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Strong Women: Heroines and their Creators: Ein „Blended Learning“-Projekt

Ausgangslage

„Starke Frauen“ sind seit einiger Zeit en vogue – es gibt sie nicht nur in der Werbung, sondern auch in aktuellen Filmen wie Wonder Woman und in vielen Fernsehserien, in denen sie z. B. in der „klassischen Männerdomäne“ der Pathologie erfolgreich ihren Weg gehen. „Starke Frauen“ sind indes kein neues Phänomen, denn sie begegnen uns in der englischen Literatur in vielfältiger Form schon seit dem Beginn der Moderne. Durch die Jahrhunderte haben Autorinnen die englische Literatur maßgeblich geprägt und teils in neue Richtungen gelenkt. Zugleich waren es Frauen wie M. Woolstonecraft, E. Pankhurst oder E. Davison, die sich mutig – teils auch militant – für die gesell-schaftliche und politische Gleichstellung von Männern und Frauen eingesetzt und dadurch die patriarchalische englische Gesellschaft nachhaltig verändert haben. Umfragen in Seminaren haben allerdings gezeigt, dass dies vielen Studierenden nicht wirklich bekannt ist, obwohl gender studies in den letzten Jahren einen wahren Boom erleben.

Dennoch werden diese "starken, mutigen Frauen" in der Lehre bei uns nur selten berücksichtigt. So hat es z. B. bisher weder Seminare zu Aphra Behn gegeben – der ersten Engländerin, die ihren Lebensunterhalt durch ihre literarischen Werke bestreiten konnte und als eine der Ersten die Sklaverei verurteilt hat – noch zu zeitgenössi-schen jüngeren Schriftstellerinnen wie Zadie Smith und Esther Freud, oder der Literaturnobelpreisträgerin Doris Lessing. Auch Autorinnen wie Ann Radcliffe, George Eliot, die Geschwister Charlotte, Emily und Anne Brontë, Virginia Woolf oder Muriel Spark, um nur einige der „vernachlässigten“ Schriftstellerinnen zu nennen, waren schon lange nicht mehr Thema in Lehrveranstaltungen.

Ziele und Umsetzung

Wie das Beispiel Jane Austen zeigt, stoßen aber gerade die literarischen Werke von Frauen bei unseren – überwiegend weiblichen – Studierenden auf besonders großes Interesse. Darum wurden im WS 2016/17, im SoSe 2017 und im WS 2017/18 von Monika Henne, M. A., u. Dr. Friedrich-K. Unterweg sechs Seminare angeboten, die Studierende mit einer Auswahl der oben genannten Autorinnen und ihren wichtigsten Werken im Intermediate- und Advanced-Bereich bekannt gemachen haben. Behandelt wurden Werke aus über fünf Jahrhunderten: den Anfang machte die „Mutter des englischen Romans“ Aphra Behn, es ging weiter mit der Begründerin des Schauerromans, Ann Radcliffe, und Berühmtheiten wie Jane Austen und den Brontë-Schwestern. Aber auch weniger bekannte Autorinnen, wie Eliza Haywood, Frances Burney oder die Schottin Willa Muir standen im Focus der Seminare. Diskutiert wurden politische Schriften von Aktivistinnen der Frauenbewegung, wie Mary Wollstonecraft, und Genderthemen am Beispiel von Jackie Kays Roman Trumpet. Den Abschluss bilden zurzeit die „starken Frauen“ in Shakespeares Stücken, die schon Heinrich Heine beschrieben hat und die „Epicists of the female experience“, Doris Lessing und Zadie Smith.

„Blended Learning“

Aufgrund der sehr positiven Erfahrungen in anderen eLearning-Veranstaltungen sind die Seminare sämtlich als „Blended Learning“-Projekte konzipiert, bei denen sich die TeilnehmerInnen die Lerninhalte überwiegend asynchron, ortsunabhängig, individuell und selbstgesteuert sowie im eigenen Lerntempo anhand von ILIAS-Lernmaterialien aneignen. Dazu gehören diverse Übungsaufgaben, Multiple-Choice-Tests oder Video-Clips (siehe oben), aber auch biographische Skizzen und Open Educational Resources sowie Plot-Synopsen, Figurenanalysen, Sekundärliteratur-Exzerpte etc. Hier haben die drei Hilfskräfte hervorragende Materialien erstellt, deren klare Strukturierung bei Berücksichtigung unterschiedlicher Vorkenntnisse die TeilnehmerInnen ebenso sehr stark motiviert hat wie die entsprechenden Anreizsysteme (Quizzes, Zwischentests). Die StudentInnen waren daher deutlich besser als üblich auf die dazugehörigen Präsenz-veranstaltungen vorbereitet und verfügten über einen weitgehend gleichen Kenntnisstand sowie gute Primärtext-Kenntnis. In diesen wurden ausgewählte Aspekte wie Gender, Intertextuality, Hybridity, Erzähltechnik oder Figurencharakterisierung interaktiv durch Diskussionen, gemeinsame Aufgabenbearbeitung und Gruppenarbeiten systematisch vertieft. Die Plenumsdiskussionen waren erfreulicherweise deutlich vielseitiger und lebhafter als in „traditionellen“ Seminaren. Die Studierenden setzten sich auf unterschiedliche Weise mit dem Thema „Starke Frauen“ auseinander: so schrieben sie Rezensionen, erarbeiteten die Frauenideale aus verschiedenen Epochen, analysierten und verglichen die Verfilmungen der Dramen oder Romane, diskutierten über Gleichberechtigung, die Entwicklung der Frauenbewegung und Fragen der weiblichen Identität, beantworteten Multiple Choice-Fragen zum Inhalt eines Werkes, suchten Textstellen heraus, die sie besonders mochten, oder vertraten selbstbewusst ihre Meinung zu provokanten Passagen aus den analysierten Werken  (siehe unten).

Von den studentischen Mitarbeiterinnen des Projektes wurden zudem Lektüre- und Textverständnishilfen wie Zusammenfassungen oder Diagramme zu Figurenkonstellationen (siehe unten) erarbeitet und Audioversionen sowie E-Texte der Werke auf ILIAS bereitgestellt.

Verantwortlichkeit: