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eLearning Arbeitsgemeinschaften in den Vorlesungen Zivilprozessrecht I, Familienrecht und Internationales Recht

eLearning-Arbeitsgemeinschaften in den Vorlesungen Zivilprozessrecht I, Familienrecht und Internationales Privatrecht - 2.0

I.       Ausgangssituation und Gründe für den E-Learning-Einsatz

Mit dem Antrag vom 14.1.2020 sollte die Weiterentwicklung der eLearning-Arbeitsgemeinschaften (AGen) für meine drei Vorlesungen Zivilprozessrecht I (ZPO I) (3. FS Jura), Familienrecht (4. FS Jura) und Internationales Privatrecht (IPR) (5. FS Jura) ermöglicht werden, die mithilfe der Mittel aus meinem eLFF-Antrag 2018/I erstellt worden waren. Diese Veranstaltungen benötigen die Unterstützung von eLearning-Einheiten, weil sie zwar zum Pflichtfachstoff im ersten juristischen Staatsexamen gehören und überwiegend (ZPO I, Familienrecht) Gegenstand der für die Zwischenprüfung relevanten Semesterabschlussklausuren sind, für sie jedoch aus kapazitären Gründen keine klassischen Präsenz-AGen angeboten werden können. Diese Lücke sollten unsere eLearning-Angebote schließen.

II.        Ziele und Zielgruppen

1.        Ziele

Unsere Ziele bestanden in der Aktualisierung und Verbesserung der eLearning-Einheiten:

Ein erstes Ziel bestand in der Aktualisierung der mit einem Antrag aus 2018-I initial angelegten fachlichen Inhalte der eLearning-Arbeitsgemeinschaften.

Ein zweites Ziel bestand in der Anreicherung der eLearning-Einheiten mit audio-visuellen Elementen, um die Nutzung in einem textlastigen Fach wie Jura angenehmer zu gestalten und die Einstiegsschwelle zu senken.

Ein drittes Ziel bestand darin, die gegenwärtig sehr umfangreichen und komplexen Arbeitseinheiten zu entzerren in Einheiten auf verschiedenen Komplexitätsniveaus.

Viertens sollte eine intensivere Rückmeldung zu den Ergebnissen der eLearning-Einheiten erfolgen.

Ein fünftes – nach Antragstellung hinzugekommenes – Ziel bestand darin, dass wir unsere eLearning-Gehversuche über die oben genannten Fächer hinaus angesichts der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Nöte auf die verbleibenden meiner Vorlesungen (nämlich im Schwerpunktbereich 9 Arzthaftungsrecht und Fortpflanzungsmedizinrecht) ausgedehnt haben.

2.        Zielgruppen

Die IPR-Grundvorlesung habe ich im WS 2020/2021 aufgrund interner Zuständigkeitsverschiebungen, anders als im Antragszeitpunkt erwartet, nicht gehalten. Ich habe deshalb zwar die eLearning-Einheiten für diese Grundveranstaltung nicht weiterentwickelt, meine Bemühungen aber stattdessen auf die IPR-Vertiefungsveranstaltung konzentriert, die ich im SS 2020 und SS 2021 im Schwerpunktbereich 1 gehalten habe. Wie eben erwähnt, habe ich in die eLearning-Bemühungen dann auch die zwei verbleibenden meiner Vorlesungen im Zeitraum SS 2020, WS 2020/2021, SS 2021 einbezogen, nämlich im Schwerpunktbereich 9 die Veranstaltungen Arzthaftungsrecht (jeweils im SS) und Fortpflanzungsmedizinrecht (WS).

Angesichts der Online-Abhaltung der Vorlesungen waren die Teilnehmerzahlen in meinen Vorlesungen im Grundstudium in diesem Zeitraum online höher als sie zuvor offline gewesen waren. Ich hatte im Antrag vom 14.1.2020 für ZPO I 150 Studierende und für Familienrecht 100 Studierende angegeben. Tatsächlich lagen die Zahlen im Mittel bei ca. 200 (ZPO I) und 150 (Familienrecht) Studierenden. Hinzu kamen ca. 40 Studierende im SP1 (Vertiefung IPR) und ca. 25 bis 30 Studierende im SP9 Arzthaftungsrecht und Fortpflanzungsmedizinrecht.

III.      Umsetzung

Ziel 1: Aktualisierung: Zunächst haben wir die umfangreichen eLearning-Einheiten in ZPO I und Familienrecht aktualisiert. Dies betraf ca. 13 Vorlesungseinheiten à durchschnittlich 7,5 Fragen „Fälle“ plus durchschnittlich 7,5 Fragen „Wiederholungs- und Vertiefungsfragen“ in zwei Vorlesungen, mithin ca. 390 Fragen, die in ILIAS und parallel in den Erläuterungsdokumenten, mithin in ca. 780 Datensätzen aktualisiert werden mussten.

Ziel 2: Anreicherung der eLearning-Einheiten mit audio-visuellen Elementen: Hier hat die Corona-Pandemie unsere ursprünglichen Pläne etwas verändert. Ich habe sämtliche Vorlesungseinheiten synchron per Zoom gehalten und aufgezeichnet (in Zahlen: 13 Sitzungen Familienrecht im SS 2020, 13 Sitzungen ZPO I im WS 2020/2021, 13 Sitzungen Familienrecht im SS 2021, 15 Sitzungen Arzthaftungsrecht im SS 2020, 15 Sitzungen Arzthaftungsrecht im SS 2021, 14 Sitzungen IPR-Vertiefung im SS 2020, 14 Sitzungen IPR-Vertiefung im SS 2021, 7 Sitzungen Fortpflanzungsmedizinrecht im WS 2020/2021 = insgesamt 104 Vorlesungseinheiten à 90 Minuten). Diese Aufzeichnungen wurden von meinen SHKen in die Mediathek hochgeladen und den Studierenden auf Anfrage für einen Zeitraum von einer Woche zur Nachbereitung zur Verfügung gestellt; in einer Veranstaltung haben wir auch vor den Prüfungen sämtliche Vorlesungseinheiten für einen Zeitraum von zwei Wochen noch einmal für alle Studierenden freigeschaltet.

Ergänzend haben wir in zwei Fächern Kurzvideos angefertigt, nämlich in SP1 in der IPR-Vertiefung Zusammenfassungsvideos von meiner Mitarbeiterin Clea Bentgens und in SP9 in Arzthaftungsrecht Fallbesprechungsvideos meiner Mitarbeiterin Annika Daum. Insgesamt wurden in der IPR-Vertiefung zu vierzehn Vorlesungsparagraphen zwölf Zusammenfassungsvideos à ca. 10 bis 15 Minuten erstellt und in Arzthaftungsrecht vier Fallvideos à ca. 20-30 Minuten. Da ich durch die aufgezeichneten Online-Vorlesungen bereits mehr als präsent in unserem audio-visuellen Angebot war, war es eine aus Studierendensicht sehr segensreiche Ergänzung, die zusätzlichen Videos von Mitarbeiterinnen erarbeiten zu lassen. (In ZPO I und FamR haben wir übrigens schriftliche Kurzzusammenfassungen der Vorlesungseinheiten in Stichpunkten auf je 2-4 Seiten erstellt.)

Ziel 3: Entzerrung der eLearning-Materialien auf verschiedene Komplexitätsniveaus: Auch hier hat die Corona-Pandemie unsere ursprüngliche Idee – Verteilung der eLearning-Einheiten auf Einsteiger- und Vertiefungs-Einheiten – etwas verändert. Angesichts der persönlichen und infrastrukturellen Nöte und Überfrachtung der Studierenden mit Online-Material schien es uns sinnvoll und wünschenswert, die eLearning-Einheiten nicht noch weiter mit Material aufzuladen, sondern etwas flacher und unterhaltsamer „einzusteigen“ und die Studierenden sanft zum Komplexitätsniveau der existierenden eLearning-einheiten heranzuführen.

Hierfür haben wir zum einen sehr viel mit dem Umfragetool „Mentimeter“ gearbeitet. Wir haben Umfragen, die thematisch auf die Veranstaltung vorbereitet und die Studierenden für die zu lösenden sozialen Probleme sensibilisiert haben, und Quizze, die ex post den vorgetragenen Stoff abfragen, angeboten. Nicht alle Fächer boten sich für Vorabumfragen an, aber manche Fächer waren dafür nachgerade prädestiniert (Familienrecht, Fortpflanzungsmedizinrecht). Die Quizze haben wir stets synchron, die Vorab-Umfragen überwiegend asynchron laufen lassen; die Ergebnisse der asynchronen Umfragen wurden dann in der Vorlesung aufgegriffen. Insgesamt wurden in Familienrecht im SS 2020 19 Umfragen und Quizze, in Arzthaftungsrecht im SS 2020 11 Umfragen und Quizze, in der IPR-Vertiefung im SS 2020 5 Umfragen und Quizze, in ZPO I im WS 2020/2021 17 Umfragen und Quizze, in Fortpflanzungsmedizinrecht im WS 2020/2021 5 Umfragen, in Arzthaftungsrecht im SS 2021 12 Umfragen und Quizze, in der IPR-Vertiefung im SS 2021 16 Umfragen und Quizze und schließlich in Familienrecht im SS 2021 22 Vorab-Umfragen und Quizze (mithin insgesamt 107 Umfragen und Quizze) erstellt und durchgeführt.

Da wir in den Nebenfächern, auf die ich quasi „abonniert“ bin, um die Aufmerksamkeit der Studierenden ein wenig ringen müssen, haben wir zusätzlich auf unserer im Oktober 2020 geschaffenen Instagram-Präsenz des Lehrstuhls ab SS 2021 jeweils in der Vorlesungszeit wöchentliche Quizze in einer Story auf Instagram geschaltet. Hier rotieren wir zwischen den Fächern ZPO I, Familienrecht, IPR und Erbrecht. Diese Quizze, die dem Medium entsprechend eher schlicht gehalten sind, sollten dazu beitragen, die Fächer dauerhaft in der Wahrnehmung der Studierenden zu etablieren.

Ziel 4: Intensivere Rückmeldung: Einerseits haben wir über die eben erwähnten Menti-Quizze Rückmeldung über den individuellen Lernstand geben können. Auf Menti werden in jedem Quiz nur die Top 10 angezeigt, aber wir haben im Laufe der Vorlesung immer den Gesamtstand der Top 30/Top 50 über alle Quizze hochgeladen (und die Platzziffern der Top 51 ff. auf Nachfrage mitgeteilt); die Studierenden konnten selbstgewählte Aliasse verwenden.

Um die Rückmeldung zu verstärken, haben wir andererseits in ZPO I im WS 2020/2021 sowie im Familienrecht im SS 2021 im Plenum der Vorlesung jeweils eine Vorlesungseinheit von meinen MitarbeiterInnen Jerome Schröder, LL.M., (für ZPO I) und Pia Bollig, geb. Schroeder, (für FamR) halten lassen. Die MitarbeiterInnen hatten hierfür zuvor die Ergebnisse der Studierenden in den eLearning-Einheiten ausgewertet und sind dann ausgewählte Fälle in leicht abgewandelter Form mit den Studierenden durchgegangen, um auf festgestellte Schwächen besonders intensiv einzugehen. Auch diese Veranstaltungen wurden aufgezeichnet und standen den Studierenden in der Mediathek zur Verfügung.

Ziel 5: Erweiterung der eLearning-Elemente auf weitere Vorlesungen: Ich habe sämtliche Vorlesungen, die ich im SS 2020, WS 2020/2021 und WS 2021 gehalten habe, um eLearning-Elemente ergänzt und kann insofern die obigen Ausführungen verweisen.

IV.       Ergebnisse und Ausblick

Die Durchführung des Antrags war, wie oben geschildert, gekennzeichnet von den Herausforderungen der Corona-Pandemie, die eine Anpassung unserer ursprünglichen Ziele und Maßnahmen erfordert haben.

Insgesamt haben wir nun im Projektzeitraum ein Mehrebenen-System digitaler Elemente geschaffen, das äußerst breit aufgestellt ist. In den Grundvorlesungen umfasst es Instagram-Quizze, Mentimeter-Vorabumfragen und/oder Mentimeter-Quizze, in der Mediathek die Vorlesungsaufzeichnungen, auf ILIAS die eLearning-Einheiten (zzgl. PPP-Folien und Volltext-Leseempfehlungen, die nicht Gegenstand dieses Antrags waren). In den Schwerpunkt-Vorlesungen umfasst es Mentimeter-Vorabumfragen und/oder Mentimeter-Quizze, in der Mediathek die Vorlesungsaufzeichnungen, sowie auf ILIAS Zusammenfassungsvideos respektive Fallvideos (zzgl. PPP-Folien und Volltext-Leseempfehlungen, die nicht Gegenstand dieses Antrags waren).

Die Herausforderung bestand – wie für uns alle – darin, schnell und im laufenden Betrieb auf die notwendige Umstellung auf Online-Lehre adäquat zu reagieren. Wir hoffen und glauben, dass uns dies gut gelungen ist. Die sehr positiven Reaktionen auf die sehr niedrigschwelligen Angebote wie Mentimeter oder Instagram-Quizze ermutigen uns, diese beizubehalten, weil damit der Weg zu akademisch anspruchsvollen Fragestellungen eröffnet und geebnet werden kann.

Wir haben angesichts der Vielzahl digitaler Elemente in den Vorlesungen keine oder kaum separate Evaluationen für einzelne dieser Elemente durchgeführt (aber oft in der Gesamtevaluation separat einzelnen eLearning-Elemente abgefragt). Die Evaluationen waren sehr positiv und haben uns ermutigt, in dieser Form weiterzumachen. Generell geht der Trend dahin, dass „bunte“ und niedrigschwellige Angebote besser angenommen werden als textlastige und fachlich herausfordernde. Einige Ausschnitte aus den Evaluationen zeige ich unten sub V.; die Langfassung aller Evaluationen erhalten Sie als Anlage zum Projektbericht übersandt.

 

Verantwortlichkeit: