ihre Geschichte erkunden. Vor Ort werden historische Informationen mit Hilfe von Texten und Bildern mit dem Smartphone der Nutzerinnen und Nutzer vermittelt. Das Smartphone wird so zum eLearning-Werkzeug, nicht nur für die Studierenden der Geschichtswissenschaft, die im Rahmen von Projektseminaren Inhalte erstellen oder die Inhalte für das Selbststudium nutzen, sondern für jeden. Bisher haben 25 Studierende an der Inhaltserstellung teilgenommen, im Wintersemester 2017/18 werden weitere 10 hinzukommen. Ca. 1.500 Studierende sind in den Geschichtswissenschaften eingeschrieben. Seit der Veröffentlichung der Android Version wurde die HistoriaApp by HHU auf ca. 1.200 Geräten installiert.

Umsetzung

Das Projekt startete im Oktober 2016 und wurde auf zwei Semester angelegt. Im Rahmen eines Projektseminars nahmen 20 Studierende aus den Geschichtswissenschaften teil und entwickelten in einem ersten Schritt Ideen für die Funktionen der App, beschäftigten sich mit vergleichbaren Apps vor allem aus dem touristischem Sektor, übten die neue, ungewohnte Textform ein und lernten die Arbeitn der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf sowie des Stadtarchivs kennen. Die Ideen für die App wurden anschließend von David Neugebauer, dessen Arbeit mit Hilfe des ELFF finanziert werden konnte, in ein Konzept übertragen und dann in Absprache mit den Studierenden umgesetzt. Die Studierenden kümmerten sich anschließend um die Themenfindung zur Geschichte des Nationalsozialismus in Düsseldorf, recherchierten Hintergründe und Quellen, erarbeiten die Texte für die Touren, evaluierten sich und ihre Rundgänge gegenseitig und präsentierten am 11. Juli zusammen die Android-Version im Haus der Universität und in der Mahn- und Gedenkstätte der Öffentlichkeit. Zusätzlich entwickelte Caroline Authaler von der Professur für Europäische Expansion im 19. und 20. Jahrhundert mit Studierenden im Sommersemester Touren zur Globalgeschichte Düsseldorf.

Parallel zur studentischen Forschung und Entwicklung von Touren erstellte David Neugebauer zunächst einen funktionierenden Entwurf der Android-App und programmierte anschließend die Schnittstelle, d.h. das Interface zur Erstellung und Anreicherung von Touren und Tourstopps. Diese wurde auf Basis von WordPress als Plug-In realisiert. Wordpress wurde gewählt, weil es eine ausgereifte Lösung für das Online- Publishing ist und benötigte Funktionalitäten z.B. zur Nutzer- und Dateiverwaltung im System bereits zur Verfügung stehen. Eine Tour besteht aus Orten, die mit Beiträgen zu Tour-Stops angereichert werden. Hinzu kommt noch eine graphische Kennzeichnung des Weges zwischen den Stops. Orte und Touren werden von den Studierenden selbst über ein graphisches Karten-Interface per Point and Click definiert, während die historischen Informationen in Form von Wordpress-Beiträgen angelegt werden. Touren können durch den Administrator veröffentlicht, depubliziert und jederzeit aktualisiert werden. Zum Schluss wurde die iOS-Version, allerdings mit geringerem Funktionsumfang, im Oktober 2017 veröffentlicht.

Zusätzlich wurde eine Webseite gestaltet, die alle wesentlichen Informationen zur App liefert. Die Apps und das Plug-In stehen als Open-Source-Software für die Nutzung und Weiterentwicklung zur Verfügung.

Ergebnisse & Ausblick

Mit der Entwicklung der HistoriaApp und besonders der intuitiv zu bedienenden Schnittstelle ist eine in der Presse mehrfach gelobte Smartphone-Anwendung entstanden, die zwar noch nicht höchsten Designansprüchen genügen mag, aber in den Punkten Bedienbarkeit, Stabilität und Funktionsumfang bemerkenswert ist. Die Entwicklung erfolgte zunächst mit Fokus auf die Android-App, um eine möglichst große Nutzerbasis abzudecken. Die iOS-App bleibt an Funktionalitäten daher noch hinter dieser zurück. In der Zukunft werden wir aber beide Apps funktionsgleich anbieten können. Und natürlich lassen sich bei beiden Versionen, die wir als Prototypen verstehen, noch Verbesserungspotential in den Funktionen und auch in den Inhalten erkennen, sodass wir glücklich sind, dass das Projekt eine Verlängerung durch den ELFF erfahren hat.

Nicht alle von den Studierenden entwickelte Touren konnten auch nach der redaktionellen Überarbeitung ein Qualitätsniveau erreichen, dass für eine Veröffentlichung nötig gewesen wäre. Aber am Ende des Projektes stehen 17 Touren mit über 100 Stops zur Verfügung, die auch rege genutzt werden. Die Bewertung des Projektes durch die Studierenden ist durchweg positiv und auch die Android-Version glänzt mit einer Bewertung von 4,6 von 5 Sternen. Am Ende haben alle Beteiligten – Studierende, Dozenten und Kooperationspartner – mit viel Einsatz, Begeisterung und Zusammenarbeit ein wegweisendes Produkt der digitalen historischen Bildung geschaffen. Langfristig soll sich die HistoriaApp by HHU zu einer überregionalen Plattform für Historische Stadtrundgänge entwickeln. Ein erster Schritt dafür ist bereits getan, da das Stadtarchiv Hilden als erste außeruniversitäre Institution eine eigene Tour beigesteuert hat. Kurzfristig sollen Kinderkrankheiten abgestellt und Verbesserungen basierend auf den Erfahrungen des Live-Einsatzes durchgeführt werden, sowie in den nächsten zwei Semestern neue Inhalte erstellt werden.

Verantwortlichkeit: