Zum Inhalt springenZur Suche springen

Alle E-Learning-News im Überblick

Webgeext und zoomgedreht: Erfahrungen aus der Online-Lehre (7)

Nach ein paar Durchgängen kein Problem mehr für Lisa Weißbach: Der Aufbau ihres Hybrid-Setups

In unserer Reihe „Webgeext und zoomgedreht“ berichten Lehrende der HHU von ihren Erfahrungen mit der digitalen Lehre. Diesmal haben wir mit Lisa Weißbach vom Institut für Anglistik und Amerikanistik gesprochen. Sie hat sich im Wintersemester in gleich drei Seminaren an das herangewagt, was aktuell viele Lehrende als die größte Herausforderung empfinden: Hybridlehre. Während andere erfolgreich mit ganz einfachen Lösungen experimentierten, nutzte Weißbach in ihren Seminaren einen der Hybridkoffer, die an der HHU für Seminare zur Verfügung stehen. Neben einer 360°-Kamera, die Bewegungen folgt, enthalten diese Koffer auch Wurfmikrofone. Lisa Weißbach gelang es so – auch mit Unterstützung der Präsenz-Studierenden – alle aktiv in ihre Seminare einzubinden. Aktuell lehrt die Anglistin nur in Präsenz und genießt die direkte Interaktion, sie hätte aber auch kein Problem damit, wieder zum Koffer zu greifen, wenn bei den Studierenden der Bedarf entsteht. Die Erfahrung hat für sie gezeigt: Es ist zwar aufwändiger, aber machbar.

 

Wie kam es dazu, dass Sie sich im Wintersemester gesagt haben: Ich probiere das aus mit der Hybridlehre?

Lisa Weißbach: Der Impuls für den Wechsel zur Hybridlehre ging von meinen Studierenden aus. Als die Coronazahlen wieder stiegen, fühlten sich immer mehr Studierende zunehmend unwohl mit der reinen Präsenzlehre. Ab einem gewissen Punkt war in all meinen Lehrveranstaltungen eine kritische Masse an Studierenden erreicht, die entweder nicht auf den Campus kommen mochten oder aber um meine Veranstaltung herum Onlineveranstaltungen hatten und es deshalb nicht rechtzeitig zum Campus geschafft hätten. Da kam die Info-Mail zu den Hybridkoffern gerade passend, denn das Hybridformat erlaubte es mir, den Studierenden eine Lösung anzubieten, die für alle umsetzbar war. Die Lehre ist für die Studierenden da, und diesem Grundsatz wollte ich trotz Pandemie gerecht werden. Daher wollte ich unbedingt vermeiden, Studierende durch die Entscheidung für Präsenz- oder Onlinelehre aus dem Seminar auszuschließen. Die Hybridlösung ermöglichte es nun denjenigen, die sich mit der Anfahrt zum Campus nicht wohlfühlten, von zuhause aus teilzunehmen. Gleichzeitig konnten so diejenigen, die nach mehreren Semestern der Onlinelehre mal wieder (oder zum ersten Mal) das Präsenzgefühl genossen, weiterhin vor Ort teilnehmen. Also das Beste aus beiden Welten!

Wie waren die Rahmenbedingungen Ihrer Lehrveranstaltungen?

Lisa Weißbach: Ich gebe Seminare unterschiedlicher Größe; ein Seminar war eher klein, zwei weitere waren relativ groß. Da ich in der Literaturwissenschaft lehre, sind meine Seminare sehr textbezogen. Wir arbeiten zum einen nah am Text, zum anderen bringen wir aber auch verschiedene Texte in Dialog miteinander und beleuchten sie aus dem Blickwinkel gesellschaftlich relevanter Fragestellungen. Das Format ist stark durch die Diskussion geprägt. Referate gibt es üblicherweise keine; stattdessen strebe ich an, dass wir uns im Plenum (und gelegentlich auch in Kleingruppen) aktiv und konstruktiv austauschen. Natürlich sind kurze Frontalinputs nicht komplett vermeidbar, allerdings bemühe ich mich, die Studierenden dann möglichst schnell wieder aktiv einzubeziehen und sie z.B. Verknüpfungen zu zuvor erarbeiteten Inhalten herstellen zu lassen.

Sie haben einen der „Hybridkoffer“ genutzt, die an den Fakultäten der HHU für Hybridlehre in Seminaren zur Verfügung stehen. Was ist da drin, und wie funktioniert das?

Lisa Weißbach: Ich habe die Mikrofonlösung Larc verwendet, die für größere Räume geeignet ist. Im Larc-Koffer befinden sich eine kleine Kamera und ein Mikrofonset (zwei Mikrofone, eine Übertragungsbox und ein ausgehöhlter Schwamm, in den man eins der Mikrofone einbetten kann, um es den Teilnehmer*innen hinten im Raum sicher zuwerfen zu können). Außerdem befinden sich im Koffer alle notwendigen Kabel sowie USB- und USB-C-Adapter, die das Set für Windows-PCs und Macs nutzbar machen. Die Verkabelung ist zu Beginn etwas kompliziert (s. Foto), aber nach wenigen Malen hatte ich heraus, in welcher Reihenfolge welches Kabel wohin gehörte. Nach ein, zwei Wochen habe ich zusätzlich zum eigentlichen Hybridkoffer immer noch ein Stativ entliehen, so dass die Kamera sicherer stehen konnte. Das Stativ ist nicht automatisch im Hybridkoffer inbegriffen, lässt sich aber unkompliziert zubuchen. In der Philosophischen Fakultät können Lehrende die Hybridkoffer im Medienlabor ausleihen.

Wie hoch ist der Aufwand für diese Art der Hybridlehre?

Lisa Weißbach: Der Aufwand ist höher als reine Präsenz- oder reine Onlinelehre. Zum einen logistisch: jede Woche den Koffer aus dem Medienlabor ausleihen und danach wieder zurückbringen (je nach Weglänge ist das auch Kraftaufwand). Aber auch zeitlich: zusätzliche Wege nahmen bei mir pro Woche durchaus eine gute halbe bis eine Stunde ein. Und kognitiv: in der Hybridlehre sah ich mich plötzlich mit der Situation konfrontiert, dass ich effektiv zwei Studierendengruppen bespielen und im besten Fall in Kommunikation miteinander bringen musste. Die Dankbarkeit der Studierenden hat mir gezeigt, dass sich der Aufwand gelohnt hat; zu verachten ist er dennoch nicht.

Ist es nicht ziemlich herausfordernd, in einem solchen Setting immer alles im Auge zu haben? Wie haben Sie sich da beholfen?

Lisa Weißbach: Allemal! Mir war es in dieser Situation wichtig, den Studierenden transparent zu machen, dass das Hybridsetting für eine*n einzelne*n Dozierende*n eine nicht zu unterschätzende zusätzliche Herausforderung darstellt. Deshalb bin ich mit Fehlern, technischen Schwierigkeiten und auch gelegentlichen Missverständnissen in der Diskussion (durch zeitliche Verzögerungen) offen umgegangen. So konnten die Studierenden ein Verständnis dafür entwickeln, wenn ich z.B. in Webex gehobene Hände nicht immer sofort gesehen habe. Ich hoffe, diese Offenheit hat dazu beigetragen, dass sich niemand vernachlässigt oder missverstanden fühlen musste.

Außerdem habe ich die Studierenden, die auf dem Campus anwesend waren, zum Teil aktiv ins Hybridmanagement einbinden können. So konnten sie mich z.B. auf in Webex gehobene Hände hinweisen oder Nachrichten im Webex-Chat vorlesen, wenn ich gerade meinen Bildschirm teilte (wodurch der Chat nicht mehr sichtbar war). Ich bin meinen Studierenden sehr dankbar, dass sie bereit waren, so aktiv an der Gestaltung erfolgreicher Hybridlehre mitzuwirken!

Wie klappte die Zusammenarbeit in Ihren Seminaren?

Lisa Weißbach: Dass die Zusammenarbeit der Studierenden untereinander unter dem Hybridsetting leidet, ist wohl unvermeidbar. Ein derart geteilter Raum kann eine produktive Gruppendynamik in Präsenz einfach nicht abbilden. Hierin sehe ich eindeutig die größte Schwäche der Hybridlehre. Und auch ich habe mich methodisch eingeschränkt gefühlt: so war ich z.B. unsicher, ob Gruppenarbeit sinnvoll umsetzbar ist. Gleichzeitig hat das ungewohnte Equipment auch für manche Lacher gesorgt – so landete das Wurfmikrofon mehrfach daneben, was die Stimmung jedes Mal spürbar auflockerte.

Welche Tipps haben Sie für andere Lehrende, die es einmal mit der Hybridlehre versuchen möchten?

  • Foto vom ersten eigenen Setup machen als Referenz für folgende Seminartermine
  • Keine Angst vor der Hybridlehre – sie fordert uns heraus, und zwar auf andere Art als die Präsenzlehre, aber sie ist schaffbar!
  • Immer mit den Studierenden in Kommunikation bleiben, um zu sehen, was funktioniert, was angepasst/vereinfacht werden darf und was überhaupt benötigt/gewünscht wird.
  • Im Vorhinein für sich selbst methodische Klarheit schaffen: Welche didaktischen Methoden sind in diesem besonderen Setting umsetzbar, sinnvoll, hilfreich? (Da sehe ich bei mir selbst noch Entwicklungspotenzial).

Ist die Hybridlehre für Sie ein Konzept mit Zukunft – auch unabhängig von der Pandemie?

Lisa Weißbach: Prinzipiell ja, allerdings hängt die Tauglichkeit von den Rahmenbedingungen ab. Für Seminare, die stark von Gruppenarbeit und persönlicher Interaktion abhängen, halte ich die Hybridlehre nicht für sehr geeignet. Aber in Seminaren, bei denen ein großer Teil der Diskussion über die Lehrperson als Knotenpunkt laufen kann, ohne dass der Lernerfolg hierunter leidet, kann Hybridlehre gut funktionieren. Ähnliches gilt sicherlich für Vorlesungen. Unser Studiengang lebt stark von der Einbindung internationaler Studierender, die von Hybridlehre besonders profitieren könnten. Auch für Pendler*innen mit langen Wegstrecken würden Konzepte wie z.B. ein Hybridtag pro Woche sicher eine Entlastung darstellen. Ich finde es sinnvoll, die technischen Fähigkeiten, die wir uns in der Pandemie erarbeitet haben, nicht direkt wieder zu verlernen – sie können hilfreiche Werkzeuge bleiben, wenn sie bedarfsorientiert und sinnfällig eingesetzt werden.

Die Fragen stellte Elisabeth Scherer, Lisa Weißbach antwortete per E-Mail

Weitere Infos zur Hybridlehre an der HHU finden Sie hier

 


Haben auch Sie besondere Erfahrungen mit der Online-Lehre gemacht? Wir freuen uns, hier Ihre Lehr-Ideen, Geschichten und Tipps zu veröffentlichen. Melden Sie sich einfach bei oder !

 

Kategorie/n: E-Learning, E-Meldungen, E-eLearning-Startseite
Verantwortlichkeit: