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Wissenschaftskommunikation im digitalen Raum: Studierende bloggen zu Teilhabe, Partizipation und Zugang

Ausgangssituation

Im Verlauf ihrer Studien erwerben Studierende vor allem fachliche Kompetenzen – inhaltlich und methodisch. Neben der Vermittlung guter wissenschaftlicher Praxis und fachlicher Inhalte fällt der Wissens- und Wissenschaftskommunikation eine wachsende Bedeutung zu. Um auch Zielgruppen außerhalb der scientific community zu erreichen, bedarf es einer Aufbereitung wissenschaftlicher Inhalte, die interessierten Konsument_innen ohne fachliche Vorbildung gerecht wird. Das Seminar ist als innovatives, interdisziplinäres Lektüreseminar konzipiert, in das die thematisch geleitete Konzeption, die technische Erstellung und das kontinuierliche Bespielen eines Wissenschaftsblogs eingebunden sind. Studierende erlernen Fähigkeiten und Techniken der Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte am Beispiel des Themenkomplexes Teilhabe/Partizipation/Zugang, die eine zielgruppenorientierte Aufbereitung von einschlägigen Frage- und Problemstellungen, Methoden, Argumenten und Theorien und deren sachgerechte Darstellung einschließen. Diese Kompetenzen sind in der Regel nicht curricular verankert, aber in einer Vielzahl von Berufsfeldern dienlich, etwa im Wissenschaftsjournalismus und im Wissenschaftsmanagement.

Ziele & Zielgruppen

Das interdisziplinäre Projekt vernetzt Lernende der Institute für Philosophie, Sozialwissenschaften und Medien- und Kulturwissenschaft. Sie erwerben die Fähigkeit zu zielgruppengerechter Aufarbeitung wissenschaftlicher Inhalte und der digitalen Präsentation dieser Inhalte auf einer Blogplattform. Die Studierenden machen sich mit zentralen Herausforderungen, Grenzen und Methoden der digitalen Wissenschaftskommunikation vertraut. Schlüsselqualifikationen sind die Fähigkeit zu Produktion und Bewertung eigenständiger Textbeiträge mithilfe digitaler Tools und Grundkenntnisse der Arbeit in Redaktionsteams mit Peer-Feedback-Verfahren. Daneben eignen sich die Teilnehmer_innen praktische Kompetenzen in der Konzeption, Erstellung und Pflege eines Blogs an.

Das Angebot ist nachhaltig konzipiert: Die Blogbeiträge tragen zu Aufbau und Etablierung einer Darstellungsplattform für allgemeinverständlich aufbereitete wissenschaftliche Inhalte bei. Den Studierenden wird so eine eigenständige und kreative Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Inhalten ermöglicht, deren Resultate zugleich mit breiter Rezeption rechnen können. Mit Wechsel der Studierendengruppen oder der thematischen Schwerpunkte und Formate können neue studentische Zielgruppen erreicht werden, die Bürgerinnen und Bürgern einen Zugang zur wissenschaftlichen Forschung und Lehre ermöglichen.

Umsetzung

Die Pandemiesituation betrifft auch dieses Lehrprojekt, sodass das ursprüngliche Blended-Learning-Konzept angepasst werden muss. Die Strukturen der Onlineredaktion werden deshalb um Bestandteile erweitert, um entfallende Präsenzsitzungen aufzufangen. Das wesentliche Paradigma der Veranstaltung bleibt bestehen: Studierende bereiten Forschungsinhalte zum Themenkomplex Teilhabe/Partizipation/Zugang in Form von Blogbeiträgen für eine interessierte Öffentlichkeit auf und erlernen so Methoden und Kenntnisse im Bereich der digitalen Wissenschaftskommunikation. Zunächst erarbeiten die Studierenden, wie ein Blog erstellt wird – dazu vermitteln zwei inhaltliche Sitzungen Informationen zu Publikations- und Textformaten, Charakteristika der Textform und zielgruppenspezifischer Ansprache. Kernelemente des Seminars sind thematische Sitzungen zu Problemfeldern des Themenkomplexes, zu denen die Studierenden in Gruppen Präsentationen vorbereiten, die Grundlage der späteren Blogbeiträge sind. Jede Gruppe durchläuft im Laufe des Seminars mehrere Arbeitsschritte der Onlineredaktion, sodass jede_r Teilnehmer_in sowohl Autor_in als auch Redakteur_in eines Beitrags ist.

Die Redaktion findet in einer geeigneten Infrastruktur auf ILIAS statt, die das Durchlaufen des Peer-Review-Redaktionsverfahrens für jeden Text transparent macht. Die Kommunikation des Plenums findet in einem Forum statt – dort werden Präsentationen diskutiert, Anregungen geteilt und inhaltliche Fragen ausgeräumt. Parallel werden Räume in Rocket.Chat angeboten, sowohl für das Seminarplenum als auch für die Einzelgruppen, die für raschere, synchrone Kommunikation zur Verfügung stehen. Daneben dient ILIAS als Anlaufstelle für Seminarinhalte. Um Audiospuren erweiterte Präsentationen – etwa einführende Inhalte zu Blogerstellung, Ideenentwicklung und Redaktionsplanung – und begleitende Videobotschaften stehen den Studierenden dort zur Verfügung. Für die gemeinsame Textarbeit greifen die Studierenden auf bereitgestellte Kollaborationstools zurück, insbesondere eine Online-Office-Software der Philosophischen Fakultät (CryptPad). Aufgrund der entfallenen Präsenzphasen fangen die bereitgestellten Werkzeuge die Kooperation und Kommunikation der Studierenden auch für diejenigen Elemente auf, die für Seminarsitzungen vorgesehen waren. Eine gemeinsame Kernarbeitszeit gewährleistet eine ausreichende Beitragsdichte in der Diskussion der studentischen Präsentationen. Die redigierten Blogbeiträge werden sukzessive auf der Blogplattform der Bürgeruni an der HHU veröffentlicht, sodass der Arbeitserfolg unmittelbar sichtbar wird.

Ergebnisse und Ausblick

Durch das tragfähige Fundament der Onlinebestandteile ist der Umbau der Veranstaltung zu einem ausschließlichen eLearning-Betrieb gelungen. Die Umgewöhnung zu einer Plenumsdiskussion in Form eines Forums auf ILIAS ist rasch und zufriedenstellend erfolgt: Die Studierenden haben die bereitgestellten Tools, aber auch die Support- und Diskussionsangebote rege genutzt. Für die Arbeitsabschnitte in Teilgruppen sind die Studierenden größtenteils auf bestehende Lösungen ausgewichen; dadurch hat einerseits die Transparenz der Redaktionsarbeit gelitten, andererseits wurde eine reibungslose Zusammenarbeit der Gruppen in ihren jeweiligen Redaktionsfunktionen möglich. Im Hinblick auf den Umgang mit der wegfallenden Präsenzlehre ist das Ausweichen der Studierenden auf bekannte Systeme durchaus positiv zu bewerten; Lernkurven auf neuen Plattformen konnten so vermieden, eine fruchtbare Zusammenarbeit ohne Zeitverlust durch technische Probleme gewährleistet werden. Im Seminarplenum haben sich die angebotenen Kommunikations- und Kollaborationswege ILIAS, Rocket.Chat und CryptPad bewährt.

Struktur und Organisation der Veranstaltung sind in der abschließenden Evaluation sehr wohlwollend bewertet worden. Kritik am kurzfristig umgebauten Kursverlauf gab es nicht, lediglich 14% der Studierenden wählten die neutrale Option im Evaluationsbogen. Gleichwohl wird an der Struktur des ILIAS-Raums Kritik geübt; etwa die Hälfte der Teilnehmer_innen empfindet diese Repräsentation der Redaktion als übersichtlich. Jeweils etwa 70% der Studierenden nehmen die angebotenen eLearning-Elemente als Unterstützung des Lernens und der Kollaboration wahr. Während die Studierenden die Einbettung des Forums für sinnvoll und eine geeignete Reaktion auf die wegfallende Präsenzlehre halten, kritisieren sie, dass dadurch kein intensiver Austausch untereinander aufgefangen werden kann. Trotz der Kritik geben über 80% der Studierenden an, sich auch in regulären Semestern mehr eLearning-Bestandteile zu wünschen. Die Evaluation zeigt deutlich, dass die vorhandenen Veranstaltungsstrukturen – mit leichten Anpassungen – die Anforderung der Nachhaltigkeit erfüllen, sodass die Redaktionsstruktur in Folgekursen weiterhin verwendet werden kann. Eine inhaltliche Anpassung der Veranstaltung ist nahtlos möglich; zukünftige Projekte zum Bloggen als Format der Wissenschaftskommunikation können bei variierenden Inhalten in ähnlicher Form durchgeführt werden.

Zum Blog:

https://www3.hhu.de/buergeruni/index.php/category/lehrprojekt-wisskomm/

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