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YOUniversity

Ausgangslage

YOUniversity ist ein Online-Partizipationsprojekt, das die Mitsprache und Mitgestaltung von Studierenden an Seminarinhalten ermöglicht. Hierzu sollen mittels Online-Beteiligung nicht nur Ideen zu einzelnen Seminarstunden gesammelt werden, sondern ebenfalls die Möglichkeit bestehen, individuelle Vorschläge zur Thematik oder auch zur Literatur abzugeben und für eine Diskussion zu öffnen. Als Idee eines Semesterprojekts im interdisziplinären Lehrmodul „Theorie und Praxis der Online-Partizipation“ entwickelt, wurde YOUniversity im Sommersemester 2016 in drei ausgewählten Seminaren der Philosophischen Fakultät eingesetzt. YOUniversity wurde in folgenden Seminaren erprobt:

  • Internet und Demokratie (Leitung: Herr Friess, Fachbereich: B.A. Medien- und Kommunikationswissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften, SoSe 2016)
  • Politische Partizipation (Leitung: Frau Gerl, Fachbereich: B.A. Politikwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften, SoSe 2016)
  • Lügen in der Politik (Leitung: Herr Prof. Dr. Marschall, Fachbereich: M.A. Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften, SoSe 2016)

Erste Gesprächsrunden innerhalb der Seminare unterstrichen, die für uns erhoffte Ausgangssituation: Nicht nur die Dozierenden begrüßen einen diskursiven Umgang mit den von ihnen ausgewählten Seminarinhalten, sondern auch die Studierenden wünschen einen größeren Raum für Mitsprache zur Ausgestaltung der Seminarthematik. Dennoch stellte die Aktivierung der Studierenden die größte Herausforderung dar. 

Ziele und Zielgruppe

Das übergeordnete Ziel von YOUniversity ist, Studierenden die Möglichkeit zur Mitbestimmung über die Inhalte von Hochschulseminaren zu geben als ein Mittel, um das Lernen der Studierenden zu fördern. Durch die Mitarbeit der Studierenden können neue Lerninhalte in den Seminarplan aufgenommen werden, die durch die Dozierenden bislang nicht berücksichtigt wurden, aber aus Sicht von Studierenden und Dozierenden gut ins Konzept der Seminare passen. Insgesamt soll dadurch sowohl bei Studierenden als auch Dozierenden die Zufriedenheit mit der Lehrveranstaltung erhöht werden. Durch die Möglichkeit der Online-Beteiligung und Mitsprache soll im Wesentlichen die Motivation zur aktiven Teilnahme erhöht werden, indem die Initiative zum eigenverantwortlichen Studium gefördert wird. Zugleich zielt das Instrument der Online-Beteiligung auf bestimmte Kompetenzen als übergreifende Lernziele der Studierenden ab. Dazu zählen die Recherche von relevanten und/oder alternativen Lehrinhalten, die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Meinungen und deren Bewertung sowie der respektvolle Diskurs.

Umsetzung

Der Partizipationsprozess begann rund vier Wochen nach Seminarstart. Die Dozierenden stellten dazu die Seminarplanung auf der YOUniversity-Plattform (https://beteiligung.uni-duesseldorf.de/) vor. Die für das Projekt verwendete Plattform basiert auf der Open-Source-Software Adhocracy, die für verschiedenste Beteiligungsverfahren eingesetzt wird. Sitzungen aus der zweiten Hälfte der Vorlesungszeit konnten von den Studierenden innerhalb von sieben bis vierzehnTagen bewertet oder kommentiert werden. Die Seminarstunden zur Vermittlung von Basiswissen blieben ebenso wie Basis- und Kernliteratur bestehen. Für die Studierenden war es während der Beteiligungsphase möglich, kooperativ Vorschläge zu erarbeiten und darüber abzustimmen. Jede Seminarstunde war in einzelnen Threads unterteilt, die Dozierenden beschrieben ihre Ziele für die jeweilige Sitzung, die die Studierenden kommentierten. Die Kommentare konnten wiederum rekommentiert werden, wodurch ein Diskussionsverlauf entstand. Aber auch Alternativen zu den Vorschlägen der Dozierenden konnten von den Studierenden geäußert wurden, wodurch die Möglichkeit entstand, dass die Studierenden eigene Impulse setzten. Am Ende der Partizipationsphase fasste das Projektteam die einzelnen Beiträge zu einem Meinungsbild zusammen, um auf dieser Grundlage eine Entscheidung mit den Dozierenden über den weiteren Seminarplan zu fällen.  Die didaktische Hoheit der Seminargestaltung lag damit weiterhin bei den Dozierenden. Die Entscheidung wurde den Studierenden in einer Seminarsitzung begründet vorgestellt.

Evaluation

Die im Anschluss durchgeführte Befragung der beteiligten Studierenden ergab, dass die Idee von YOUniversity, Studierende an der Seminargestaltung zu beteiligen, positiv aufgenommen wurde. Ein grundsätzlicher Bedarf an Möglichkeiten zur Beteiligung ist aus der Perspektive der Studierenden vorhanden. Gleichzeitig steht die Aussage im Widerspruch zur quantitativen Beteiligung, die deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb. Insgesamt registrierten sich 26 Studierende auf der Plattform. Die Registrierung aufgeschlüsselt nach den oben genannten Seminaren:

  • Internet und Demokratie: 11 Registrierungen von 30 zugelassenen Studierenden
  • Politische Partizipation: 12 Registrierungen von 30 zugelassenen Studierenden
  • Lügen in der Politik: 3 Registrierungen von 8 zugelassenen Studierenden

Insgesamt verfassten die Studierenden elf Kommentare und bewerteten 66 Vorschläge oder Kommentare mit Zustimmung oder Ablehnung. Die bevorzugte Nutzung der Bewertungsfunktion spiegelt sich ebenfalls in der Evaluation wieder. Die Mehrzahl der Studierenden gab allerdings an, lediglich Beiträge gelesen zu haben: Funktionen die auf der Plattform nach eigenen Aussagen der Studierenden genutzt wurden (n=22):

  • Beiträge der Kommilitonen durchgelesen (50 Prozent)
  • einen Vorschlag oder Kommentar bewertet (45,5 Prozent)
  • einen Kommentar oder Vorschlag verfasst (26,5 Prozent)
  • nichts davon (14 Prozent)

Studierende, die sich nicht beteiligten, gaben hauptsächlich an:

  • keinen Änderungsbedarf an der Seminarplanung zu sehen
  • mit dem Diskussionsverlauf zufrieden zu sein
  • keine Zeit zu haben, sich an der Mitgestaltung zu beteiligen

Interessant bei der Evaluation des Projekterfolgs war der Zusammenhang zwischen der Anwesenheit der Studierenden im Seminar und der Beteiligung am Partizipationsprojekt. So gaben in der Evaluation 52 Prozent (n=21) der Studierenden an, sich auf der Plattform beteiligt zu haben (im Vergleich zur Beteiligung der gesamten Teilnehmerzahl, die nur ein Drittel betrug). Problematisch erscheint demnach insbesondere der Zugriff auf die Studierenden zu sein, die nicht oder nur selten am Seminar teilnehmen. Aus Sicht der Studierenden stellten weder die Unkenntnisse der Thematik (die Grundlagen der Thematik wurden in der ersten Hälfte des Seminars vermittelt) noch der Registrierungsprozess (eine Verifizierung über einen Registrierungslink war Voraussetzung zur Anmeldung) ein Hindernis zur Beteiligung dar.

Aufgrund der niedrigen Beteiligung kann festgestellt werden, dass die oben erörterten Lernziele nicht erreicht wurden. Auch einen Einfluss auf eine erhöhte Lernmotivation wurde nicht festgestellt, beispielsweise durch eine intensivere Auseinandersetzung mit der Seminarthematik. Im Vergleich zur quantitativen Beteiligung war die Beteiligungsqualität allerdings hoch, sodass von den Studierenden geäußerte Alternativen tatsächlich in den Seminarplan Einzug erhielten. Auch die Studierenden stellten zu Dreiviertel einen nachvollziehbaren Einfluss auf die Seminarplanung fest. Hiermit erreichte das Projekt ein wichtiges Schlüsselziel, nämlich den Einfluss auf den Seminarplan seitens der Studierenden zu erhöhen. Dies erscheint ebenfalls im Hinblick auf die Motivation der Studierenden entscheidend, da sie in der Mehrzahl angaben, sich aufgrund der Möglichkeit zur Einflussnahme zu beteiligen. Auch die Transparenz bei der Seminarplanung wurde von den Studierenden positiv bewertet, womit ein weiteres Teilziel erreicht wurde. In der Nachbetrachtung bemängelten die teilnehmenden Studierenden ebenfalls die geringe Beteiligung ihrer Kommilitonen, da nur wenige Reaktionen auf einen Beitrag folgten und eine lebhafte Diskussion ausblieb. Ein intensiverer Austausch zwischen den Kommilitonen konnte von den Befragten nicht registriert werden. Insgesamt wurde dennoch eine Online-Plattform als geeignetes Medium zur Diskussion angesehen, daher ist ein Mehrwert gegenüber Diskussionen innerhalb der Seminare festzustellen. Änderungsbedarf sahen die Studierenden bei der Darstellung auf der Plattform, so wurde die Einteilung der Seminare teilweise als Unübersichtlich erachtet. Ebenfalls problematisch war der Zeitpunkt der Beteiligung, da die Zeitspanne zwischen der Information zur Partizipationsphase und der eigentlichen Beteiligungen als zu lang empfunden wurde. Schlussendlich ist festzuhalten, dass offensichtlich auch die Beteiligung zur Mitgestaltung von Seminarinhalten Präsenz benötigt und gelernt werden muss. YOUniversity trägt damit zu einer partizipativen Studienkultur bei, auf die das Projekt aber gleichzeitig angewiesen ist, um erfolgreich zu sein.

Ausblick

Aufgrund der nur geringen quantitativen Beteiligung, stellte sich im Anschluss an das Projektende, verständlicherweise die Frage, ob der gegebene Aufwand einer Online-Diskussion mit der quantitativen Beteiligung zu vereinbaren sei. Als Projektgruppe bejahten wir diese Frage, insbesondere deshalb, weil die Qualität der Beiträge den zuvor entwickelten Vorstellungen des Projekts entsprach. In einer weiteren Förderungsrunde des ELLFs im Wintersemester 2016/17 wird die Beteiligungsrate als Hauptproblem in den Mittelpunkt gerückt. Konkret sollen folgende Maßnahmen zur höheren Beteiligung führen:

  • Optimierungen im Interface, insbesondere bei einer Nutzung über Smartphones
  • verbesserte Kommunikation über das Projekt und insbesondere über die Ziele von YOUniversity gegenüber den Studierenden, um eine höhere Verbindlichkeit zu schaffen.
  • Verbesserter zeitlicher Ablauf unter Einbezug der Sitzungen und einem kürzeren Beteiligungszeitraum
  • Einsatz einer fakultätsübergreifenden Instanz im Bereich Studium Universale
  • Einbezug der Plattform zur Projektentwicklung im Masterstudiengang des Fachbereichs Informatik
  • Online-Beteiligung als Teil eines Leistungsnachweises

 

 

 

 

Verantwortlichkeit: